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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einen Augenblick lang wurde es von dem Geist des Mannes heimgesucht, zu dem er einmal werden würde. Cuthbert sah diesen Geist und erschauerte – er wusste nicht genau, was er da sah, wusste nur, dass es grässlich war.
    »Die Großen Sargjäger«, sagte Roland. »Hast du sie in der Stadt gesehen?«
    »Nur Jonas und Reynolds«, antwortete Cuthbert. »Immer noch keine Spur von Depape. Ich glaube, nach der Nacht im Saloon hat Jonas ihn in einem Wutanfall erwürgt und über die Klippen ins Meer geworfen.«
    Roland schüttelte den Kopf. »Jonas ist zu sehr auf die Männer angewiesen, denen er vertraut, um sie zu beseitigen – er ist so weit draußen auf dünnem Eis wie wir. Nein, Depape ist nur eine Zeit lang weggeschickt worden.«
    »Wohin denn?«, fragte Alain.
    »Wo er in die Büsche scheißen und im Regen schlafen muss, wenn das Wetter schlecht ist.« Roland lachte kurz und humorlos. »Jonas hat ihn wahrscheinlich unsere Spuren zurückverfolgen lassen.«
    Alain grunzte leise und überrascht, obwohl er eigentlich gar nicht überrascht war. Roland saß entspannt auf Rusher und sah über den verträumten Landstrich zu den grasenden Pferden hinüber. Mit einer Hand strich er unbewusst über die corvette, die er ins Hemd gesteckt hatte. Schließlich drehte er sich wieder zu ihnen um.
    »Wir warten noch ein Weilchen«, sagte er. »Vielleicht überlegt sie es sich ja anders.«
    »Roland…«, begann Alain, und sein Ton wirkte bei aller Sanftheit gefährlich.
    Roland hob die Hand, bevor Alain fortfahren konnte. »Zweifle nicht an mir, Alain – ich spreche als meines Vaters Sohn.«
    »Na gut.« Alain streckte die Hand aus und berührte Roland kurz an der Schulter. Was Cuthbert betraf, er enthielt sich eines Urteils. Roland mochte als seines Vaters Sohn handeln oder auch nicht; Cuthbert vermutete, dass Roland im Augenblick überhaupt nicht Herr seiner Sinne war.
    »Erinnert ihr euch, was Cort zu sagen pflegte, was die Hauptschwäche von Würmern wie uns sei?«, fragte Roland mit dem Anflug eines Lächelns.
    »›Wenn ihr lauft, ohne nachzudenken, fallt ihr in ein Loch‹«, zitierte Alain, eine bärbeißige Imitation, bei der Cuthbert laut lachen musste.
    Rolands Lächeln wurde eine Spur breiter. »Aye. Das sind Worte, die ich nicht vergessen werde, Jungs. Ich werde diesen Wagen nicht umwerfen, um zu sehen, was darin ist… es sei denn, uns bleibt keine andere Wahl. Susan überlegt es sich vielleicht, wenn sie Zeit zum Nachdenken hat. Ich glaube, sie hätte gleich eingewilligt, mich zu sehen, wenn nicht… andere Dinge zwischen uns stünden.«
    Er machte eine Pause, und eine Zeit lang herrschte Schweigen zwischen ihnen.
    »Ich wünschte, unsere Väter hätten uns nicht hierher geschickt«, sagte Alain schließlich… obwohl es allein Rolands Vater gewesen war, der sie geschickt hatte, was alle drei genau wussten. »Wir sind zu jung für derartige Dinge. Um Jahre zu jung.«
    »In jener Nacht im Traveller’s Rest haben wir richtig gehandelt«, sagte Cuthbert.
    »Das war aber nur wie zur Übung, nicht der Ernstfall – und sie hatten uns zuvor nicht für voll genommen«, sagte Alain. »Das wird ihnen aber nicht noch einmal passieren.«
    »Sie hätten uns nicht geschickt – weder mein Vater noch eure –, wenn sie gewusst hätten, was wir finden würden«, sagte Roland. »Aber jetzt haben wir es gefunden, und nun müssen wir dafür geradestehen. Ja?«
    Alain und Cuthbert nickten. Sie würden dafür geradestehen, allerdings – daran schien kein Zweifel mehr zu bestehen.
    »Jedenfalls ist es jetzt zu spät, sich darüber Gedanken zu machen. Wir warten und hoffen auf Susan. Ich würde das Citgo-Gelände lieber nicht ohne jemanden aus Hambry, der sich dort auskennt, betreten… aber sobald Depape zurückkehrt, müssen wir das Risiko eingehen. Gott weiß, was er herauskriegen oder welche Geschichten er erfinden könnte, um Jonas gefällig zu sein, oder was Jonas tun mag, nachdem sie miteinander palavert haben. Es könnte zu einer Schießerei kommen.«
    »Nach diesem ganzen Herumschleichen wäre mir das fast willkommen«, sagte Cuthbert.
    »Wirst du ihr noch eine Nachricht schicken, Will Dearborn?«, fragte Alain.
    Roland dachte darüber nach. Cuthbert wettete insgeheim mit sich selbst, wie sich Roland entscheiden würde. Und verlor.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Wir müssen ihr Zeit lassen, so schwer es uns fällt. Und hoffen, dass ihre Neugier sie zu uns führt.«
    Damit trieb er Rusher in Richtung des leer stehenden

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