Der Eden Effekt
Wahlergebnisse im Verhältnis zu einem sinkenden Verbrauchervertrauen messen?«
»Wollen Sie damit sagen, dass Ihr Modell noch ungenauer ist?«, fragte Liu. »Warum diskutieren wir dann überhaupt darüber?«
»Dazu komme ich gleich«, erwiderte Mark und sah in seine Kaffeetasse. »Lassen Sie uns zuerst einen kurzen Blick auf den Ursprung des Modells werfen. Archäologen erstellen seit Jahren Modelle untergegangener Kulturen. Sie haben von der Maya-Zivilisation in Mittelamerika gehört?« Alle nickten. »Haben Sie auch von den Hohokam in Arizona gehört?« Keiner nickte.
Mark trank einen Schluck Kaffee und fürchtete sich vor dem Zucker- und Koffeinschock. »Wichtig ist, dass Archäologen vor allem in Amerika Modelle dieser untergegangenen Zivilisationen erstellt haben, um zu erklären, warum sie untergegangen sind. Während der Rest der statistischen Welt sich in immer ausgefeiltere und elegantere mathematische Modelle vertieft hat, haben wir inzwischen die Steinaxt verbessert.«
Francine Inoui hob eine Hand. »Ich verstehe diese Steinaxt-Metapher nicht«, sagte sie mit einem französischen Akzent.
»Denken Sie an archäologische Dokumentationen. Sie sind sehr lückenhaft. Wir müssen eine Menge beschreibender Statistiken erstellen, um die Qualität der Daten, die wir retten können, sicherzustellen. Und dann ergänzen wir die fehlenden Teile durch Inferenzstatistiken .«
Jacques Terblanch rief: »Aber mit Inferenzstatistiken können Sie keinen hohen Grad an Genauigkeit oder Vorhersagbarkeit erwarten!«
»Darum wird Anthropologen nachgesagt, dass sie ein Konfidenzniveau von 0,5 Prozent glücklich macht. Wir akzeptieren, dass vielleicht eine von zwanzig Studien falsch ist.« Einige grinsten nervös. »Daher die Steinaxt.«
Auch LeFevre wirkte nervös. »Warum benutzen Sie Ihre Steinaxt bei einem so hohen Standardfehler?«
Mit theatralischer Geste führte Mark seine Tasse an die Lippen und trank einen Schluck. »Die Steinaxt wurde nur erfunden, um Bäume zu fällen.«
Er musterte die Anwesenden, auf deren Gesichtern sich Verwirrung spiegelte.
»Die Archäologie hat nur einen Teil des Modells geliefert. Wie Sie dem Artikel sicherlich entnommen haben, wurde der Rest aus anderen Quellen übernommen und angepasst: Klimawandel-Modelle.«
»Warum Klimawandel-Modelle?«, fragte Liu.
»Weil Klimawandel-Modelle die Wirkung von Energie innerhalb eines Systems beschreiben. Und das ist der Schlüssel zu dem, was wir tun werden.«
»Und das wäre?«, fragte Kalaschnikow.
Mark war sich Stephanies Anwesenheit deutlich bewusst, doch er widerstand dem Drang zu beobachten, wie sie reagierte. »Den Energiefluss in einem geschlossenen Gesellschaftssystem zu beschreiben. In diesem Fall in der gesamten Weltwirtschaft. Ebenso wie beim Klimawandel ist es eine große Aufgabe, in einem Modell zu erfassen, wie rund sieben Milliarden Menschen Energie gewinnen, transportieren und verbrauchen. Und auch hier werden Inferenzstatistiken benutzt, um Lücken in den Daten zu schließen.«
Mark erkannte die Skepsis, die sich in den Mienen und in der Körpersprache der Anwesenden spiegelte, die auf ihren Stühlen ein Stück hinuntergerutscht waren.
»Wie machen wir das? Indem wir zu den Grundbedürfnissen zurückkehren. Was brauchen Menschen? In erster Linie Lebensmittel. Dann Wasser. Schutz vor den Elementen. Sicherheit für sich selbst und ihre Familien und Schutz vor Gewalt. Die Möglichkeit, einen Sexualpartner zu finden, und schließlich Vorhersagbarkeit. Sie wollen wissen, dass es morgen ungefähr so sein wird wie heute. Wenn man irgendeine dieser Variablen aus der Gleichung entfernt, steigt die Wahrscheinlichkeit von soziokulturellen Störungen, von Stress, einer Veränderung des Systems – wie immer Sie es nennen wollen.«
»Und welches sind die berüchtigten fehlenden Variablen?«, fragte Inoui und trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
»Die elementaren Faktoren: die Nutzung der gesamten Weltressourcen im Verhältnis zum Verbrauch. Nahrungsmittelproduktion – menschlicher Kraftstoff und Ernährung – geteilt durch rund sieben Milliarden Menschen. Kurzum, kann die Agrarwirtschaft genügend Kilokalorien erzeugen, um die wachsende Bevölkerung auf der Welt zu ernähren?
Das Ergebnis wird in Beziehung gesetzt zu der Verteilung und dem Transport von Nahrungsmitteln – einer Variablen, die schwieriger zu definieren ist. Welcher Prozentsatz der Kilokalorien geht durch verdorbene Nahrungsmittel und Unwirtschaftlichkeit
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