Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Torwächters wirklich aus seinem Herzen wich.
    »Ay, Revolvermann!« sagte sie. »Wohl gesprochen! Sie bringen uns meilenweit voran, und das sollen sie!« Sie neigte das Glas und trank es in einem Zug leer. Als ihr Glas leer war, leerte Roland das seine. Eddie und Susannah tranken auch, allerdings nicht so rasch.
    Jake kostete von seinem Getränk und stellte fest, daß es ihm schmeckte – es war nicht bitter, wie er erwartet hatte, sondern süß und herb zugleich, wie Apfelwein. Aber er spürte die Wirkung fast augenblicklich und stellte das Glas sorgfältig beiseite. Oy schnupperte daran, dann wandte er sich ab und legte die Schnauze auf Jakes Knöchel.
    Um sie herum spendete die kleine Gruppe alter Menschen – die letzten Einwohner von River Crossing – Beifall. Die meisten weinten unverhohlen wie Tante Talitha. Jetzt wurden weitere Gläser – nicht so erlesen, aber gebrauchsfähig – herumgereicht. Die Party begann, und es war eine prächtige Party an dem langen Sommernachmittag unter dem endlosen Himmel der Prärie.
     
     

7
     
    Eddie fand, die Mahlzeit an diesem Tag war die beste, die er seit den mythischen Geburtstagsfesten seiner Kindheit gehabt hatte, als seine Mutter es sich zur Aufgabe machte, ihm alles zu servieren, was ihm schmeckte – Hackfleisch und Bratkartoffeln und Maiskolben und Schokoladentorte und Vanilleeis.
    Allein die Vielfalt der Speisen vor ihnen – nachdem sie monatelang nichts anderes gegessen hatten als Hummerfleisch und Wild und die wenigen bitteren Grünpflanzen, die Roland als genießbar bezeichnet hatte –, hatte zweifellos etwas mit dem Vergnügen zu tun, das ihm das Essen bereitete, aber Eddie glaubte nicht, daß das der einzige Grund war; er stellte fest, daß der Junge tellerweise in sich hineinschaufelte (und alle paar Minuten dem Bumbler zu seinen Füßen ein Stück von etwas abgab), und Jake war noch keine Woche hier.
    Es gab Schüsseln mit Stew (Stücke von Büffelfleisch schwammen in einer dicken braunen Soße mit Gemüse), Platten mit frischen Biskuits, Schalen mit frischer weißer Butter und Schüsseln mit Blättern, die wie Spinat aussahen, aber keiner war… nicht genau. Eddie war nie besonders verrückt nach Gemüse gewesen, aber als er davon gekostet hatte, wachte ein unterernährter Teil von ihm auf und schrie danach. Er aß von allem reichlich, aber sein Bedarf nach dem grünen Blattgemüse nahm die Ausmaße von Gier an, und er sah, daß auch Susannah sich immer wieder damit den Teller füllte.
    Die alte Frauen und die Albinozwillinge räumten die Schüsseln ab. Sie kehrten mit Kuchenstückchen zurück, die hoch auf zwei dicken Keramikplatten aufgeschichtet waren, und dazu gehörte eine Schüssel Schlagsahne. Der Kuchen verströmte einen süßlichen Wohlgeruch, bei dem Eddie den Eindruck hatte, als wäre er gestorben und in den Himmel gekommen.
    »Nur Büffelsahne«, sagte Tante Talitha wegwerfend. »Keine Kühe mehr – die letzte hat vor dreißig Jahren das Zeitliche gesegnet. – Büffelsahne ist nichts Besonderes, aber besser als nichts, bei Daisy!«
    Wie sich herausstellte, war der Kuchen mit Blaubeeren gefüllt. Eddie fand, daß er jedem Kuchen, den er bisher gegessen hatte, eine Landmeile voraus war. Er aß drei Stücke, lehnte sich zurück und rülpste schallend, ehe er sich die Hand vor den Mund halten konnte. Er sah sich schuldbewußt um.
    Mercy, die blinde Frau, gackerte. »Das hab’ ich gehört! Jemand dankt der Köchin, Tantchen!«
    »Ay«, sagte Tante Talitha, die selbst lachte. »So ist es.«
    Die beiden Frauen, die das Essen serviert hatten, kamen wieder zurück. Eine trug einen dampfenden Krug; die andere balancierte eine Anzahl Keramiktassen auf einem Tablett.
    Tante Talitha saß am Kopf der Tafel, Roland rechts von ihr. Jetzt beugte er sich zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie hörte zu, ihr Lächeln ließ ein wenig nach, dann nickte sie.
    »Si, Bill und Till«, sagte sie. »Ihr drei bleibt. Wir ziehen uns zu einem kurzen Palaver mit diesem Revolvermann und seinen Freunden zurück, weil diese noch am heutigen Nachmittag weiterziehen wollen. Ihr anderen trinkt euren Kaffee in der Küche und seid leise. Und vergeßt nicht die guten Manieren, bevor ihr geht!«
    Bill und Till, die Albinozwillinge, blieben am unteren Ende der Tafel sitzen. Die anderen stellten sich in einer Reihe auf und gingen langsam an den Reisenden vorbei. Jeder gab Eddie und Susannah die Hand und küßte Jake auf die Wange. Der Junge ließ es mit Anstand über

Weitere Kostenlose Bücher