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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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oder Erlösers nicht gehen. Blieben Nord und Süd.
    Nord.
    Das war die Antwort, die sein Herz gab. Daran bestand keine Frage.
    Nord.
    Der Revolvermann setzte sich in Bewegung.
     
     

4
     
    Er ging drei Stunden lang. Er fiel zweimal hin, und beim zweiten Mal glaubte er nicht, daß er noch einmal imstande sein würde aufzustehen. Dann rollte eine Welle auf ihn zu, und zwar so nahe, daß ihm seine Revolver wieder einfielen, und er sprang ohne zu überlegen auf und stand auf Beinen, die wie Stelzen zitterten.
    Er glaubte, daß er in diesen drei Stunden vier Meilen zurückgelegt hatte. Jetzt wurde die Sonne heiß, aber nicht heiß genug, um zu erklären, daß sein Kopf pochte und ihm der Schweiß übers Gesicht strömte; und auch der Wind vom Meer war nicht so heftig, daß er die plötzlichen Zitteranfälle erklären konnte, die ihn überfielen, die seinen Körper mit Gänsehaut überzogen und seine Zähne zum Klappern brachte.
    Fieber, Revolvermann, kicherte der Mann in Schwarz. Was noch in dir ist, wurde von Feuer entzündet.
    Jetzt waren die Linien der Infektion deutlicher hervorgehoben; sie waren vom rechten Handgelenk halb bis zum Ellbogen hinaufgewandert.
    Er legte noch eine Meile zurück und leerte den Wasserschlauch. Er band ihn mit dem anderen um die Taille. Die Landschaft war monoton und unfreundlich. Rechts das Meer, links die Berge, unter den Sohlen seiner zusammengeschnittenen Stiefel der graue, von Muscheln übersäte Sand. Die Wellen kamen und gingen. Er hielt nach den Monsterhummern Ausschau, sah aber keine. Er kam aus dem Nichts und ging ins Nichts, ein Mann aus einer anderen Zeit, der, wie es schien, ein sinnloses Ende erreicht hatte.
    Kurz vor Mittag fiel er wieder und wußte, er konnte nicht mehr aufstehen. Also war dies der Ort. Hier. Dies war schließlich das Ende.
    Er lag auf Händen und Knien und hob den Kopf wie ein geschlagener Kämpfer… und in einer gewissen Entfernung, vielleicht eine Meile, vielleicht drei (es war schwer, an diesem einförmigen Strand Entfernungen zu schätzen, zumal er das Fieber in sich hatte, das seine Augäpfel nach innen und außen pulsieren machte), erblickte er etwas Neues. Etwas, das aufrecht auf dem Strand stand.
    Was war es?
    (drei)
    Einerlei.
    (drei ist deine Schicksalszahl)
    Es gelang dem Revolvermann, wieder auf die Beine zu kommen. Er krächzte etwas, ein Flehen, das nur die kreisenden Meeresvögel hörten (wie glücklich wären sie, könnten sie mir die Augen aus dem Kopf picken, dachte er, wie glücklich über einen so schmackhaften Happen!), dann setzte er sich, schwankender denn je, in Bewegung und ließ eine Spur hinter sich, die aus unheimlichen Schlaufen und Schlingen bestand.
    Er ließ keinen Blick von dem, was da vorne auf dem Strand stand. Wenn ihm das Haar in die Augen fiel, strich er es beiseite. Es schien nicht näher zu kommen. Die Sonne erreichte das Dach des Himmels, wo sie viel zu lange zu verweilen schien. Roland stellte sich vor, er wäre wieder in der Wüste, irgendwo zwischen der Hütte des letzten Grenzbewohners
    (das musikalische Gemüse, je mehr du frißt, desto mehr du furzt)
    und dem Rasthaus, wo der Junge
    (dein Isaak)
    auf ihn gewartet hatte.
    Seine Knie knickten ein, streckten sich, knickten ein, streckten sich wieder. Als ihm das Haar wieder einmal in die Augen fiel, machte er sich nicht mehr die Mühe, es zurückzustreichen; er hatte nicht mehr die Kraft, es zurückzustreichen. Er sah zu dem Gegenstand, der mittlerweile einen schmalen Schatten in Richtung Hochland warf, und ging weiter.
    Jetzt konnte er es erkennen, mit oder ohne Fieber.
    Es war eine Tür.
    Weniger als eine Viertelmeile davon entfernt, knickten Rolands Knie wieder ein, und dieses Mal konnte er ihre Scharniere nicht steif machen. Er stürzte, seine rechte Hand glitt über körnigen Sand und Muschelschalen, die Stummel seiner Finger kreischten, als frischer Schorf weggerissen wurde. Die Stummel fingen wieder an zu bluten.
    Er kroch weiter. Kroch, während das stetige Rauschen, Dröhnen und Zurückweichen des Westlichen Meeres in seinen Ohren klang. Er benützte Ellbogen und Knie und grub Vertiefungen in den Sand oberhalb des Streifens schmutziggrünen Tangs, der die Flutlinie markierte. Er nahm an, daß der Wind immer noch wehte – er mußte wehen, denn die Kälte lief weiterhin durch seinen Körper –, aber der einzige Wind, den er hören konnte, waren die rasselnden Atemstöße, die in seine Lunge gesogen und hinausgeweht wurden.
    Die Tür kam

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