Der Eden Effekt
Lebensversicherung ab.«
»Dann empfehle ich dir aber eine hohe Versicherungssumme.« Helmut sah ihn skeptisch an. »Und trag mich bitte als Begünstigten ein. Ich glaube nämlich nicht, dass noch ein langes Leben vor dir liegt.«
25. KAPITEL
ANIKA BEKAM ES mit der Angst zu tun, als Stephanie den Weg zu Kasperskis Büro einschlug. Diesmal wurde sie aber nicht in den Besprechungsraum gebracht. Stattdessen öffnete Stephanie eine Tür, hinter der eine Treppe nach unten führte. Unten standen zwei Wachposten mit MP5-Maschinenpistolen über den Schultern.
Anika blieb wie angewurzelt stehen, doch Stephanie packte sie am Ellbogen und drückte genau auf den Nerv. Anika rang nach Luft, als ihr ein stechender Schmerz durch den Arm schoss.
»Kommen Sie«, knurrte Stephanie.
»Ich will nicht an diesen verdammten Tisch gekettet werden«, sagte Anika mit schmerzverzerrtem Gesicht.
»Da gehen wir gar nicht hin.«
»Wohin dann?«
»Ins Sicherheitszentrum, Sie Närrin. Ich möchte, dass Sie sich ein paar Fotos ansehen.«
»Von nackten Männern? Soll ich mich schon mal darauf einstellen, was auf mich zukommt?«
»Sie sollen sich Gesichter ansehen. Und dann, meine liebe Anika, werden Sie für uns eine kleine Aufgabe lösen. Und wenn Sie es nicht tun – und nur dann, ketten wir Sie an diesen Tisch. Kapiert?«
Die Wachposten hatten Anikas Zögern grinsend verfolgt, die sich jetzt widerwillig von Stephanie die letzten Stufen hinunterführen ließ. Die beiden Männer nickten Stephanie zu, ehe diese ihre Schlüsselkarte durch den Schlitz zog und den Code eingab.
Anika sah, wie der Code lautete: 48732. Am Tag zuvor hatte er 53719 gelautet.
Sie änderten den Code täglich. Das war ernüchternd. Selbst wenn es ihr gelingen würde, in den Besitz von Stephanies Karte zu kommen, brauchte sie immer noch den aktuellen Code.
Die Metalltür öffnete sich automatisch und schwang leise auf. Anika brach der Angstschweiß aus, als sie in einen kleinen Raum geführt wurde, an dessen hinterer Seite sich eine ähnliche Tür befand. Sie verstand sofort, was das bedeutete. Das Gefängnis in Converse County war ebenso gebaut. Es konnten nie beide Türen gleichzeitig geöffnet werden. An den Wänden sah sie einen Spiegel – vermutlich einen Einwegspiegel – und sonderbare Schlitze. Die zweite Tür öffnete sich zu einem Raum, der genauso aussah wie der erste.
»Ein bisschen paranoid, nicht wahr?« Anika zeigte auf den Raum aus Stahl.
»Das ist noch gar nichts«, erwiderte Stephanie und wies mit dem Kinn auf den Spiegel. »Sie sollten mal unser Geheimarchiv sehen. Und falls Sie sich wundern, die Schlitze sind tatsächlich dafür vorgesehen, um durch sie zu schießen. Ein Wort von mir genügt. Übrigens benutzen wir ganz besonders unangenehme Hohlspitzgeschosse. Haben Sie mal frisches Hamburger-Fleisch gesehen?«
Anika schaute ängstlich auf den Spiegel. »Man kann nur von einer Seite hindurchsehen, nicht wahr?«
»Anders würde es doch wenig Sinn machen, oder?«
Hinter der letzten Tür lag ein schmuckloser Gang. Anika sah sofort die in die Decke eingelassenen Überwachungskameras. Sie passierten massive Türen und weiß getäfelte Wände. Der Boden war auf Hochglanz poliert.
Vor der vorletzten Tür blieb Stephanie stehen und zog ihre Karte durch den Schlitz. Sie stellte sich vor Anika, gab den Code ein und öffnete die Tür.
Es war ein kleiner Raum, in dem sich eine Person aufhielt. Simon Gunter saß an einem Tisch mit den sechs Stühlen. Vor ihm lag ein dicker Ziehharmonikaordner. An der Decke hingen hinter zwei Reihen Leuchtstoffröhren zwei Überwachungskameras.
»Setzen Sie sich.« Stephanie zeigte auf den Stuhl neben Gunter und setzte sich neben Anika.
»Wir möchten, dass Sie sich Fotos anschauen«, sagte Gunter mit seinem starken Akzent. »Sagen Sie uns, ob Sie diese Leute kennen.«
Anika nickte, während Gunter die Mappe öffnete.
Er zeigte auf die Überwachungskameras über ihren Köpfen. »Lügen Sie nicht. Wir zeichnen Ihre Atmung, Ihren Herzschlag und die Erweiterung Ihrer Pupillen auf.«
Anika schaute nervös zu den Kameras hoch. »Viel Glück. Ich bin total durcheinander.«
Gunter warf Stephanie einen finsteren Blick zu. Unter seinem tadellos sitzenden schwarzen Anzug zeichneten sich muskulöse Schultern ab.
»Es ist nicht meine Schuld, dass sie Angst hat!«, zischte Stephanie. »Sie hat Michail gestern so sehr verärgert, dass er sie in ihre Schranken gewiesen hat.«
Knurrend nahm Gunter das erste Foto heraus.
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