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Der Eden Effekt

Titel: Der Eden Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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grinste und schaute in die winzigen, unübersichtlichen Spiegel der Ducati. Sie boten ihm eine großartige, aber verschwommene Ansicht seiner Ellbogen. Italienische Motorradfahrer vertraten seit jeher das Motto: Was hinter mir geschieht, interessiert mich nicht.
    Skip schaltete herunter und legte sich in eine Linkskurve. Anika hatte Angst, von dem winzigen Soziussitz der 1198er zu rutschen. Als der Scheitelpunkt hinter ihnen lag, schaltete Skip wieder hoch, gab Gas und fuhr mit einem lauten Dröhnen aus der Kurve heraus.
    »Skip? Wäre echt klasse, wenn Sie keinen Unfall bauen. Was ich bislang erlebt habe, reicht mir voll und ganz. Zuerst habe ich mir vor Angst fast in die Hosen gemacht, dann wurde vor meinen Augen ein Mann abgestochen, und ich war fünf Stunden in einem dunklen Kofferraum eingesperrt, wobei ich Stephanies verrückten Fahrstil ertragen musste. Ich hab wirklich keine Lust, dass wir uns jetzt noch in einer Kurve hinlegen.«
    »Eh! Sie sind draußen oder etwa nicht?«
    »Es tut höllisch weh, wenn man sich bei einem Unfall die Haut aufschürft«, erwiderte Anika. »Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.«
    »Sie fahren Motorrad?«
    »Nur eine kleine Kawasaki, die wir auf der Ranch benutzt haben. Ich war sechzehn. Mom brachte mich zur Notaufnahme in die Stadt. Mit so einer komischen Bürste haben sie den Kies aus der Wunde entfernt. Ich dachte, ich sterbe.«
    Skip hob einen Ellbogen, als die Straße sich auf einem mit Bäumen bestandenen Abhang durch mehrere Kurven schlängelte, und riskierte schnell einen Blick zurück. Als sie hinunter ins Ammertal fuhren, war die Straße bis auf einen VW weit hinter ihnen frei.
    Skip gefiel das Motorradfahren in Deutschland mit den gut ausgebauten, kurvenreichen Straßen, den grünen Feldern, den kleinen Wäldern und den hübschen Städten mit den rot gedeckten Häusern. Vor ihnen ragten die schneebedeckten Alpen majestätisch in die Höhe.
    »Und jetzt?«, fragte Anika.
    »Wir müssen Sie aus Deutschland rausschleusen und zurück in die Staaten fliegen. Doch noch heißt es warten, bis das Außenministerium Ihre Reiseroute ausgearbeitet hat. Innsbruck ist eine Option. Mailand eine andere. Zürich wird komplett von Kasperski kontrolliert. Wir glauben auch, dass er in München viele Leute in der Tasche hat. Das wäre ein Problem, selbst wenn wir Ihnen einen Diplomatenpass ausstellen und versuchen würden, Sie über das Konsulat herauszuschleusen.«
    »Mit dem Konsulat werden sie sich doch nicht anlegen.«
    »Und wer hat sich sowohl mit dem Außenministerium als auch mit dem FBI angelegt, als Sie entführt wurden? Wir begreifen erst allmählich, wo Kasperski überall seine Finger im Spiel hat.«
    »Verdammt, Skip, warum interessieren die sich überhaupt noch für uns? Jetzt haben doch alle das verfluchte Modell. Was für ein Mist!«
    Skip grinste. »Anika, das Modell war nur der Anfang. Jetzt geht’s um eine viel gefährlichere Sache.«
    »Gefährlicher als das Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen?«
    »Ja.« Skip schaltete herunter. Sobald er seine Ideallinie gefunden hatte, legte er sich in die Kurve und genoss die harte Federung. Er bremste spät und gab dann wieder Gas.
    Als sie den Berggipfel erreicht hatten und die steile Abfahrt nach Oberau begann, rief Anika: »Noch gefährlicher als das Ende der Zivilisation ist nur noch, mit Ihnen durch enge Serpentinen zu rasen.«
    »Falsch. Das Gefährlichste auf Erden ist der Stolz des Menschen gepaart mit Wut. Denken Sie mal darüber nach, Anika. Viele Menschen drehen durch, weil sie das Modell in ihren Besitz bringen wollen. Kasperski, Mi Chan Li, Stephanie ... sogar der Präsident war stinksauer. Wissen Sie, was dann passiert?«
    Skip spürte, dass Anika nickte. »Ja, die Zeit für Rache ist gekommen.«

28. KAPITEL
     
    »SIE SIND DRAUßEN!« Mark spürte eine Freude wie nie zuvor in seinem Leben. Sogar Q, der Profi, der selten Emotionen zeigte, lächelte. Er beugte sich über die technischen Geräte, die an einer Wand aufgestapelt waren. Das zerknitterte weiße Hemd, die braune Dockers und die Slipper passten irgendwie zu ihm.
    Q rieb sich die Nase. »Klasse, Mark. Sie haben Ihre Rolle als Lockvogel gut gespielt.«
    »Wenn Sie wüssten, wie ich mich gefühlt habe.« Mark schüttete seinen kalten Kaffee aus und holte frisches Wasser. »Unglaublich, nicht wahr? Murphy hat sie da rausgeholt ... im Kofferraum von Stephanies Jaguar! Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, hätte ich es nicht geglaubt.

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