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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Faszination in die Schneewüste starrend.
    »Lange Tage und angenehme Nächte, yar, das sag ich, und wer was anderes sagen tät, der ist eh nich hier, wen kümmert’s also einen Scheiß, was er sagen tät?« Aus einer Tasche holte er etwas, was nur ein Gummibonbon sein konnte, und warf es hoch. Oy fing es mühelos aus der Luft: Schnapp!, und schon war es fort.
    Darüber mussten Roland und Susannah lachen. Es fühlte sich seltsam an, aber es war ein gutes Gefühl, so als fände man etwas Wertvolles wieder, das man lange für immer verloren geglaubt hatte. Selbst Oy schien nun zu grinsen, und falls das Pferd ihn störte (es wieherte nochmals laut, während sie aus ihrer überhöhten Position auf der Schneewehe auf Sai Collins hinabsahen), ließ er sich nichts anmerken.
    »Ich hab eine Million Fragen an euch«, sagte Collins, »aber ich will nur mit einer anfangen: Wie zum Teufel wollt ihr von dieser Schneewehe runterkommen?«
     
     

4
     
    Wie sich zeigte, rutschte Susannah einfach hinunter, indem sie die Schleppbahre als Schlitten benutzte. Sie entschied sich für die Stelle, wo das Nordwestende der Odd’s Lane im Schnee verschwand, weil der Wall dort nicht ganz so steil war. Ihre Fahrt war kurz, aber nicht glatt. Im unteren Drittel der Abfahrt prallte sie gegen einen großen Eisblock, fiel von der Schleppbahre und legte den Rest der Strecke wild lachend unter Purzelbäumen zurück. Die Schleppbahre kippte um – machte einen Kopfstand, wenn’s beliebt – und verstreute ihre Gunna in sämtliche Richtungen.
    Roland und Oy waren mit einigen Sätzen bei ihr. Roland, der sichtlich besorgt war, beugte sich sofort über sie, und Oy beschnüffelte fürsorglich ihr Gesicht, aber Susannah lachte noch immer. Das tat auch der alte Kauz. Daddy Mose hätte sein Lachen »fröhlich wie das Hutband von Dads Strohhut« genannt.
    »Mir fehlt nichts, Roland – glaub mir, als Kind bin ich mit meinem Dreirad schlimmer gestürzt.«
    »Ende gut, alles gut«, stimmte Joe Collins zu. Er begutachtete sie mit seinem gesunden Auge, wie um sicherzugehen, dass ihr auch wirklich nichts fehlte, und begann dann, einige der verstreuten Gegenstände aufzuheben, wobei er sich mühsam auf den Stock stützte. Sein dünnes weißes Haar wehte um sein rosiges Gesicht.
    »Nah, nah«, sagte Roland und streckte eine Hand aus, um ihn am Arm festzuhalten. »Lasst mich das machen, bevor Ihr auf Euren Podex fallt.«
    Das quittierte der Alte mit neuerlichem Lachen, in das Roland bereitwillig einfiel. Im Anbau hinter dem Häuschen wieherte das Pferd wieder laut, als wollte es gegen dieses Übermaß an guter Laune protestieren.
    »Auf meinen Podex fallen! Mann, das klingt gut! Ich hab kein blassen Schimmer nich, was mein Podex is, aber das klingt gut! Echt wahr!« Er klopfte den Schnee von Susannahs Hirschledermantel, während Roland rasch die verstreuten Sachen aufhob und wieder auf ihrem primitiven Schlitten stapelte. Auch Oy half mit, indem er mehrere Fleischpakete apportierte und auf die Ladefläche fallen ließ.
    »Wirklich ein kluger kleiner Kerl!«, sagte Joe Collins bewundernd.
    »Er ist ein guter Reisegefährte«, stimmte Susannah zu. Sie war jetzt sehr froh, dass sie Halt gemacht hatten; sie hätte die Bekanntschaft dieses gutmütigen alten Mannes um nichts in der Welt missen wollen. Sie streckte ihm ihre in dem unförmigen Handschuh steckende Rechte hin. »Ich bin Susannah Dean – Susannah von New York. Tochter des Dan.«
    Er ergriff ihre Rechte und schüttelte sie. Er trug keine Handschuhe, und obwohl seine Finger von Arthritis verkrümmt waren, war sein Händedruck kräftig. »New York, was? Nun, da komme ich ursprünglich auch her. Auch aus Akron, Ohio, und San Francisco. Sohn des Henry und der Flora, wenn ihr’s wissen wollt.«
    »Sie sind von der Amerika-Seite?«, fragte Susannah.
    »O Gott, ja, aber das ist lange, lange Zeit her«, antwortete er. »Was ihr vermutlich delah nennen würdet.« Sein gesundes Auge funkelte; das schlimme Auge betrachtete weiter mit derselben stumpfen Interesselosigkeit die Schneewüste. Er wandte sich an Roland. »Und wer sind Sie wohl, mein Freund? Denn ich nenne Sie meinen Freund, wie ich’s bei jedem tun würde, solange er sich nich als das Gegenteil erweist, worauf ich ihm mit Bessie, wie ich meinen Stock nenne, zu Leibe rücken würde.«
    Roland grinste. Er kann wohl nicht anders, dachte Susannah. »Roland Deschain von Gilead. Sohn des Steven.«
    »Gilead! Gilead!« Collins’ gesundes Auge wurde vor Staunen

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