Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Eden Effekt

Titel: Der Eden Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
man einen Schalter umlegen. Oft mit dramatischen kontinentalen Auswirkungen auf regionaler Ebene.
    Oder würde die Energieproduktion und -verteilung für den Zusammenbruch verantwortlich sein – der im Schwinden begriffene, krisenanfällige Kraftstoff der Weltwirtschaft? Wenn es um Energie ging, zogen die einzelnen Staaten alle Register. Der Iran, der von den fundamentalistischen Schiiten regiert wurde, die glaubten, sie könnten das Ende der Welt heraufbeschwören und dadurch die Rückkehr des »verlorenen Imam« bewirken, fügte ein großes Maß an Unsicherheit hinzu. Jede Provokation des Irans könnte zu einer Blockade des Persischen Golfs führen. Würde die Katastrophe groß genug sein und lange genug andauern, um den für einen Kollaps notwendigen Mangel hervorzurufen?
    Welcher Dominostein würde, wenn er umfiel, einen Prozess auslösen, der nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte?
    Die Ausgangssituation, die zur Katastrophe führte, würde je nach geografischer Lage und politischer Stabilität variieren. Nordamerika, China oder Europa würden jeweils anders handeln.
    Die Verteilung der Ressourcen war bereits ein enormes Problem. Jahrzehntelang hatte billige Energie es ermöglicht, dass Nahrungsmittel gewinnbringend von einer Halbkugel zur anderen transportiert wurden. Mitten im Winter konnte Anika im Supermarkt in Laramie, Wyoming, frisch geerntete Produkte aus Chile kaufen. In der westlichen Welt legten Nahrungsmittel zwischen Hersteller und Konsumenten durchschnittlich einen Weg von 2 500 Kilometern zurück. Aber wie lange noch konnten Länder wie China und Ägypten Nahrungsmittel an ihre Bevölkerung verteilen, wenn es für Schiffe, Lastwagen und Züge nicht mehr genügend Treibstoff gab, selbst wenn Vorräte zur Verfügung standen?
    Und dann die verarbeiteten Güter. Ein Produktionsstillstand in China aufgrund von Lebensmittelknappheit könnte bedeuten, dass eine Fabrik in Mexiko, Frankreich oder Argentinien schließen musste.
    Heutzutage waren Dienstleistungen und Produktion in so kleine Arbeitsschritte unterteilt, dass alles zusammenbrechen konnte, wenn ein Rädchen im Getriebe versagte.
    Anikas Team im Außenministerium hatte das Modell zwar getestet, die Auswirkungen auf die Finanzinstitutionen aber nicht berücksichtigt. An die Ereignisse von 2008 erinnerte sich jeder noch gut. Europa schwankte noch immer unter der Schuldenlast, die durch die Stützung des Euro entstanden war, nachdem Griechenland, Spanien und Portugal unter den Defiziten zusammenzubrechen drohten. Was passierte, wenn große Fabriken in Vietnam, auf den Philippinen und in Indonesien Bankrott anmeldeten? Ein Mangel an Investitionskapital würde Verteilungssysteme zerstören, was zu Mangel und dann in die Anarchie führen konnte.
    Es konnte so vieles schiefgehen. Der Gedanke an das Ausmaß einer kommenden Katastrophe lastete auf Anika.
    Sie machte sich gerade Notizen zu Epidemien und ihren Auswirkungen auf die Gesellschaften, als sie ihre Kollegen flüstern hörte und den Blick hob.
    Terblanch sprach in leisem, ängstlichem Ton mit Kalaschnikow.
    »Was ist los?«, fragte Anika. Sie sah, dass auch Hashahurti und Liu die Köpfe zusammensteckten und flüsterten.
    »Es ist etwas geschehen«, erwiderte Terblanch leise. »Alle Führungskräfte wurden in das Büro des großen Bosses gerufen. Schon den ganzen Tag herrscht eine ungewöhnliche Spannung.«
    »Ich habe so etwas hier noch nie erlebt.« Inoui warf einen nervösen Blick zur Tür. »Wir haben gerade eine E-Mail erhalten, dass einige Mitarbeiter heute Abend nicht nach Hause gehen dürfen.«
    »Die Leute sind alle beunruhigt«, meinte auch Terblanch. »Ich habe es heute Morgen in der Cafeteria gespürt. Ich schwöre, es wurde nicht ein einziges Mal gelacht, während ich dort gefrühstückt habe.«
    »Haben Sie die Autos gesehen, die vor dem Herrschaftshaus stehen?«, fragte Liu. »Es sind bestimmt an die fünfzig und alles teure Marken. Die Hälfte von ihnen hat ein Schweizer Kennzeichen. Alle Führungskräfte aus Zürich sind hier.«
    Kalaschnikow rieb sich übers Gesicht und starrte auf das Blatt, das er in der Hand hielt. »Die Tatsache, dass sie hier sind und keine Videokonferenz führen, beweist, wie wichtig es ist. Es scheint große Probleme zu geben. Und weil Kasperski den Kommunikationswegen nicht vertraut, mussten sie persönlich hier erscheinen.«
    »Hat irgendjemand von Ihnen etwas über Raketenlenksysteme gehört?«, fragte Anika.
    Die Anwesenden wechselten Blicke und

Weitere Kostenlose Bücher