Der Eden Effekt
Schlafsack unter die niedrigen Äste einer Tanne legte. Dieser Platz lag weniger als fünfzig Meter oberhalb der Motorradwerkstatt und bot ihm einen ausgezeichneten Blick auf den Parkplatz und das Gebäude.
Er breitete seine Geräte aus: ein Starlight-Nachtsichtgerät der neuesten Generation, einen Bewegungsmelder, eine Infrarotkamera mit einem starken Teleobjektiv, ein Richtmikrofon und ein digitales Aufnahmegerät. Das alles bedeckte er mit einer gekühlten Plane, die dazu bestimmt war, die Infrarotsignatur zu tarnen. Vielleicht war diese Sicherheitsmaßnahme übertrieben, aber nach allem, was er über Kasperski erfahren hatte, durfte man diesen Mann auf keinen Fall unterschätzen.
Nachdem Skip alles arrangiert hatte, kroch er in den Schlafsack und schlief ein.
Das leise Piepen des Bewegungsmelders weckte ihn. Skip blinzelte, um seinen Blick zu klären, und sah auf die Uhr: 3 Uhr 42. Als er das Nachtsichtgerät unter der Plane hervorzog und einschaltete, klickte es leise.
Ein schwarzer Mercedes fuhr mit knirschenden Reifen und ausgeschalteten Scheinwerfern langsam die Auffahrt hinauf und hielt auf dem Parkplatz der Motorradwerkstatt an. Der Fahrer schaltete den Motor aus und blieb eine Weile im Wagen sitzen, ehe er die Tür öffnete.
Ein umsichtiger Typ, stellte Skip fest. Der Mann stieg aus und schaute sich vorsichtig um. Skip musterte den Eindringling: muskulös, schwarz gekleidet und sportlich. Jetzt nahm Skip die Kamera in die Hand, stellte die Schärfe ein und schoss Fotos.
Der Eindringling ging auf die Bürotür zu und steckte einen Schlüssel ins Schloss. Das Richtmikrofon nahm das Klicken auf, als er sie aufschloss und öffnete.
Nachdem der Mann eingetreten war, schaltete er das Licht ein.
Skip nahm das Handy aus der Tasche und drückte auf die Sprechtaste. »Wir haben eine Maus«, sagte er auf Deutsch.
»Ja«, erwiderte Helmut.
Skip beendete das Gespräch und wartete. Helmut und Q, die sich in dem sicheren Haus in München aufhielten, würden alles aufzeichnen.
Ein paar Minuten später drang ein Lichtstrahl durch den Spalt unter der Werkstatttür.
Skip schürzte die Lippen und überlegte, was der Eindringling alles sehen würde: Motorräder, Motorrad-Hebebühnen, Werkzeuge, Getränkedosen, Motorradteile und verschmierte Lappen.
Das Licht in der Werkstatt ging aus, und eine Minute später schaltete der Mann das Licht im Büro aus.
Fünf Minuten später öffnete er die Tür.
Ein cleverer Bursche. Er hatte gewartet, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Der Mann ging raschen Schrittes auf den Mercedes zu. Das Mikrofon fing das Geräusch auf, als er die Wagentür leise schloss und den Motor startete. Dann leuchtete das Bremslicht auf.
Skip richtete die Kamera auf das Kennzeichen und machte ein Foto. Als der Mercedes langsam die Zufahrtsstraße hinunterfuhr, trat der Fahrer ab und zu auf die Bremse.
»Okay«, flüsterte Skip. »Das Spiel hat begonnen.«
Kasperski war so vorsichtig, wie es ihm nachgesagt wurde.
Anika, halte durch! Ich bin unterwegs .
Um sich abzulenken und nicht ständig an die Spritze zu denken, beschäftigte Mark sich eifrig mit Anikas Aufzeichnungen. Er kroch über den Boden des Hotelzimmers und sah einen Papierstapel nach dem anderen durch. Allmählich gelang es ihm, Anikas geniale Gedankengänge nachzuvollziehen.
Verdammt! Warum hatte er sich als Student nicht mehr um die Grundlagen der erweiterten Statistik bemüht? Doch allmählich machte er Fortschritte. Der Trick bestand darin, sich nicht in Details zu verlieren, sondern immer die Grundbedürfnisse im Hinterkopf zu behalten: Nahrung, Unterkunft, Energie und Sicherheit. Wie beim Eiffelturm würde das ganze Gebäude zusammenbrechen, wenn man einen Pfeiler wegriss. Es war ein gewaltiges Projekt, wenn man es auf einen globalen Maßstab übertrug. Systeme. Letztendlich hing alles davon ab, Lebensmittel und Energie zu produzieren und sie an die Verbraucher zu verteilen.
Michelle benahm sich so, als wäre nichts geschehen. Schließlich war sie ein echter Profi. Doch auch er als Universitätsprofessor mit einer Schwäche für junge Studentinnen begriff, nachdem er die Spritze gesehen hatte: Michelle gehörte nicht zur CIA.
Doch für wen arbeitete sie dann? Wie war sie an Anikas Aufzeichnungen und Unterlagen gekommen?
Mark kam sich vor wie ein Idiot. Michelle manipulierte ihn genauso geschickt, wie Stephanie es getan hatte. Sie benutzte Venedig als Kulisse, um ihn zu betören. Und sie hatte ihm alles
Weitere Kostenlose Bücher