Der Eden Effekt
anhalte!«, rief er Anika über die Schulter hinweg zu. »Und sagen Sie nichts, wenn Sie in der Werkstatt sind. Kasperski hat das Gebäude verwanzt.«
»Ja, Skip.« Sie schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Ich träume nur noch von einer Dusche und einem weichen Bett.«
Skip drosselte das Tempo, als er sich in die letzte Kurve legte. »Ich muss zuerst Bericht erstatten, aber wenn alles gut läuft, sind Sie heute Mittag in dem sicheren Haus. Falls die Mechaniker auftauchen, stelle ich Sie als meine neue Freundin vor. Wir haben uns in einer Kneipe in München kennengelernt. Sie stammen aus Kalifornien und machen hier Urlaub.«
»Okay. Volleyball, Surfen und heiße Motorräder.«
Skip sah die KTM 450, die auf dem Seitenständer stand. Der Lenker war zur Seite geneigt, und die breiten Reifen waren dreckig. Das Motorrad sah irgendwie verloren aus.
Skip rollte auf der Maschine bis zum Garagentor, legte den Leerlauf ein und schaltete den Motor aus. Anika stieg vom Soziussitz, und gemeinsam gingen sie auf das Tor zu. Er schloss auf und drückte auf einen Knopf, worauf sich das Tor öffnete. Skip rollte die Ducati in die Garage und kam dann wieder heraus. Sein Blick wanderte über die Berge hinter der Werkstatt.
Nichts auf dem Hang sah irgendwie verdächtig aus. Die Morgensonne schien auf die dichten Tannenwälder mit den jungen Trieben. Gras und Blumen, vereinzelte Büsche und Felsvorsprünge – alles sah friedlich und unberührt aus.
Skip betrat die Werkstatt und gab Anika ein Zeichen, dass sie den Helm abnehmen könnte. Dann schaltete er den CD-Player ein, worauf Musik und Werkstattgeräusche erklangen.
»Sie können leise sprechen«, sagte Skip. Anika sah unglaublich erschöpft aus. »Ich muss zu Hause anrufen. Mein Dad macht sich bestimmt schon wahnsinnige Sorgen.«
»Sorgen? Red French?« Skip musste bei dieser Vorstellung lächeln. »Ja sicher, wahrscheinlich zittern sogar dem knallharten Major die Knie, wenn es um seine einzige Tochter geht.« Skip legte Anika eine Hand auf den Oberarm. »Er wird es verstehen, wenn Sie nicht sofort anrufen.«
Anika setzte sich auf einen Werkstatthocker und ließ die Schultern hängen. »Sie müssen das Außenministerium anrufen und vor dem Angriff warnen, der New York droht. Kasperski hat vor, die Informationen als Druckmittel zu benutzen, um die Vereinigten Staaten zum Einlenken zu zwingen.« Sie starrte benommen auf den Boden. »Er wird Rache wollen, Skip.«
»Ja.« Er ging zu seinem Werkzeugkasten, hob den Einsatz hoch und nahm ein Kästchen heraus. Statt einer Steckschlüsselgarnitur enthielt es ein kleines Satellitentelefon. Skip nahm es und zeigte mit dem Finger auf die Decke. »Direkte Sichtverbindung zum Satelliten auf dem Dach. Gehen Sie ins Büro! Da steht ein bequemer Chefsessel. Schlafen Sie ein bisschen! Ich erstatte inzwischen Bericht. Denken Sie aber daran, dass das Büro verwanzt ist!«
Skip schaute Anika nach, als sie die Werkstatt verließ. Wahrscheinlich würde sie schon schlafen, ehe er die Nummer gewählt hatte.
»Randall. Welche Neuigkeiten gibt es vom Postamt?«
Skip runzelte die Stirn. Sie hatten verabredet, das Wort »Postamt« in ein Gespräch einfließen zu lassen, falls das Risiko einer Sicherheitslücke bestand. »Ich habe hier einen Brief, den ich nur noch in einen Umschlag stecken muss. Wissen Sie, was für eine Briefmarke ich brauche?«
»Schön, dass Sie endlich schreiben konnten. Wir hatten schon Sorge, andere Dinge hätten Sie davon abgehalten.«
»Sagen Sie Doc, dass sie und ihr Team sich intensiv um die Sicherheit des großen Apfelbaums kümmern müssen. Ich habe hier jemanden, der die Äpfel pflücken will. Wahrscheinlich aus Groll, weil er den ersten Preis beim Schießen auf dem Rummelplatz verloren hat. Doc möchte bitte in Erfahrung bringen, wo die Äpfel am anfälligsten für Schädlinge wie zum Beispiel Würmer sind.«
Es dauerte eine ganze Weile, ehe Randall antwortete. »Okay. Wissen Sie, wann dieser Kerl die Äpfel pflücken will?«
»Negativ. Es ist ein ganz neuer Plan, und er war sehr beschäftigt.«
»Wir haben die Info, die Sie vom Wagen aus geschickt haben. Über die neue Person auf der Farm. Es könnten noch andere Käufer auftreten. Wir glauben, dass es sich um sehr zahlungskräftige Käufer handelt. Es hängt alles von ihrem Interesse ab, und es wäre schön, wenn Sie feststellen könnten, wie motiviert sie sind.«
Skip biss sich auf die Lippe, um nicht zu fluchen. »Meine Verantwortung endet, wenn
Weitere Kostenlose Bücher