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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aller Leben auf dem Spiel stand, nicht wie ein Kind zu benehmen, zu grinsen und Witze zu reißen.
    Er machte den Mund auf, um etwas zu sagen – ein Eddie-Dean-Special, das witzig und spitz zugleich sein würde, eine Bemerkung von der Sorte, wie sie seinen Bruder Henry immer auf die Palme brachte –, doch dann machte er ihn wieder zu. Vielleicht hatte der Lange, Große und Hässliche ja Recht; vielleicht war es an der Zeit, die Bonmots und kindischen Witzchen zu lassen. Vielleicht war es an der Zeit, endlich erwachsen zu werden.
     
     

3
     
    Nachdem sie sich drei Minuten murmelnd unterhalten und Eddie und Susannah rasch in Ringelrätselreihen geblättert hatten (Jake wusste bereits, welches er Blaine zuerst aufgeben wollte, wie er sagte), ging Roland zur vorderen Wand des Baronswagens und legte die Hand auf das grell leuchtende Rechteck. Sofort erschien der Streckenplan wieder. Obwohl man in der geschlossenen Kabine kein Gefühl von Bewegung wahrnehmen konnte, war der grüne Punkt wiederum näher an Rilea herangerückt.
    »ALSO, ROLAND, SOHN DES STEVEN!«, sagte Blaine. Eddie fand, dass er sich jovialer anhörte, fast schon ausgelassen. »IST DEIN KA-TET BEREIT ZU BEGINNEN?«
    »Ja. Susannah von New York wird die erste Runde eröffnen.« Er drehte sich zu ihr um, dämpfte die Stimme etwas (Susannah ging nicht davon aus, dass das viel nützen würde, wenn Blaine mithören wollte) und sagte: »Wegen deiner Beine musst du nicht vortreten wie wir anderen, aber sprich aufrichtig, und rede ihn jedes Mal persönlich mit Namen an, wenn du dich an ihn wendest. Falls – wenn – er dein Rätsel richtig löst, sagst du ›Danke-sai, Blaine, du hast richtig geantwortet.‹ Dann wird Jake in den Mittelgang treten, und er ist an der Reihe. Alles klar?«
    »Und wenn seine Antwort falsch ist oder er gar nicht antwortet?«
    Roland lächelte grimmig. »Ich glaube, darum müssen wir uns jetzt noch keine Gedanken machen.« Er sprach mit lauter Stimme weiter. »Blaine?«
    »JA, REVOLVERMANN?«
    Roland holte tief Luft. »Es geht los.«
    »AUSGEZEICHNET!«
    Roland nickte Susannah zu. Eddie drückte ihr eine Hand; Jake tätschelte die andere. Oy sah sie mit seinen goldgeränderten Augen gebannt an.
    Susannah lächelte ihnen nervös zu, dann sah sie zum Streckenplan hinüber. »Hallo, Blaine.«
    »HOWDY, SUSANNAH VON NEW YORK.«
    Ihr Herz klopfte, ihre Achselhöhlen waren nass, und sie stellte erneut etwas fest, was ihr zum ersten Mal bereits in der ersten Klasse aufgefallen war: Es war schwer, den Anfang zu machen. Es war schwer, vor der ganzen Klasse aufzustehen und als Erste ein Lied zu singen, einen Witz zu erzählen oder zu schildern, wie man seine Sommerferien verbracht hatte… oder sein Rätsel zu stellen. Das Rätsel, das sie ausgesucht hatte, stammte aus Jake Chambers’ verrücktem Englischaufsatz, den er ihnen während des langen Palavers nach ihrem Aufbruch von River Crossing fast Wort für Wort erzählt hatte. Der Aufsatz mit dem Titel Mein Verständnis von Wahrheit enthielt zwei Rätsel, von denen Eddie dem Mono allerdings schon eines gestellt hatte.
    »SUSANNAH? BIST DU NOCH DA, MEIN KLEINES COWGIRL?«
    Wieder spöttisch, aber diesmal klang der Spott beschwingt, humorvoll. Heiter. Blaine konnte charmant sein, wenn er bekam, was er wollte. Wie bestimmte verzogene Kinder, die sie gekannt hatte.
    »Ja, Blaine, ich bin da, und hier ist mein Rätsel. Was kann vier Räder haben und fliegen auch?«
    Es folgte ein eigentümliches Klicken, so als würde Blaine den Laut eines Menschen nachahmen, der mit der Zunge am Gaumen schnalzte. Danach folgte eine kurze Pause. Als Blaine antwortete, war die Heiterkeit fast gänzlich aus seiner Stimme verschwunden. »NATÜRLICH DER STÄDTISCHE MÜLLWAGEN. EIN KINDERRÄTSEL. WENN EURE ANDEREN RÄTSEL NICHT BESSER SIND, WIRD ES MIR ZIEMLICH LEID TUN, DASS ICH EUER LEBEN AUCH NUR SO KURZE ZEIT VERSCHONT HABE.«
    Diesmal leuchtete der Streckenplan nicht grellrot auf, sondern blassrosa. »Macht ihn nicht wütend«, flehte die Stimme des Kleinen Blaine. Jedes Mal, wenn er das Wort ergriff, stellte sich Susannah einen schwitzenden, kleinen, kahlköpfigen Mann vor, dessen Bewegungen allesamt etwas Geducktes hatten. Die Stimme des Großen Blaine kam von überall her (wie die Stimme Gottes in einem Film von Cecil B. DeMille, dachte Susannah), aber die des Kleinen Blaine immer nur von einer Stelle: einem kleinen Lautsprecher unmittelbar über ihnen. »Bitte macht ihn nicht wütend, Leute; er hat die Bahn

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