Der Eden Effekt
den Bruchteil einer Sekunde entgleisten Stephanies Gesichtszüge, doch sie fasste sich sofort wieder.
Bingo! Volltreffer!
Stephanie dachte kurz nach, dann schüttelte sie den Kopf. »In der Stimmung, in der Kasperski ist, möchte ich ihm keinen Grund liefern, seine Wut an mir auszulassen.«
»Okay, ich verstehe.« Anika blieb stehen und dachte nach. »Und die anderen Komplikationen?«
»Auf die Leute, die uns helfen könnten, unser Problem zu lösen, wurde Druck ausgeübt. Eingefrorene Gelder, Ermittlungen, Genehmigungen, die sich verzögern.«
»Wer ist dafür verantwortlich?«
»Ihre verdammten Amerikaner. Das war zu erwarten, aber trotzdem ...«
Ah, sie übten also ordentlich Druck aus. »Gott segne die Vereinigten Staaten! Mein Vorschlag? Lassen Sie mich frei! Dann üben sie auch keinen Druck mehr aus. Sie können Ihre Chips aufspüren und sie an die Nordkoreaner schicken.«
Anika sah, dass Stephanie ähnliche Gedanken hatte.
»Im Grunde wird es niemanden interessieren, wenn ich wieder zu Hause bin«, fügte Anika hinzu. »Sie haben mich zurück und ihr Gesicht gewahrt. Selbst wenn sie auf eine Vergeltungsmaßnahme aus wären, hätten die Nordkoreaner ihre Chips längst erhalten, bevor die Amerikaner einen Weg gefunden hätten, wie sie die Lieferung stoppen können, nicht wahr?«
Stephanie machte ein mürrisches Gesicht. »Unglücklicherweise möchte der große Boss, dass Sie hier arbeiten. An seinem Projekt.«
Anika ging weiter. »Ich habe nur das Modell erstellt, Stephanie. Ich habe nicht die geringste Ahnung, welches Ereignis letztlich zum Zusammenbruch der globalen Gesellschaft führen wird. Wenn ich die Forschungsergebnisse untergegangener Völker als Grundlage nehme, kann ich Ihnen sagen, wie es möglicherweise ablaufen wird. Aber prognostizieren, wann und wo? So komplex wie die Welt ist, die wir erschaffen haben, gibt es unendlich viele Möglichkeiten.«
»Ich hoffe, Sie finden die richtigen Antworten.«
Anika zögerte. »Sind Sie wirklich so kaltblütig?«
»Das haben Sie jedenfalls schon mal richtig erkannt.« Stephanie schaute auf die Uhr. »Und jetzt beginnen Sie mit der Arbeit. Ausgerechnet heute möchte ich auf gar keinen Fall zu spät kommen.«
»Vielleicht könnte ich Ihnen helfen herauszubekommen, was mit Ihren Chips schiefgegangen ist, wenn Sie mir die nötigen Informationen schicken.«
»Sie bewegen sich auf dünnem Eis, Anika, auf sehr dünnem Eis.«
Von dem Beobachtungsposten hinter dem großen Schild aus beobachtete Skip den weißen Lieferwagen, der den Weg zu dem Firmenkomplex hochfuhr. Durch das Fernglas sah Skip, dass der Wachposten am Tor auf den Lieferwagen zuging und die Papiere kontrollierte. Anschließend ging er mit dem Fahrer zum Heck des Wagens, öffnete die Hecktür und schaute hinein.
»Mann, sind die neugierig!«
Kurz darauf wurde das Tor geöffnet, und der Lieferwagen fuhr hindurch.
Skips Blick folgte ihm, als er zur Rückseite des Komplexes fuhr und die wöchentliche Lebensmittelbestellung auslieferte. Dann schob Skip ein Stück der Überdachung zur Seite und kroch zu der Satellitenantenne. Nachdem er sein Telefon angeschlossen hatte, stellte er die Verbindung her.
»Panther und Co.«
»Tiger«, sagte Skip. »Die Bestellung wurde ausgeliefert.«
»Verstanden, Tiger.«
»Ich brauche eine Verbindung zu Amy Randall. Es gibt neue Entwicklungen.«
»In Ordnung. Bleiben Sie dran! Ich verbinde.«
Kurz darauf meldete sie sich. »Randall.«
»Tiger hier.«
»Gut, dass Sie anrufen. Wurde die Bestellung ausgeliefert?«
»Alles in Ordnung.«
»Es gibt eine interessante Entwicklung. Wir haben etwas von Mark Schott gehört. Er hat einen amerikanischen Urlauber gebeten, ein Notizbuch mit seinen Erlebnissen beim amerikanischen Konsulat in München abzugeben. Offenbar hat der Mann mit einem gewissen Brian Meyer eine Motorradtour gemacht. In den vorliegenden Notizen steht übrigens auch, dass Schott versuchen will, Anika French zu befreien.«
»Verstanden.« Skip grinste. »Ich hab ihn geschnappt. Er befindet sich in dem sicheren Haus in München und wird dort bewacht. Sollen wir versuchen, ihn aus dem Land zu schleusen?«
»Was meinen Sie?«
Skip rieb sich die Nase. »Ich persönlich würde lieber warten. Nachdem die Bestellung ausgeliefert wurde, habe ich alle Hände voll zu tun.«
»Was halten Sie von Schott?«
Skip informierte sie über das, was der Mann ihm erzählt hatte. »Ich glaube, er sagt die Wahrheit. Ach so, ich habe Ihnen gestern über die
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