Der dunkle Turm - Gesamtausgabe
glitten zwei kalte Finger in sie hinein. Es tat weh, aber nur einen Augenblick und nicht schlimm; wenn sie mitten in der Nacht zum Abtritt gegangen war, hatte sie sich schon schlimmer wehgetan, wenn sie mit den Zehen oder dem Schienbein irgendwo dagegengestoßen war. Das Schlimmste war die Demütigung und der Ekel vor Rheas uralten Fingern.
»Schön eng, das bist du!«, rief Rhea. »Und unberührt wie eh und je! Aber das wird Thorin schon ändern, das wird er! Was dich betrifft, Mädchen, ich verrate dir ein Geheimnis, das deine knausrige, verklemmte Tante mit ihrer langen Nase und ihren kleinen Flohstichen von Titten nie erfahren hat: Auch ein Mädchen, das unberührt ist, muss nicht auf einen Kitzel dann und wann verzichten, wenn sie weiß, wie!«
Als die Vettel ihre Finger wieder herauszog, schloss sie sie sanft um den kleinen fleischigen Knubbel am oberen Ende von Susans Spalte. Einen schrecklichen Moment lang glaubte Susan, sie würde die empfindliche Stelle kneifen, wo sie doch manchmal tief durchatmen musste, wenn sie sie beim Reiten nur am Knauf des Sattels rieb, aber stattdessen liebkosten die Finger… tätschelten… und das Mädchen verspürte voller Entsetzen, wie sich eine Wärme in ihrem Bauch ausbreitete, die alles andere als unangenehm war.
»Wie eine kleine Seidenknospe«, gurrte die alte Frau und bewegte ihre tastenden Finger schneller. Susan spürte, wie ihre Hüften nach vorn stießen, als wären sie von einem Eigenleben beseelt, und dann dachte sie an das gierige, selbstsüchtige Gesicht der alten Frau, rosa wie das Gesicht einer Hure bei Gaslicht, als es über dem offenen Kästchen schwebte; sie dachte daran, wie der Beutel mit den zwei Goldstücken an seiner Kordel von dem runzligen Mund gehangen hatte wie ein abgetrenntes Stück Fleisch, und da war es um die Wärme geschehen, die sie empfand. Sie wich zitternd zurück und bekam eine Gänsehaut auf Armen und Bauch und Brüsten.
»Du bist fertig mit dem, wofür du bezahlt worden bist«, sagte Susan. Ihre Stimme klang trocken und schroff.
Rheas Gesicht erstarrte. »Du wirst mir nicht sagen, ob aye, nay oder vielleicht, du impertinentes Balg! Ich weiß, wann ich fertig bin, ich, Rhea, die Geisterfrau vom Cöos, und…«
»Sei still und steh auf, bevor ich dich ins Feuer trete, unnatürliches Ding.«
Die alte Frau fletschte ihre wenigen verbliebenen Zähne wie ein Hund, und Susan wurde klar, dass sie und das Hexenweib nun wieder genau da waren, wo sie angefangen hatten: drauf und dran, einander die Augen auszukratzen.
»Wenn du auch nur einen Fuß gegen mich hebst, du unverschämte Fotze, wird das, was mein Haus verlässt, ohne Hände und Füße sein und blinden Auges.«
»Ich zweifle nicht daran, dass du das könntest, aber es würde Thorin nicht gefallen«, sagte Susan. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie sich auf den Namen eines Mannes berufen, um Schutz zu suchen. Als ihr das klar wurde, schämte sie sich… und kam sich irgendwie klein vor. Sie wusste nicht, woran das liegen mochte, zumal sie eingewilligt hatte, in seinem Bett zu schlafen und sein Kind auszutragen, aber es war so.
Die alte Frau sah sie an, und ihr runzliges Gesicht arbeitete, bis es sich zur Parodie eines Lächelns arrangierte, das schlimmer war als die höhnische Grimasse. Rhea stand schnaufend auf, indem sie sich an der Armlehne ihres Stuhls festhielt. Währenddessen begann Susan sich rasch anzuziehen.
»Aye, es würde ihm nicht gefallen. Vielleicht weißt du es doch am besten, Mädchen; ich habe eine seltsame Nacht hinter mir, die Seiten von mir wachgerufen hat, welche lieber im Schlaf geblieben wären. Alles andere, was geschehen ist – betrachte es als Kompliment an deine Jugend und Reinheit… und auch deine Schönheit. Aye. Du bist ein schönes Ding, gar keine Frage. Dein Haar… wenn du es öffnest, und ich wollte, das wirst du für Thorin tun, wenn du ihm beiwohnst… es glänzt wie die Sonne, oder nicht?«
Susan wollte der alten Vettel nicht den Mund verbieten, aber sie wollte diese heuchlerischen Komplimente auch nicht ermutigen. Zumal sie immer noch den Hass in Rheas Triefaugen sehen und die Berührung der alten Frau immer noch wie Käfer auf ihrer Haut kribbeln fühlen konnte. Sie sagte nichts, stieg nur in ihr Kleid, zog es über die Schultern und knöpfte die Vorderseite zu.
Möglicherweise begriff Rhea, welche Richtung ihre Gedanken einschlugen, da das Lächeln von ihrem Gesicht verschwand, und ihr Verhalten wurde sachlich. Für Susan war das
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