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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ihrer Erleichterung auch. Sie konnte es nicht ertragen, ihn so auf den Knien liegen zu sehen. »Erhebe dich, Revolvermann, ich gewähre dir von ganzem Herzen Verzeihung.« Sie machte eine Pause, dann fügte sie hinzu: »Wenn ich dir jetzt noch neunmal das Leben rette, dürften wir ungefähr quitt sein.«
    »Dein gutes Herz macht, dass ich mich des eigenen schäme«, sagte er und erhob sich dann wieder. Die hektische Röte verschwand allmählich aus seinen Wangen. Er betrachtete das auf dem Teppich liegende Ding, dessen grotesk missgestalteter Schatten vom Feuerschein auf die Wände geworfen wurde. Sah sich in der beengten kleinen Hütte mit den alten Lampen und flackernden Glühbirnen um. »Was er uns zu essen gegeben hat, war in Ordnung«, sagte Roland, als hätte er ihre Gedanken gelesen und damit ihre gegenwärtig größte Angst erkannt. »Er hätte nie das vergiftet, was er … fressen wollte.«
    Susannah hielt ihm seinen Revolver mit dem Griff voraus hin. Er nahm ihn entgegen, lud aber erst zwei Patronen nach, bevor er die Waffe wieder ins Holster steckte. Die Tür der Hütte stand weiterhin offen, und der Wind blies Schnee herein. Auf dem Boden des kleinen Vorraums, in dem ihre primitiven Mäntel hingen, hatte sich bereits eine kleine Schneewehe gebildet. In dem Raum war es jetzt etwas kühler, nicht mehr ganz so heiß wie in einer Sauna.
    »Wie bist du dahinter gekommen?«, fragte er.
    Sie dachte an das Hotel zurück, in dem Mia die Schwarze Dreizehn zurückgelassen hatte. Als sie nicht mehr dort waren, hatten Jake und Callahan das Zimmer 1919 betreten können, weil jemand eine Mitteilung und einen
    (dad-a-cha)
    Schlüssel für sie hinterlegt hatte. Auf dem Briefumschlag hatten Jakes Name und die Worte Das ist die Wahrheit in einer Schrift gestanden, die halb Druckschrift, halb Schreibschrift war. Hätte Susannah diesen Umschlag mit der kurzen Nachricht mit der Mitteilung vergleichen können, die sie im Bad gefunden hatte, hätte sich ihrer Überzeugung nach herausstellen müssen, dass die Schrift in beiden Fällen identisch war.
    Wie Jake berichtet hatte, hatte die Empfangsdame im New Yorker Hotel Plaza-Park ihnen erklärt, dass den Umschlag ein gewisser Stephen King für sie abgegeben habe.
    »Komm mit«, sagte sie. »Ins Bad.«
     
     

3
     
    Wie der Rest der Hütte war das Bad jetzt viel kleiner, nicht mehr viel größer als ein Einbauschrank. Die Wanne war alt und rostig; ihr Boden war mit einer dünnen Schmutzschicht bedeckt. Sie sah aus, als wäre sie zuletzt …
    Nun, eigentlich erschien es Susannah, als wäre sie noch nie benutzt worden. Der Duschkopf war dick zugerostet. Die rosa Tapete war stumpf und schmutzig, hatte sich an einigen Stellen abgelöst. Sie war auch nicht mit Rosenranken bedruckt. Der Spiegel war noch da, aber er hatte in der Mitte einen senkrechten Sprung, sodass sie sich sagte, dass es fast einem Wunder gleichkam, sich nicht die Fingerkuppe zerschnitten zu haben, als sie darauf geschrieben hatte. Ihr Atemhauch war lange verdampft, aber die Wörter waren noch da – in der Schmutzschicht sichtbar: ODD LANE und darunter DANDELO .
    »Das ist ein Anagramm«, sagte sie. »Siehst du’s?«
    Er begutachtete die Wörter, dann schüttelte er leicht beschämt den Kopf.
    »Nicht deine Schuld, Roland. Das sind unsere Buchstaben – nicht die, die du kennst. Glaub mir, das ist ein Anagramm. Eddie hätte das sofort erkannt, möchte ich wetten. Ich weiß nicht, ob Dandelo sich damit einen Scherz erlauben wollte oder ob es Glammer-Regeln gibt, an die Wesen wie er sich halten müssen … jedenfalls haben wir das Buchstabenrätsel mit freundlicher Unterstützung von Stephen King rechtzeitig gelöst.«
    »Du hast’s gelöst«, sagte er. »Ich war damit beschäftigt, mich totzulachen.«
    »Das hätten wir beide getan«, sagte sie. »Du warst nur etwas verwundbarer, weil dein Sinn für Humor … Entschuldige, Roland, aber im Allgemeinen ist er ziemlich lahm.«
    »Ja, ich weiß«, bestätigte er düster. Dann wandte er sich plötzlich ab und verließ das Bad.
    Susannah hatte einen schrecklichen Verdacht. Es schien sehr lange zu dauern, bis der Revolvermann zurückkam. »Roland, ist er noch …?«
    Er nickte mit schwachem Lächeln. »Noch immer so tot wie zuvor. Du hast gut geschossen, Susannah, aber ich hatte auf einmal das Bedürfnis, mich davon zu überzeugen.«
    »Ich bin froh darüber«, sagte sie einfach.
    »Oy hält Wache. Sollte irgendwas passieren, würde er es bestimmt melden.« Er hob den

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