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Der Eden Effekt

Titel: Der Eden Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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die Mona Lisa mit Buntstiften zu malen. In Oberau hatte ich Computer und Mitarbeiter, die sich mit Statistiken auskannten, und Zugang zu Datenmaterial. Jedenfalls habe ich jetzt zumindest eine Vorstellung davon, welche Variablen Anika benutzt. Wonach sie sucht.« Er schüttelte den Kopf. »Verdammt! Sie hatte schon alles zusammen, und es lag direkt vor meinen Augen.«
    »Und wenn du es gewusst hättest?«
    Er zuckte hilflos mit den Schultern. »Dann hätte ich Laramie nicht ohne die Unterlagen verlassen, und Kasperski wäre schon viel weiter.«
    In diesem Moment klingelte Michelles Handy. »Verzeihung, Brian. Bin gleich wieder da.«
    Mark beobachtete, wie sie aufstand und anmutig um die Tische herum zur Tür ging. Kurz darauf sah er sie vor dem Fenster auf der beleuchteten Straße stehen und telefonieren.
    Sie nickte, und es sah fast so aus, als würde sie sich gegen das Handy lehnen. Ab und zu warf sie einen Blick ins Restaurant. Ob sie über mich sprechen?
    Mark dankte dem Kellner, als er das Essen brachte, und wartete, bis Michelle zurückkehrte.
    »Ärger?«, fragte er.
    Michelle setzte sich wieder, legte die Serviette auf ihren Schoß und runzelte die Stirn. »Es gibt Komplikationen. Wie du mir, so ich dir, lautet offenbar die Devise. Unserem Freund Kasperski ist es gelungen, Anika French in Washington aus den Händen des FBI zu entführen. Ich habe dich entführt, und er hat sie entführt.«
    »Wie viele Tote?«, fragte Mark wie betäubt.
    Michelle schaute ihn amüsiert an, während sie eine Muschel aufspießte und Nudeln um die Gabel wickelte. »Kasperski ist nicht dumm. Die Amerikaner sind in einer verzwickten Lage und natürlich fuchsteufelswild. Aber FBI-Agenten töten? Damit würde Kasperski sich Sanktionen einhandeln, die er lieber vermeiden möchte.«
    »Das verstehe ich nicht.« Mark spürte furchtbare Angst in sich aufsteigen.
    »Brian, in diesem Spiel gibt es Regeln. Eine einfache Entführung bedeutet, dass die Vereinigten Staaten Druck ausüben werden, ein Lösegeld anbieten und eine Reihe, sagen wir, ›sanfter Methoden‹ zum Einsatz bringen, um French zurückzubekommen. Das Letzte, was Kasperski will, ist ein SEAL-Team, das irgendwann nachts vom Himmel fällt.« Sie hielt kurz inne. »Dennoch wird das gute alte Amerika viel Druck auf die Deutschen ausüben. Viele von ihnen werden daraufhin ihre Verbindungen zu Kasperski noch einmal überdenken.«
    Mark runzelte die Stirn. »Ich würde Stephanies Angriff auf die Villa nicht gerade als ›sanfte Methode‹ bezeichnen.«
    Michelle lächelte versonnen. »Die CIA setzt für Operationen wie in der Villa oft gekaufte Leute ein. Auch hier war das größtenteils der Fall. Andere, wie zum Beispiel ich, nehmen für solche Operationen eine Identität an, die nicht bis in die Staaten zurückverfolgt werden kann.«
    »Hm?«
    »Denk doch mal nach, Brian. Du hast die Kommandozentrale gesehen. Glaubst du, die CIA würde irgendeine Spur hinterlassen, die die italienische Regierung – ein geschätzter NATO-Verbündeter – bis Langley zurückverfolgen könnte? Das könnte zu einer internationalen Krise führen.« Sie zeigte mit der Gabel auf ihn. »Mach nicht so ein entsetztes Gesicht, und probier mal die Venusmuscheln. Sie sind köstlich.«
    Mark schob sich eine Muschel in den Mund. Oh, Anika, es tut mir so leid!
    Was musste sie nun durchstehen? Er dachte an Kasperski. Dieser Mann war eiskalt und skrupellos.
    »Was glaubst du, Shelly, wie groß sind die Chancen, Anika zu befreien?«
    »Gering. Ich wette, nachdem sie dich verloren haben, wird Anika so schnell nicht in Garmisch-Partenkirchen zum Essen ausgeführt.« Als Michelle sah, wie bestürzt Mark war, fügte sie hinzu: »Ihr wird nichts zustoßen, Brian. Wie schon gesagt, gibt es Regeln in diesem Spiel. Kasperskis Angriff auf die Villa fällt in eine Grauzone. Wir haben ihn praktisch dazu herausgefordert, Vergeltung zu üben, indem wir dich in unsere Gewalt gebracht haben. Anika Frenchs Entführung aus den Vereinigten Staaten war eine wahre Meisterleistung. Niemand hat Schaden genommen, und er wird ihr auch nichts antun. Sonst würde er die wohlwollende Haltung der Deutschen und vielleicht sogar der Schweizer einbüßen.«
    »Und was wird er stattdessen tun? Du hast selbst gesagt, dass Stephanie mich irgendwann getötet hätte.«
    »Du bist aus freien Stücken nach Oberau gereist. Da ging es nicht um nationale Ehre. Wen hätte es schon interessiert, wenn du in Europa verschwunden wärest? Aber eine

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