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Der Eden Effekt

Titel: Der Eden Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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verstehen.
    »Ein Teil des Puzzles«, erwiderte Mark und schaute zum Fenster. »Es ist fast dunkel. Auch Frischvermählte müssen etwas essen.«
    Er drehte den goldenen Ehering an seinem Finger hin und her. Nach seiner Heirat mit Denise damals hatte er sich immer geweigert, einen Ehering zu tragen. Kein Wunder, dass seine Ehe nicht von Glück gesegnet war. Jetzt hing sein Leben von einem goldenen Ring ab. Doch wenn er es recht bedachte, war es vielleicht immer so gewesen. Hätte er damals schon verstanden, was ihm jetzt bewusst geworden war, hätte sein Leben mit Denise vielleicht eine andere Wende genommen. Und er wäre nun in Laramie in Sicherheit und würde mit seiner Familie gemütlich zu Abend essen.
    Der Einkaufsbummel hatte unglaublichen Spaß gemacht. Er und Michelle ... nein, er und Shelly waren von einem Geschäft zum anderen gelaufen und hatten sich eine neue Garderobe gekauft, sich Schmuck, Muranoglas, prächtige Kronleuchter angesehen, Händchen gehalten und das Geld anderer Leute ausgegeben.
    Okay, dann starb er eben morgen. Heute war jedenfalls ein herrlicher Tag gewesen. Er besaß nun einen Prada-Anzug, eine Hilfiger-Hose, Ferragamo-Schuhe, Zegna-Hemden, einen schicken Filzhut und neue Nikes.
    Mark hatte es gehasst, mit Denise shoppen zu gehen, aber Michelle alias Shelly dabei zu beobachten, wie sie Dolce-und-Gabana-Kleider, Escada-Kostüme und Rodriguez-Outfits anprobierte, war wie eine Offenbarung. Sie bot in der teuren Kleidung, die ihre hübsche Figur betonte, einen atemberaubenden Anblick. Ihr kräftiges schwarzes Haar glänzte im Licht. Diese Frau wusste intuitiv, was ihr gut stand und wie sie es tragen musste, um Männer zu beeindrucken. Schon kleine Veränderungen in der Körperhaltung – ob nun eine leichte Neigung der Hüfte oder der Schulter – erzielten bei ihr große Wirkung.
    Offenbar war sie schon häufiger in diese Rolle geschlüpft. Rolle? Fest stand, dass sie sich in teurer Designerkleidung wohlfühlte. Eine sonderbare Vorstellung, wenn man bedachte, wie sicher sie die Ducati gelenkt hatte und wie gut sie mit der Pistole umgehen konnte.
    Michelle schob Anikas Aufzeichnungen, in denen sie gelesen hatte, auf den Tisch und half ihm, die Unterlagen in der richtigen Reihenfolge in den Karton zu legen. Dann klebte sie ihn mit Paketband zu und klebte eine winzige Ecke davon obendrauf.
    »Wenn jemand den Karton öffnet, wird er das hier übersehen.« Sie zeigte auf das Stückchen Klebeband. »Wenn diese Ecke fehlt, sagst du mir Bescheid, okay?«
    »Ja.« Mark stand auf und verzog das Gesicht, als er sich streckte. »Puh, ich bin doch nicht mehr so jung, wie ich dachte!«
    »Das geht uns allen so, Brian.«
    Michelle nahm ihre Handtasche, verließ mit Mark das Hotelzimmer und schob einen kleinen Papierkeil unter die Tür. Nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte, lächelte sie ihn an. »Italienisch heute?«
    »Nein, Burger King natürlich.«
    Sie stieß ausgelassen mit der Hüfte gegen seinen Po.
    Hand in Hand stiegen sie die Treppe zur Rezeption hinunter und traten hinaus auf die Riva degli Schiavoni. Auf der Ponte della Paglia blieb Michelle stehen und zeigte auf die geschlossene Brücke über dem schmalen Kanal. »Das ist die Seufzerbrücke. Sie ist so gebaut worden, damit Häftlinge, die aus dem alten Gefängnis zum Dogenpalast gebracht wurden, nicht durch einen Sprung ins Wasser entkommen konnten. Es gibt aber auch noch die Erklärung, dass politische Gefangene auf diese Weise ungesehen und heimlich zur Hinrichtung geführt werden konnten.«
    »Entzückend.«
    Sie gingen am Campanile vorbei, betraten den Markusplatz und tauchten in der Menge unter. Die Tauben ließen sich von den Menschenmassen nicht einschüchtern. Sie schienen zu spüren, wo jemand im nächsten Augenblick den Fuß aufsetzte, und suchten sich einfach ein neues Plätzchen.
    Es bereitete Michelle und Mark großes Vergnügen, die Speisekarten vor den Restaurants zu studieren. Schließlich fiel Michelles Wahl auf ein Restaurant im Opernviertel. Als sie es betraten, wurden sie an einen Tisch hinten im Lokal geführt.
    Michelle wählte einen Wein aus der Gegend und half Mark bei seiner Bestellung. Als sie sich im Kerzenschein über den Tisch vorbeugte, umhüllte das lange Haar ihre Schultern wie eine Mantille. Das sanfte Licht spiegelte sich in ihren Augen. »Was meinst du, Brian? Kriegst du das hin mit dem Modell?«
    Mark seufzte. »Sicher, aber wenn ich im Hotelzimmer daran arbeite, ist es so, als würde man versuchen,

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