Der Durchblicker: Novelle (German Edition)
Aschenbecher auf ihm aus. Der Schmier glitt von ihm ab und troff auf den hässlichen roten Teppich. Ronnie wollte immer noch nicht wach werden. Dann kackte ihm Denise aufs Gesicht, einen großen, dampfenden, feuchtenHaufen. Mittlerweile fürchtete ich um meine eigene Gesundheit. Ich hatte Zuckungen und heftige Seitenstiche vor lauter Lachen, und Penman war nach einem Kicherkrampf beinahe ohnmächtig geworden.
Wir machten noch n paar Fotos. Ich hatte mich zum Reihern gebracht, nicht schwer bei dieser Schweinerei und allem, was ich schon getrunken hatte, und Ronnie über Gesicht und Brust gekotzt, die nicht mehr zu erkennen waren. Er sah aus wie ein Haufen Bakterienschleim aus einem Klärbehälter; ein Klumpen Giftmüll; eine Außenstelle der städtischen Mülldeponie.
Als wir genug gelacht hatten, sackten unsere Adrenalinspiegel simultan ab, während wir das Chaos in Augenschein nahmen.
– Meine Scheiße, sagte ich.– Wie sind wir denn drauf. Ist das vielleicht krank!
– Veitchy wird nen ganz schönen Hass auf uns haben. Sein Teppich is hin, meinte Denise.
Jetzt kriegte Penman doch Schiss.– Wegn Ronnie und so. Ron is n ziemlicher Irrer. Damals im Burnt Post hat er n Messer beigehabt. Man weiß nie, wozu n Typ auf Downern fähig ist, wenn ihm einer auf die Zehen tritt.
Das stimmte wohl.– Verpissen wir uns, schlug ich vor. Und lassen Veitchy und Ron n bisschen Geld da. Fürs Saubermachen.
Keiner hatte besonders zwingende Argumente, zu bleiben und die Suppe auszulöffeln. Wir brachen auf und nahmen ein Taxi nach Tollcross. Wir gaben uns die Kante, spielten aber immer noch mit dem Gedanken, unser Glück im Citrus Club zu versuchen, als Veitchy in den Pub kam. Zu unserer Überraschung nahm er die Sache gelassen, besser als Ronnie offensichtlich.
Veitchy war von der Aktion total baff, um nicht zu sagenfassungslos erstaunt.– Ich hab in meiner Bude noch nie einen gesehen, der so aussah. War echt völlig krank. Ich hab mich bepisst, als ich reinkam und das Licht anmachte. Hab nur den ganzen Weg bis zum Badezimmer alte Zeitungen ausgelegt. Als Ronnie aufwachte, war die Hölle los. Er brüllte nur: DIE DRECKSCHWEINE! DIE MIESEN FOTZEN! EINE VON DEN RATTEN STIRBT DAFÜR! Dann schlurft er einfach in die Dusche, stellt sich drunter, mit Klamotten und allem, und braust sich ab. Dann kommt er klatschnass wieder raus und meint: Ich hau ab nach Haus.
Ich blickte Denise und Penman an. Manchmal sind Freunde die letzten Menschen, denen man trauen kann.
– Haste Koks aufgetrieben? fragte Denise Veitchy.
– Nee, nur die hier, meinte er und hielt ein paar Kapseln hin.
– Eckys? fragte Penman.– Ich brauch kein Ecky. Hab ich selber zentnerweise, du Ficker.
– Nee, das is Ketamin. Special-K’s, wa. Klaro?
– Ohne mich, Denise schüttelt sich.
Penman sieht mich an.– Ich bin dabei, sagt er.
– Warum nicht, stimme ich zu,– nur so zum Spaß.
Wir pfeifen alle eine ein, abgesehen von Denise, aber n paar Minuten später bettelt er Veitchy an, er soll ihm auch eine geben. Ich fang an, mich schwer und schläfrig zu fühlen. Wir labern alle Scheiße.
Dann weiß ich erst wieder, wie ich alleine im Meadows tanze, um fünf Uhr an einem Sonntagmorgen.
8
Paranoia
Ich denke über mein Leben nach, und das ist immer ganz, ganz dumm. Und zwar, weil es einige Dinge gibt, über die man besser gar nicht nachdenkt, Dinge, die einen nur noch mehr runterziehen, wenn man darüber nachdenkt.
Ich höre, wie mein Alter nach mir ruft:– BRIAN! AUFSTEHEN! NA LOS! ZACK ZACK!
– Ey, bin schon unterwegs. Streiten ist zwecklos. Ich muss mich heute anmelden. Wenn der alte Knabe mal beschlossen hat, dass ich auf sein soll, gibt er keine Ruhe.
Ich stehe verschlafen auf. Derek liegt in seinem Bett und räkelt sich wach.
– Heute nicht zur Arbeit? frage ich ihn.
– Nee. Hab frei.
Derek kommt ganz gut zurecht. Will die Prüfung zum Verwaltungsbeamten ablegen oder hat es vielleicht schon getan. Keine Ahnung. Die Details der trivialen Aktivitäten der Werktätigen hatten für einen Mann des Müßiggangs noch nie besondere Anziehungskraft.
– Kannst du dich noch an Ma erinnern, Deek? Ich kann nicht glauben, dass ich ihn das gerade gefragt habe.
– Klar, natürlich.
– Du warst erst sechs, als sie wegging.
– Trotzdem kann ich mich erinnern.
– Hm … ich mein nur, ist schon lange her, dass du drüber gesprochen hast … ich wollte wohl sagen, seit wir drüber gesprochen haben, sagte ich.
– Da gibt’s auch nich viel zu
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