Der Durchblicker: Novelle (German Edition)
einer morbiden Neugier erfüllt, was sie wohl vorhatte.
Ich betrachtete ihr Gesicht und konnte nichts als Zähne sehen. Sie begann mit ihren Fingern Kreise auf meiner Haut zu ziehen.– Du hast ja richtig zarte Babyhaut, wie?
Was soll man darauf sagen? Ich lachte nur.
– Findest du, ich habe einen guten Körper? Ich wette, du meinst, ich wär längst jenseits von Gut und Böse, oder?
– Nein, nein, das würd ich nicht sagen, May.
Ich dachte: aber um Lichtjahre.
– Des muss solche Pillen schlucken, weißt du. Er hatte vor ner Weile nen Herzinfarkt. Sie halten das Blut dünn, damit es keine Blutgerinnsel gibt. Das Dumme ist, dass er ihm nicht mehr steht. Weißt du, ich liebe Des, aber ich bin noch eine junge Frau, Schätzchen. Ich brauche auch mein kleines Vergnügen, ein bisschen harmlosen Spaß, oder? Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder, Schätzchen?
Ich sah sie streng an.– Sind das hier Liegesitze?
Waren sie.
Ich tauchte ab und leckte sie; ich ließ meine Zunge flink gegen ihre Klitoris züngeln und dann aufreizend kreisen. Ich musste an Graeme Souness denken, weil er Probleme mit dem Herzen hatte. Ich fragte mich, ob er auch wegen der Pillen keinen hochbekommt. Ich begann, über seine Laufbahn nachzudenken, und konzentrierte mich auf die82er WM in Spanien; ich weiß noch, wie ich die mit meinem Dad gesehen habe. Meine Mum war damals erst drei Jahre weg, und wir waren gerade von meiner Tante Shirley zurückgekommen. Sie hatte sich die ganze Zeit um uns gekümmert, bis Dad sich allem wieder gewachsen fühlte. Er hatte so ne Art Zusammenbruch gehabt. Spricht nicht darüber. Tatsache ist, wir hatten uns bei Shirley in Moredun wohlgefühlt, und wir wollten eigentlich nicht zurück nach Muirhouse oder, wie er es nannte, »wieder eine richtige kleine Familie sein«. Als kleines Bonbon ließ er uns sämtliche Spiele der WM von 1982 sehen. Im Wohnzimmer über dem Kamin war eine riesige Schautafel angebracht. Die Spuren der Klebestreifen zeigen immer noch, wo die vier Ecken waren, obwohl schon mindestens einmal neu gestrichen worden ist, soviel ich weiß. Billige Farbe, nehme ich an. Na ja, jedenfalls, das Lob, mit dem Souness damals überschüttet wurde, aber ich fand, dass er sich einfach mit viel faulem Zauber durchs Turnier mogelte. Ich meine, dieses Zwei-Zwei gegen die Sowjetunion, meine Fresse.
– Ohh, du bist ja ein ganz Schlimmer … ohh … ohhh, zischte sie erregt und rammte mein Gesicht gegen ihre Möse. Ich fand mich nicht zurecht, krampfhaft bemüht, Luft durch die Nase zu bekommen, in die ein stechender Geruch stieg. Ein Geschmack war da nicht, nur der Geruch, der ihn vermuten ließ.
Ich hab Souness vor Augen, der arrogant wie ein Pfau in der Mitte des Rasens herumstolziert, aber er fängt einfach nichts an mit dem Ball, hält ihn bloß, dabei brauchen wir einen Sieg, und die Sekunden verrinnen. Trotzdem, das waren die Zeiten, als es tatsächlich noch Leute gab, die sich für die schottische Nationalelf interessierten.
– Besorg’s mir …, flüsterte sie,– du hast mich so aufgegeilt, Süßer, jetzt besorg’s mir …
Er war zu schlapp, um ihn reinzustecken, aber sie nahm ihn kurz in den Mund, und er wurde wieder stramm. Ich steckte ihn rein, und sie stöhnte so laut, dass ich ganz verlegen wurde. Ich schob nach Souness-Art mein Kinn vor und rammelte los. Nach etwa einem halben Dutzend Stöße kam sie wie ne Wilde, mit ihren Händen meine Arschbacken knetend.– DU KLEINE GEILE SAU! DU KLEINER GEILER STECHER! OH IST DAS GUT …, kreischte sie.
Die alte Nummer mit der Zunge bringt es immer. Ist das Einzige, wozu die altehrwürdige schottische Zunge wirklich zu gebrauchen ist. Ich dachte an ihre Tochter und pumpte meine Suppe in sie rein.
Ich überlegte, ob ich wohl noch mal zum Tee eingeladen werden würde.
13
Hochzeit
May machte weiter, als sei nichts geschehen, außer, dass sie mir gelegentlich frech zugrinste, und sie hatte sich auch angewöhnt, am Fotokopierer meinen Arsch zu betatschen. Die ganze Geschichte verwirrte mich ein bisschen. War das vielleicht schräg. In der ersten Woche nach meiner Affäre mit May hatte ich dann die Einladung in der Post. Sie lautete:–
TOMMY AND SHEILA DEVENNEY
laden Sie herzlich ein zur Vermählung ihrer Tochter
Martina
mit
Mr. Ronald Dickson
am Samstag, den 11. März 1994 um 15 Uhr in der
Drum Brae Parish Church, Drum Brae, Edinburgh,
mit anschließender Feier im Capital Hotel,
Fox Covert Road.
Ich legte sie auf meinen Nachttisch. Das
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