Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
geschlossen, und sie vermutete, dass er die mehrfarbigen Scheinwerfer über der Bühne sah – den Farben des Zauberer-Regenbogens so ähnlich, wie ihr dabei einfiel – und den Rauch von fünfzig Zigaretten roch. Eine Hand an dem verchromten Mikrofonständer; die andere zum Gestikulieren frei. Joe Collins, der an einem Freitagabend im Jango’s auftrat …
    Nein, nicht freitags. Er hat gesagt, dass die Clubs am Wochenende alle immer Rock-Bands buchten.
    »Reden wir nicht von diesem ›Fehler am See‹-Zeug, Cleveland ist eine schöne Stadt«, sagte Joe. Sein Tempo beschleunigte sich jetzt etwas. Er begann zu rappen, wie Eddie vermutlich gesagt hätte. »Meine Eltern stammen aus Cleveland, aber als sie sechzig waren, sind sie nach Florida gezogen. Sie wollten nicht, aber Scheibenkleister, das ist nun einmal gesetzlich vorgeschrieben. Bing!« Joe schlug sich mit den Fingerknöcheln an die Stirn und schloss dabei die Augen. Roland lachte wieder halblaut, obwohl er keine Ahnung haben konnte, wo (oder auch nur was) Florida war. Susannahs Lächeln war noch breiter geworden.
    »Florida ist ein toller Ort«, sagte Joe. »Toller Ort. Die Heimat der Jungverheirateten und der Beinahe-Toten. Mein Großvater, Gott hab ihn selig, hat dort im Ruhestand gelebt. Wenn ich mal sterbe, möchte ich friedlich einschlafen, genau wie Opa Fred. Und nicht etwa so kreischend wie die Mitfahrer in seinem Wagen.«
    Darüber nun lachte Roland schallend laut, und Susannah stimmte ein. Oys Grinsen war breiter als je zuvor.
    »Meine Oma, die war auch großartig. Sie hat gesagt, sie habe schwimmen gelernt, als jemand mit ihr auf den Lake Cuyahoga rausgefahren sei und sie über Bord geworfen habe. Ich hab zu ihr gesagt: ›He, Oma, die haben gar nicht versucht, dir das Schwimmen beizubringen.‹«
    Roland schnaubte, wischte sich die Nase ab und schnaubte nochmals. Sein Gesicht war rot angelaufen. Lachen steigerte den gesamten Stoffwechsel, brachte den Organismus fast auf die Flucht-oder-Kampf-Ebene; das hatte Susannah irgendwo einmal gelesen. Was bedeutete, dass auch ihrer gesteigert sein musste, weil sie ja ebenfalls lachte. Es war, als strömten alle Schrecken, aller Kummer aus einer offenen Wunde, strömten daraus hervor wie …
    Nun ja, wie Blut.
    Sie vernahm, dass im Hintergrund ihres Bewusstseins eine Alarmglocke leise zu läuten begann, tat das jedoch ab. Welchen Grund gab es hier schon, besorgt zu sein? Sie lachten doch, um Himmels willen! Amüsierten sich!
    »Kann ich mal ’nen Augenblick ernst sein? Nein? Na, dann scheiß ich auf euch und den Klepper, auf dem ihr hergeritten seid – wenn ich morgen aufwache, bin ich nüchtern, aber ihr seid weiter hässlich. – Und glatzköpfig.«
    (Roland brüllte vor Lachen.)
    »Ich bin jetzt mal ernst, okay? Und wenn euch das nicht gefällt, könnt ihr’s euch ja dort reinstecken, wo ihr euren Geldbeutel tragt. Meine Oma war eine patente Frau. Frauen sind im Allgemeinen patent, wisst ihr das eigentlich? Aber sie haben auch ihre Fehler, genau wie Männer. Muss eine Frau sich beispielsweise entscheiden, ob sie einen Baseball fangen oder das Leben eines Babys retten soll, rettet sie lieber das Baby, ohne auch nur darüber nachzudenken, wie viele Spieler an den Malen sind. Bing!« Er schlug sich mit den Fingerknöcheln an die Stirn und riss die Augen auf eine komische Art auf, die beide Zuschauer zum Lachen brachte. Roland wollte seine Kaffeetasse abstellen, verschüttete dabei aber nur ihren Inhalt. Er hielt sich den Bauch. Ihn so laut lachen zu hören – dem Lachen völlig hingegeben – war wiederum so komisch, dass es bei Susannah neue Lachsalven auslöste.
    »Männer sind eine Sache, Frauen sind eine andere. Bringt man sie zusammen, ergibt sich ein völlig neuer Geschmacksgenuss. Wie Oreos. Wie Buttercremetorte mit Erdnussbutter. Wie Rosinenkuchen mit Schnoddersoße. Zeigt mir einen Mann und eine Frau, und ich zeige euch die Absonderliche Institution – nicht Sklaverei, sondern die Ehe. Aber ich wiederhole mich. Bing!« Er schlug sich an die Stirn. Riss die Augen auf. Diesmal schienen sie wie durch Federkraft halb aus den Höhlen zu springen
    (wie macht er das bloß)
    und Susannah musste sich den Bauch halten, der von der Gewalt ihres Lachens bereits zu schmerzen begann. Und ihre Schläfen pochten. Das tat zwar weh, aber es waren gute Schmerzen.
    »Verheiratet zu sein heißt, eine Frau oder einen Mann zu haben. Yeah! Schlagt’s im Wörterbuch nach! Bigamie heißt, eine Frau oder einen Mann zu viel

Weitere Kostenlose Bücher