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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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abzubrennen oder zu sprengen.
    »Was passiert, wenn wir an eine Stelle kommen, wo die Schiene wirklich weg ist?« fragte Eddie. Er stellte fest, daß er stets mit lauter Stimme zu Blaine sprach, als hätte er jemanden am Telefon und eine schlechte Verbindung.
    »BEI ACHTHUNDERT MEILEN PRO STUNDE?« fragte Blaine amüsiert. »SEE YOU LATER ALLIGATOR, AFTER A WHILE CROCODILE, VERGISS NICHT ZU SCHREIBEN.«
    »Komm schon!« sagte Eddie. »Du willst mir doch nicht erzählen, daß eine so komplizierte Maschine wie du ihre eigene Strecke nicht nach Schäden absuchen kann.«
    »NUN! DAS HÄTTE ICH TUN KÖNNEN«, stimmte Blaine zu, »ABER – ACH, GEH! – ICH HABE DIESE SCHALTKREISE DURCHGESCHMORT, BEVOR WIR AUFGEBROCHEN SIND.«
    Eddies Gesicht war eine Maske der Fassungslosigkeit. »Warum?«
    »WEIL ES SO VIEL AUFREGENDER IST, FINDEST DU NICHT AUCH?«
    Eddie, Susannah und Jake wechselten betroffene Blicke. Roland, der offenbar nicht im geringsten überrascht war, saß gelassen auf dem Sessel, hatte die Hände im Schoß gefaltet und sah hinab, während sie neun Meter über den armseligen Hütten und verfallenen Häusern dahinfuhren, die diesen Stadtteil bevölkerten.
    »SEHT GENAU HIN, WENN WIR DIE STADT VERLASSEN, UND MERKT EUCH, WAS IHR SEHT«, sagte Blaine zu ihnen. »MERKT ES EUCH GUT.«
    Die unsichtbare Baronskabine beförderte sie zu der Lücke in der Mauer. Sie fuhren hindurch, und als sie auf der anderen Seite herauskamen, schrien Eddie und Susannah wie mit einer Stimme auf. Jake riskierte einen Blick und schlug die Hände vor die Augen. Oy fing hektisch an zu bellen.
    Roland sah mit aufgerissenen Augen hinunter und kniff die Lippen zusammen zu einer blutleeren Linie, gleich einer Narbe. Die Erkenntnis erfüllte ihn wie ein grelles weißes Licht.
    Hinter der großen Mauer von Lud fing das richtige Wüste Land an.
     
     

7
     
    Der Mono war abwärts gefahren, als sie sich der Kluft in der Mauer genähert hatten, so daß sie nicht mehr als neun Meter über dem Boden gewesen waren. Das machte den Schock noch größer… denn als sie auf der anderen Seite herauskamen, fuhren sie in einer erschreckenden Höhe dahin – zweihundert Meter, vielleicht sogar zweihundertfünfzig.
    Roland sah über die Schulter zu der Mauer, die jetzt hinter ihnen zurückblieb. Als sie sich ihr genähert hatten, da hatte sie sehr hoch ausgesehen, aber aus dieser Perspektive wirkte sie wahrhaftig winzig – ein rissiger Fingernagel aus Stein, der sich an den Rand eines endlosen, sterilen Landstrichs klammerte. Regennasse Granitklippen stürzten steil in einen auf den ersten Blick endlosen Abgrund. Direkt unterhalb der Mauer durchzogen große, runde Löcher wie leere Augenhöhlen den Fels. Schwarzes Wasser und violette Rauchfahnen quollen daraus hervor wie brackige, träge Ströme und ergossen sich als überlappende, stinkende Rinnsale, die fast so alt aussahen wie das Gestein selbst, über den Granit. Dorthin müssen alle Abfallprodukte der Stadt wandern, dachte Roland. Über den Rand und runter in die Grube.
    Aber es war keine Grube; es war eine tiefliegende Ebene. Es war, als hätte das Land jenseits der Stadt auf einem riesigen, flachen Fahrstuhl gelegen, der irgendwann einmal in der frühen, ungeschriebenen Vergangenheit abwärts gefahren war und ein großes Stück der Welt mit sich genommen hatte. Blaines Schiene mit ihrer schmalen Strebe schien im leeren Raum zu schweben.
    »Was hält uns oben?« schrie Susannah.
    »SELBSTVERSTÄNDLICH DER BALKEN«, antwortete Blaine. »ALLES DIENT IHM, WIE IHR WISST. SEHT NACH UNTEN – ICH SCHALTE DIE UNTEREN QUADRANTENSCHIRME AUF VIERFACHE VERGRÖSSERUNG.«
    Selbst Roland verspürte ein Schwindelgefühl in der Magengrube, als das Land unten zu ihnen heraufzuschnellen schien. Das Bild, das sich ihnen darbot, war häßlicher als alles Häßliche, das er früher gesehen hatte, zusammengenommen… und das war traurigerweise eine ganze Menge. Das Land unten war durch ein schreckliches Ereignis geschmolzen und verschmort worden – die schreckliche Katastrophe zweifellos, die diesen Teil der Welt überhaupt erst so tief in sich selbst hineingetrieben hatte. Die Erdoberfläche war zu verzerrtem schwarzem Glas geworden und zu Wülsten aufgeworfen, die man kaum Hügel nennen konnte, oder von tiefen Rissen durchzogen, die man kaum Täler nennen durfte. Einige versengte Alptraumbäume streckten die Äste anklagend in den Himmel; in der Vergrößerung schienen sie nach den Reisenden zu greifen wie die Arme von

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