Der Eden Effekt
Jacques Terblanch.«
Mark reichte Terblanch die Hand. Er war ein großer Mann mit ergrautem Haar, sanften braunen Augen und einem schmalen Mund. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen.«
»Wu Liu, angenehm«, stellte sich ein Ostasiate mit starkem chinesischem Akzent vor. Er war jung, stämmig gebaut, hatte ein rundes Gesicht und struppiges schwarzes Haar.
»Francine Inoui«, sagte LeFevre, als eine Frau um die vierzig in einer Jogginghose und einem schlabberigen Pullover vortrat, die aussah, als wäre sie magersüchtig. Sie hatte ein strenges Gesicht und ein langes Kinn.
»Max Kalaschnikow«, stellte der nächste Mann sich vor. »Ja, es stimmt, ich bin ein entfernter Cousin.«
»Von wem?« Mark drückte dem dicken Mann die Hand. Er hatte ein breites Gesicht und hellblaue Augen.
»Sie haben doch schon mal von Michail Kalaschnikow gehört, dem Erfinder des AK-47, oder?« Als er lächelte, wurde ein Goldzahn sichtbar. »Ich bin aber viel friedfertiger.«
»Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Dr. Schott«, sagte eine kleine indische Frau, die ihm zögernd die Hand reichte. »Ich bin Nanda Hashahurti.« Sie lächelte schüchtern.
Nanda hatte einen schlaffen Händedruck und berührte kaum seine Finger. Sie war erst Mitte zwanzig und trug graue Wollstrümpfe, eine weiße Button-Down-Bluse und eine Jacke.
Pierre zeigte ungeduldig auf die Kisten. »Sollen wir auspacken?«
»Warten Sie eine Minute!« Mark lächelte in die ungeduldige Runde. »Wir sollten uns zuerst hinsetzen und ein paar Dinge besprechen.«
»Was denn besprechen?«, fragte Pierre LeFevre und rieb sich die Hände.
»Wir müssen grundsätzliche Dinge klären.« Mark ging auf den Tisch zu und stellte eine Kiste auf den Boden, die im Weg stand. »Ich verstehe Ihren Enthusiasmus, Pierre, und schätze ihn sehr. Aber bevor ich Sie auf die Statistiken loslasse, muss ich etwas über meine Mitarbeiter wissen. Und bevor Sie nicht wissen, wie das Modell entwickelt wurde, drehen Sie sich im Kreis. Sie werden immer wieder Erklärungen von mir verlangen, die ich Ihnen jetzt geben kann.«
Er warf Stephanie einen Blick zu, die sich hinten an die Wand gestellt hatte. Sie beobachtete alles mit kritischem Blick. Gut. Er würde ihr zeigen, wie kompetent er war.
»Kaffee?«, fragte Mark, als der Tisch abgeräumt war. »Ich schlage vor, wir trinken alle eine Tasse Kaffee und gehen alles Punkt für Punkt durch.«
Nanda Hashahurti und Max Kalaschnikow gingen zu der Kaffeemaschine, die in einer Ecke stand.
Mark setzte sich auf einen Stuhl, worauf die anderen ebenfalls Platz nahmen. Kalaschnikow stellte einen Styroporbecher sowie Sahne und Zucker vor sich auf den Tisch. Gegenüber von ihm saß LeFevre, der sehr angespannt aussah. Stephanie hatte sich ebenfalls am Ende des Tisches auf einen Stuhl gesetzt, aber in deutlichem Abstand zu den anderen. Interessant. Außerdem sah es so aus, als würden auch die anderen nicht gerade ihre Nähe suchen.
»Erstens«, begann Mark, der in die Rolle des Professors schlüpfte, »muss ich wissen, wer von Ihnen Anthropologe ist.«
Niemand meldete sich.
»Ich nehme an, Sie haben alle Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Ökonometrie studiert, richtig? Wirtschaftstheorien, Statistiken, Prognosen zum Bruttoinlandsprodukt, diese Dinge?«
Alle nickten.
»Sie sind es gewohnt, mit präzisen Daten zu arbeiten. Sich an etablierten Theorien der Wirtschaftsstatistik zu orientieren, die die Produktionskapazitäten in Bezug auf Geld- und Währungspolitik, Zinssätze, Konsumnachfrage und dergleichen bewertet.«
Alle nickten.
»Um es bildlich auszudrücken benutzen Sie Skalpelle, um Teile der Wirtschaft zu sezieren. Aus Ihrer Perspektive ist das Erstellen und Benutzen dieses Modells so, als würden Sie Ihr Skalpell gegen eine Steinaxt eintauschen.«
»Wie bitte?«, rief LeFevre.
Mark lehnte sich zurück. »Ich komme aus dem Bereich der Sozialwissenschaften, zu denen die unterschiedlichsten Disziplinen gehören. Anthropologen haben fast das ganze letzte Jahrhundert gebraucht, um zu ihrem Entsetzen festzustellen, dass Statistiken ein ziemlich ungenaues Instrument sind, wenn es darum geht, soziale Daten zu interpretieren. Auch wenn wir uns noch so sehr anstrengen, können wir mit unserer Arbeit niemals die mathematische Eleganz erreichen, der sich Physiker, Chemiker und Mathematiker erfreuen.« Er hob die Hand. »Ich weiß.
Wirtschaftswissenschaftler beklagen die Ungenauigkeit ihrer Statistiken. Zu viele Variablen, sagen sie. Wie kann man
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