Der Eden Effekt
sie fragend an. »Was ist passiert?«
»Die amerikanische Regierung hat sie nach Washington geholt.« Stephanie schaute ihn mit ihren blauen Augen an.
»Was?« Mark blieb stehen. »Die Regierung? Warum?«
»Offenbar sind sie ebenfalls an dem Modell interessiert.«
»Im Ernst?«
»Hat die Regierung Sie nie kontaktiert?«
»Nein. Der Einzige, der Kontakt zu mir aufgenommen hat, war Gunter.« Sie gingen weiter. »Und was bedeutet das?«
»Das bedeutet, dass die jetzt Ihre wissenschaftliche Mitarbeiterin haben, und das Letzte, was wir wollen, ist, dass sie der Richtung unserer Forschungen folgen. Was bedeutet der Verlust von Ms French für Ihren Zeitplan zur Fertigstellung des Modells?«
Mark seufzte. »Ich weiß es nicht genau.« Wut stieg in ihm auf. »Verdammt!«, rief er und holte tief Luft. »Egal. Das bedeutet, dass wir mehr Tests durchführen müssen. Das ist alles. Sie haben gehört, was ich in der Einführung gesagt habe? Grundsätzlich ändert sich nichts. Aber wir müssen jetzt vor allem die große Menge überflüssiger Daten in den Griff kriegen. Wenn wir dabei die Schlüsselvariablen isolieren können – nennen wir sie Kernfaktoren –, die Auswirkungen auf globaler Ebene haben, fügt sich alles andere zusammen. Wichtig ist vor allem, dass die Qualität der Kernfaktoren stimmt.«
»Und welches sind die Kernfaktoren?«
»Die wichtigsten sind Nahrungsmittel und Energieproduktion. Keine übertriebenen Schätzungen, sondern die tatsächliche Produktion. Dann müssten wir die Möglichkeiten einschätzen können, diese Produkte an die Verbraucher zu verteilen. Angenommen, wir haben den Umkipppunkt bereits überschritten, dann ist es von größter Bedeutung zu erkennen, dass ein Zusammenbruch ausgelöst wurde. Wir müssen wissen, wann und wo das System zusammenbricht, sei es bei der Produktion oder irgendwo in der Verteilkette.«
»Aber es muss ein kritischer Zusammenbruch sein.« Stephanie nickte.
»Richtig. Das Beispiel, das ich für Flugzeugteile angeführt habe, wäre nicht kritisch. Selbst wenn Airbus für ein Jahr schließen müsste, würden die sozialen Folgen sich nicht so auswirken, dass es zu einem Systemkollaps käme. Erinnern Sie sich, was ich gesagt habe? Wir suchen nach Defiziten bei Nahrungsmitteln, Wasser, Energie, Wohnraum, Vorhersagbarkeit. Und genau in dieser Reihenfolge und mit dieser Priorität.«
»Wir können alle Daten beschaffen, die Sie brauchen«, sagte Stephanie, die sich ihrer Sache sehr sicher zu sein schien.
Als sie vor Marks Wohnung ankamen, öffnete sie die Tür und trat ein. Der köstliche Duft von gekochtem Hummer lag in der Luft. Mark schloss die Tür hinter sich, und als er einen Koch in der Küche stehen sah, bekam er einen Schreck.
»Wie weit sind Sie, Eduard?«, fragte Stephanie.
»In fünf Minuten ist alles fertig, Ms Huntz. Wenn Sie und der Gentleman sich kurz frisch machen möchten, steht das Essen anschließend auf dem Tisch.«
Mark runzelte fragend die Stirn.
Stephanie warf ihm einen ängstlichen Blick zu. »Wenn Sie lieber allein essen möchten, ist das kein Problem.«
»Nein, nein. Das ist wunderbar. Ich dachte, ich müsste Sie fragen«, erwiderte Mark mit einem gewinnenden Lächeln.
Ihre funkelnden Augen, ihr Lächeln und die Grübchen neben den Mundwinkeln genügten ihm als Antwort. »Ich ziehe mich nur kurz um.«
Als Mark zurückkehrte, war das Licht gedimmt. Auf dem Tisch brannten Kerzen, und das Menü stand auf dem Tisch: ein köstlich zubereiteter Hummer, weißer Spargel, in Gewürzen geschmorte Kartoffeln und eine Flasche Dom Perignon. Stephanie nahm gegenüber von ihm Platz. Das Kerzenlicht verlieh ihrem gelockten Haar einen seidigen Schimmer.
Nachdem Eduard das Menü serviert hatte, verbeugte er sich und verließ das Haus.
»Erwartet mich nun jeden Abend so ein Menü?«
»Wenn Sie möchten.« Stephanie nahm die Gabel in die Hand, spießte eine Kartoffel auf und biss genüsslich hinein. »Hm, Kardamom. Köstlich.« Sie schluckte den Bissen hinunter. »Greifen Sie zu!«
Mark brach eine Hummerschere auf. »Stephanie?«
»Ja?«
»Ich glaube nicht, dass Ihrem Chef, dem großen Boss, die Ergebnisse gefallen werden, wenn wir alle Schwachstellen aus dem Modell entfernt haben.«
Stephanie schaute ihn ungerührt an. »Warum nicht?«
Mark seufzte zufrieden, als er den Hummer mit einem Schluck Champagner hinunterspülte. »Ich erkläre es Ihnen. Rund sieben Milliarden Menschen leben auf diesem Planeten, der höchstens zwei Milliarden
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