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Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)

Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)

Titel: Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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die junge Frau schien zu wissen, dass Stephen und sie verheiratet waren.
    „Sie haben mir Lord Whitmore gestohlen“, stieß sie hervor. „Wir hatten die Absicht zu heiraten.“
    Die Frau schien das wirklich zu glauben, und Emily hielt den Dessertlöffel abwehrend wie eine Waffe vor sich, als Miss Hereford aufsprang und auf sie zukam. „Das ist kein Krieg zwischen uns beiden“, sagte sie sachlich. „Wenn es Unstimmigkeiten gibt, sollten Sie mit Lord Whitmore darüber sprechen.“
    „Und Sie sollten sich schämen“, erwiderte Miss Hereford anklagend. „Wie können Sie sich selbst eine Dame nennen und glauben, dass Sie gut genug für ihn sind? Was haben Sie getan? Sich ihm an den Hals geworfen?“
    Mühsam hielt Emily eine scharfe Erwiderung zurück. „Ich schätze, wir haben einander nichts mehr zu sagen.“ Sie nickte knapp und kehrte in den Ballsaal zurück.
    An der Wand fand sie endlich einen freien Platz und atmete tief durch. Miss Herefords Worte sollten sie verletzen und an sich selbst zweifeln lassen. Das taten sie. Und sie warfen unliebsame Fragen auf.
    Warum hatte Stephen sich ausgerechnet für sie entschieden, wenn es doch so viele andere Frauen gab, die infrage gekommen wären? Miss Hereford verkörperte alle Tugenden einer jungen Dame: Sie war anmutig, selbstsicher und vertraut mit der feinen Gesellschaft.
    Stephen kam durch den Saal in ihre Richtung. Obwohl er sie kurz ansah, behandelte er sie ansonsten wie Luft und ging weiter. Emilys Ärger wuchs.
    „Darf ich bitten, Miss Hereford?“
    Er würde doch nicht etwa mit dieser Frau tanzen? Emily hatte das Gefühl, vor Wut platzen zu müssen. Als das Paar an ihr vorbeiging, warf Miss Hereford ihr einen triumphierenden Blick zu, und Emily war ernstlich versucht, etwas nach ihr zu werfen – den Dessertlöffel möglicherweise oder, noch besser, den Rest der Zitronencreme. Doch eine Dame würde nie in aller Öffentlichkeit eine Szene machen, selbst wenn ihre Gefühle zutiefst verletzt waren.
    Das reicht, beschied sie im nächsten Moment. Nicht eine Sekunde länger werde ich noch bleiben . Stephen drehte Miss Hereford im Kreis herum, sah jedoch unentwegt zu Emily herüber. Es tröstete sie nicht, zumal sie bemerkte, wie der Marquess dem Paar wohlwollend zunickte.
    Ob es überhaupt jemandem auffallen würde, wenn sie sich in der Limonadenschüssel ertränkte?
    Sie reichte einem der Diener die Dessertschale und ging in Richtung Terrasse. Es war hoffnungslos, und nie wieder würde sie einen Versuch wie den heutigen unternehmen. Ihr war klar geworden, dass eine Frau wie sie nun einmal nicht in die Kreise der gehobenen Gesellschaft gehörte.
    Sie fragte sich, wie es wohl für eine junge Dame sein mochte, wenn Gentlemen eifrig darum bemüht waren, mit ihr zu tanzen. Wie es war, Komplimente zu hören statt des Hinweises, dass man einen ordentlichen Schneider benötigte?
    Wie gerne hätte sie sich in den Armen des Earls zu einem Walzer gewiegt, ein eisblaues Satinkleid und kostbare Brillanten getragen und gewusst, wohin sie gehörte. Allein schon um Whitmore – falls er es gewagt hätte, einer anderen Dame schöne Augen zu machen – dafür büßen zu lassen, indem sie ihm nachdrücklich auf die Zehen trat.
    Ihre eigenen Füße bereiteten ihr inzwischen derartige Qualen, dass sie einen abgeschiedenen Teil der Terrasse aufsuchte und die engen Tanzschuhe unter einem ausladenden Farn entsorgte. Glücklicherweise war ihr Kleid lang genug, um ihre bestrumpften Füße vor den Blicken der anderen zu verbergen.
    Sie plante, durch den Garten an der Hausseite entlang zum Ausgang zu gehen, doch kaum hatte sie sich auf den Weg gemacht, als Stephen sie einholte. „Was hat Miss Hereford vorhin zu dir gesagt?“, fragte er besorgt.
    „Sie war wütend, weil wir verheiratet sind.“
    „Das habe ich befürchtet“, erwiderte er. „Du hast ausgesehen, als würdest du ihr am liebsten die Augen auskratzen.“
    Emily schwieg und setzte ihren Weg über den Rasen fort. Der Saum ihres Kleides sog die Nässe des Grases auf, und ihre Füße schmerzten. Es war wohl nicht der schlaueste Einfall gewesen, sich der Slipper zu entledigen, auch wenn es ihren geschundenen Zehen Erleichterung verschaffte.
    Unbeirrt ging Stephen neben ihr her, und sie machte sich nicht die Mühe, ihn zu fragen, weshalb er sie begleitete. Dieses Mal würde nichts, was er sagte, sie zum Bleiben bewegen. Lieber werfe ich mich vor eine Kutsche, schwor sie sich aufsässig, als noch einmal in den Saal

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