Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Eden Effekt

Titel: Der Eden Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
hunderttausend Soldaten, die sich schließlich ergaben. Er litt Höllenqualen und wäre fast verhungert auf dem Weg nach Moskau, wo er durch die Stadt geführt wurde, die Füße nur noch in Fetzen gewickelt. Dort hat er einen kleinen herrenlosen Hund von der Straße aufgelesen und gerettet.
    Die deutschen Gefangenen wurden schließlich auf verschiedene Arbeitslager in Russland verteilt. Irgendwie schaffte es mein Großvater, am Leben zu bleiben, obwohl er sein Essen noch mit dem kleinen Hund teilte, den er Schatzi nannte.
    Er musste im Ural eine Fabrik bauen, in der die Russen Flugzeugteile herstellen wollten. Er und seine Kameraden lebten in Zelten im Schlamm und arbeiteten sieben Tage die Woche. Sie schleppten Zement, Sand und Stahl. Wenn jemand zu krank war, um zu arbeiten, wurde er erschossen. Und eines Tages wurde mein Großvater krank und konnte nicht arbeiten.
    Ein russischer Aufseher, der meinem Großvater das Leben zur Hölle machte, beschloss, zuerst den kleinen Schatzi zu Tode zu treten, ehe er meinen Großvater erschießen wollte. Großvater hat mir erzählt, dass der kleine Hund jaulte und jaulte und nicht wusste, wie ihm geschah. Aber der Aufseher trat immer wieder zu.
    Als Schatzi schließlich tot war, kroch mein Großvater zu dem Hund und schloss den kleinen Leichnam in seine Arme. Als der Russe das Gewehr anlegte, um meinen Großvater zu erschießen, stand mein Großvater mühsam auf, presste Schatzis Leichnam an sich und zwang sich, zur Arbeit zurückzukehren.
    Er begrub Schatzi im Fundament der Fabrik. Schließlich erholte er sich ein wenig, was ihm das Leben rettete. Von all den Gefangenen kehrten 1955 nur noch wenige Tausend nach Deutschland zurück, und er gehörte dazu.«
    Helmut umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel sich weiß färbten. »Ich war da in der Nacht, als er starb. Die letzten Worte, die er murmelte waren: ›Schatzi? Es tut mir so leid. Schatzi, wo bist du?‹«
    Skip biss sich auf die Lippe, den Blick starr auf die Straße gerichtet.
    Helmut zuckte mit den Schultern. »Ich habe viele Russen kennengelernt. Die meisten sind Menschen wie du und ich. Michail Kasperski habe ich nur einmal getroffen, aber da dachte ich sofort: So ein Mann hat Schatzi zu Tode getreten . Und jetzt hat er einen riesigen Firmenkomplex – eine Art Gulag – ganz in meiner Nähe.«
    Skip schaute schweigend auf die Häuser, als sie durch St. Gallen fuhren. Er sah die Doppeltürme der historischen Kathedrale über dem im Rokokostil gebauten Kloster mit der weltberühmten Stiftsbibliothek aufragen.
    Helmut kniff die Augen zusammen. »Nachdem mein Großvater mir von Schatzi erzählt hatte, habe ich den kleinen Hund nie wieder vergessen. Also, Skip, was hast du vor? Und was kann ich tun, um dir zu helfen?«

20. KAPITEL
     
    ANIKA SCHAUTE DURCH das ovale Flugzeugfenster auf das verregnete Deutschland, als die Gulfstream die niedrige Wolkendecke durchbrach. Zwischen den Häusern sah sie grüne Weiden und Felder. Die Gulfstream setzte zur Landung an, und das Fahrwerk wurde ausgefahren. Über die Fenster rann der Regen, als die Maschine über die Landebahn holperte und die Geschwindigkeit weiter drosselte.
    »Es gibt da etwas, was Sie wissen müssen«, sagte Stephanie, die auf der anderen Seite des Ganges saß.
    »Willkommen in Deutschland?«, fragte Anika mürrisch.
    »Nein. Es geht um die Pass- und Zollkontrolle.«
    »Mir ist aufgefallen, dass wir in Nassau unbehelligt vom Hubschrauber zum Flugzeug gehen konnten und der Beamte uns dort gar nicht zur Kenntnis genommen hat. Er hat überall hingesehen, nur nicht zu uns.«
    »Er wurde für seine Diskretion gut bezahlt«, erklärte ihr Stephanie. »In München läuft das etwas anders. Erinnern Sie sich an die Tests, über die wir gesprochen haben?«
    »Ich habe gerade meine Doktorarbeit geschrieben. Ich bin mit Tests vertraut.«
    Stephanie reichte ihr einige Unterlagen. »Ihr Reisepass, Arbeitsvisum und andere Dokumente. Der Name ist natürlich falsch. Sie heißen Louisa Velasquez und stammen aus Mexiko. Der Beamte nimmt Ihre Papiere, stempelt sie ab und lässt Sie passieren. Wir haben Vorkehrungen getroffen, damit er keine Fragen stellt. Und auch Sie werden nichts sagen.«
    Anika verzog keine Miene. Sie hatte bereits darüber nachgedacht, beim Zoll eine Szene zu machen. Um ehrlich zu sein, war sie sogar fest entschlossen, es zu tun, falls sich ihr die geringste Gelegenheit bieten würde.
    »Eine clevere Frau könnte sich in der Hoffnung, die

Weitere Kostenlose Bücher