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Der Durchblicker: Novelle (German Edition)

Der Durchblicker: Novelle (German Edition)

Titel: Der Durchblicker: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Moncrief zu uns. – Habta von letzte Nacht gehört?
    – Nee, meinten wir unisono.
    – Ihr kennt doch den Dingsda, diesen Blinden, wisst ihr? Der Typ, mit dem wir gestern Abend anner Theke n Bier getrunken ham.
    – Ja, und? sagte Roxy mit geheucheltem Interesse.
    – Is letzte Nacht gestorben, Hirnblutung. Die arme Sau lag tot im Schnee inner Dalry Road. Die vom Streudienst ham n letzte Nacht gefunden.
    – Scheiiiße! Und gestern Abend warn wir mit dem Jungen noch zusammen! sagte Roxy.
    Ich war zu geschockt, um seinen Nerv zu bewundern.
    – Verdammte Schande, knurrte Big Moncrief,– war n harmloses Bürschchen. Und wisst Ihr was? Irgendne verkommne Ratte hat ihn gefilzt. Da liegt die arme Sau sterbend im Schnee, und rufen die da n Krankenwagen? Von wegen! Kommt da n Arsch lang und denkt: Hoppla, was n das? Statt n Krankenwagen zu rufen, filzt die Sau ihm die Taschen und klaut ihm’s Portemonnaie. Das hamse leer auf m Friedhof gefunden.
    – Das is ja echt entsetzlich, Roxy schüttelte den Kopf.– Ich hoffe, die Sau erwischen sie.
    – Wenn ich den in die Finger krieg …, knurrte Moncrief.
    – Mann, is das vielleicht hart, meinte ich schwächlich, bevor ich das Thema wechselte.– Was trinkt ihr?
    Armer Blindfisch. Kein übler Kerl und so. Wie hieß er noch gleich richtig?

7
Valium und Schwanzlutschen
    Mir ist der Junge gleich suspekt, als er sagt, ich muss da noch nen Mann mit nem braunen Päckchen treffen. Man merkte schon, dass der Junge wusste, dass er mir suspekt war. Man merkte auch, wie er’s genoss, dass er mir suspekt war. War nur so, dass er mir nicht suspekt war, weil ich ihn für nen abgewichsten Dealer oder so was hielt; er war mir suspekt, weil ich ihn für n Flachwichser hielt.
    Braunes Päckchen, bei den Hängetitten meiner Oma. Der is ja vielleicht drauf.
    Ronnie hätte wohl auch gefunden, dass der Typ n Wichser war, wäre er nicht– wie es in dem Lied heißt– grade so damit beschäftigt gewesen, Karussell zu spielen. Seine Pupillen waren wie Stecknadelköpfe, trotz der schweren Augenlider, die schlaff herunterhingen. Sein Pint mit Gift, das unberührt vor ihm stand, wurde langsam schal und sah schließlich so aus, wie das, was es war: eine stinkende Pissbrühe. Keiner würde es mehr anrühren.
    Ich blieb bei meinem erfolgreichen Boykott der Produkte der Scottish and Newcastle Breweries und kippte mein Becks. Diesem Boykott, den ich seit einigen Jahren fruchtlos betrieb, wurde jetzt durch die stagnierende Mittelmäßigkeit der S&N-Produkte Vorschub geleistet; sie hatten der Konkurrenz kampflos das Feld überlassen.
    Ich nahm mit einem müden Winken zur Kenntnis, dass der Wichser abzog, zweifelsohne, um das erste Piece Edinburgher Hasch zu beschaffen, das je in einem braunen Päckchen geliefert wurde. Als er sagte,– tschüs, Jungs, gelang es Ronnie, irgendwas Marginales mit seinen Augen und Lippen anzustellen.
    – Panne, Ron? fragte ich.
    Zur Antwort legte Ronnie den Kopf in die Hände, die Ellbogen auf dem Tisch aufgestützt, und gestattete seinen Lippen ein kaum wahrnehmbares Kräuseln.
    Ich sah noch einmal auf das Pint, das vor ihm stand; die Dealer brauchten die Konkurrenz aus dem Bereich legaler Drogen wahrlich nicht zu fürchten. Ich ärgerte mich mehr denn je, dass es S&N gelungen war, den Übernahmeversuch dieser Typen aus Australien abzuwehren. Ich weiß noch, dass von einer feindlichen Übernahme die Rede gewesen war. Feindlich gegenüber wem? Mir gegenüber jedenfalls nicht. Sicher würde sich kein anderes Volk mit so beschissenen Drogen abspeisen lassen.
    Ich schaffe Ronnie raus und in ein Taxi, leicht unwillig darüber, dass wir schon ne geschlagene Stunde der fälschlich so genannten Happy Hour verpasst haben, die weder das eine noch das andere ist: n bisschen so wie die beschissene moralische Mehrheit. In diesem affigen Schuppen, wo sie giftige Chemikalien zu Preisen ausschenkten, die nicht bloß ausbeuterisch, sondern kriminell waren, dauerte sie an normalen Werktagen von fünf bis acht. Und wenn man sich die Kundschaft ansah, die verzweifelt um die Aufmerksamkeit der Bedienung kämpfte, war happy wirklich das letzte Wort, das einem einfiel. Sie sollten das in Desperate Hour umtaufen.
    Ronnie kippte ins Taxi, und sein Gesicht schlug hart gegen das Seitenfenster.– Stockbridge, Sportsfreund, rufe ich dem Fahrer zu, weil ich mir denke, dass Ronnie Amphetamine vertragen könnte, damit sich sein Gehirnstoffwechsel halbwegs wieder einpendelt.
    Als wir in Veitchys Bude

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