Der Eden Effekt
Tod entscheiden.
Skip schob gerade die schwere Kiste zur Seite, als ein zweiter Lastwagen mit einer Reihe schrottreifer Motorräder eintraf. Nacheinander wurden sie auf die hydraulische Ladebordwand gestellt und auf platten Reifen und mit verbogenen Felgen in die Werkstatt geschoben. Bis zur Mittagszeit hatte Skip sechzehn Maschinen entgegengenommen, die unterschiedlich stark beschädigt waren.
Um kurz nach eins kamen zwei Mechaniker, Jürgen und Lars, in einem weiteren Lastwagen und brachten Werkbänke, Motorradhebebühnen und Werkzeugkisten mit. Nachdem sie alles abgeladen hatten, begannen die Mechaniker, die Motorräder auseinanderzunehmen und die Teile auf die Werkbänke zu legen.
Weder Jürgen noch Lars kannten die wahren Absichten von »Alpen Motorrad«, wie Skip sein Geschäft nannte. Sie waren eingestellt worden, damit die nur zum Schein eröffnete Motorradwerkstatt auch glaubwürdig erschien.
Später kam noch Helmut dazu. Es versetzte Skip einen Stich, als dieser auf der silberfarbenen Moto Guzzi Norge auf den Parkplatz fuhr. Zum letzten Mal hatte er die Maschine in Amsterdam gesehen, und damals saß Jenn auf dem Soziussitz.
Helmut stieg von der Maschine und nahm den Integralhelm ab. Er hatte sich das Haar braun gefärbt und trug einen Schnauzbart. Dem alten Helmut ähnelte er in keiner Weise mehr. In der Kiste, die auf den Soziussitz geschnallt war, befand sich ein billiges Radio mit CD-Player. Helmut stöpselte den Stecker ein, worauf Rockmusik durch die Halle dröhnte. Lars und Jürgen freuten sich darüber und hoben die Daumen. Eine Motorradwerkstatt ohne Radio war unvorstellbar.
Helmut warf Skip einen Blick zu, worauf die beiden Männer auf die geöffnete Werkstatttür zugingen. Von diesem Standpunkt aus, auf dem Westhang oberhalb von Oberau, konnten sie das Firmengelände von ECSITE zwischen den Bäumen jenseits des Tals erahnen. Am zerklüfteten, felsigen Hang auf der anderen Seite fanden sich Weiden und Wälder.
»Was meinst du?«, fragte Skip. Er steckte die Daumen hinter den Gürtel und trat hinaus auf den Hof. An diesem Nachmittag schien die Sonne, sodass die Berge Schatten warfen. Skip drehte sich kurz um und vergewisserte sich, dass Jürgen und Lars außer Hörweite waren.
Helmut trat einen Schritt vor und betrachtete den Firmenkomplex in der Ferne. »Zu diesem Zeitpunkt haben sie schon erfahren, dass das Gebäude wieder vermietet ist. Es wird jemand kommen, um uns zu überprüfen. Vielleicht sogar schon heute Nacht. Kasperskis Sicherheitsdienst will sich bestimmt informieren, wer wir sind und was wir hier machen.«
»Ein Glück, dass das Gebäude frei war.«
Helmut zuckte mit den Schultern. »Wir wissen alle, wie es um die Wirtschaft steht, seitdem es mit dem Euro den Bach hinuntergeht. Es ist eine gute Tarnung, Motorräder als preiswerte Transportmittel zu reparieren.«
»Wetten, dass Kasperski misstrauisch geworden wäre, wenn wir uns hier stattdessen mit Überwachungstechnik beschäftigen würden?«
»Spione reparieren keine alten Motorräder. Kein Spion, der diesen Namen verdient, macht sich die Finger schmutzig.«
Skip grinste. »Dann ist es wohl besser, wenn wir uns die Finger schmutzig machen. Du weißt schon, was ich meine. Wir müssen auch wie Mechaniker aussehen. Ich will gut vorbereitet sein, wenn sie sich hier umschauen.«
»Und wo hältst du dich heute Nacht auf?«
Skip zeigte auf eine Gruppe Tannen oberhalb des Hauses. »Ich glaube, da oben. Sobald die Mechaniker Feierabend machen, installiere ich die ferngesteuerten Kameras und die Bewegungsmelder. Vielleicht kann ich ein paar Fotos machen. Dann kann Langley mit der Identifizierung beginnen.« Er zuckte mit den Schultern. »Wenn heute Nacht überhaupt jemand kommt.«
»Sie kommen«, prophezeite Helmut ihm. »Kasperski überlässt nichts dem Zufall, und Oberau ist seine Stadt. Könnte sogar sein, dass er der eigentliche Besitzer des Hauses ist. Der ideale Ort, von dem aus ein Spion ihn beobachten könnte, nicht wahr?«
»Ein cleverer Mann wie er könnte sogar schon Überwachungsgeräte im Haus installiert haben, oder?«
»Vielleicht.« Helmut betrachtete mit zusammengekniffenen Augen Kasperskis Firmenkomplex in der Ferne. »Und wann kommt ihr Mann?«
Skip schaute auf die Uhr. »Ich erwarte ihn jeden Augenblick.«
Wie auf ein Stichwort fuhr ein ramponierter Lieferwagen die Auffahrt hinauf. Ein junger Mann in einem Overall stieg aus und schnallte sich einen Werkzeuggürtel um die Taille. Dann nahm er einen
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