Der Eden Effekt
zu.«
»Dr. Cole.« Der Präsident musterte sie mit hartem Blick. »Verzeihung, aber das habe ich schon mal gehört. Die Welt ist verdammt. Das Ende naht. Die Apokalypse steht unmittelbar bevor. Doch irgendwie sind wir immer davongekommen. Warum sollte es in diesem Fall ...« Er zeigte auf das Modell. »... plötzlich anders sein?«
Maureen zuckte nicht mit der Wimper. »Weil die Wissenschaft darauf hindeutet, dass es so ist.«
»Hindeutet? Nur hindeutet?«
»Es sind statistische Wahrscheinlichkeiten«, sagte Anika, die sich wieder etwas gefangen hatte.
»Das Modell basiert also nur auf Statistiken? Ich bitte Sie. Da brauchen wir schon bessere Beweise.«
»Die Chance, dass wir uns geirrt haben, beträgt zwei zu tausend.« Der harte Blick des Präsidenten verunsicherte Anika. Skip funkelte den Präsidenten seinerseits finster an. Komm, lass es nicht an Anika aus.
»Sicher«, sagte Maureen und beugte sich vor. »Es basiert auf Statistiken, und ja, es stimmt, dass sie falsch sein könnten. Es besteht eine sehr geringe Chance.«
Maureen schaute dem Präsidenten in die Augen. »Bei allem Respekt, Mr President, Sie haben sich aufgrund von Umfragewerten zu Ihrer Kandidatur entschlossen. Und wie hoch war die Fehlerquote? Vier Prozent? Und heute trifft Ihre Regierung keine politischen Entscheidungen, ohne zuvor mit Hilfe von Statistiken die Auswirkungen einzuschätzen. Bei allem Respekt, Mr President, aber Ken Foley und Gail Wade sind allen Mitarbeitern in Ihrer Regierung diesbezüglich haushoch überlegen.«
»Nun gut.« Der Präsident lehnte sich zurück und atmete tief ein. »Sie wissen, dass ich Leute daransetzen werde, die alles geben, um die Unsinnigkeit der Ergebnisse zu beweisen.«
Anika lächelte erschöpft und schüttelte den Kopf.
»Dr. French?«, fragte der Präsident neugierig.
»Dr. Cole und ich haben noch heute Morgen darüber diskutiert. Ja, Sir. Natürlich können sie ein Modell entwickeln, das unsere Ergebnisse widerlegt, wenn sie genau die Daten nehmen, die sie brauchen, und alle gegenteiligen Angaben hinauswerfen. Doch mit der Wirklichkeit hat das genauso wenig zu tun, wie wenn Husseins ehemaliger Propagandachef ›Baghdad Bob‹ jedem erzählt, dass der Irak den Krieg gewinnen wird, während amerikanische Panzer bereits in die Außenbezirke der Hauptstadt rollen.«
»Baghdad Bob, hm? Ich verstehe, Dr. French.«
»Ich befürchte, in dieser Studie wurden viel zu große Datenmengen verarbeitet«, mischte sich die Außenministerin ein. »Ich meine, kann man die ganze Welt statistisch erfassen? Das muss doch problematisch sein.«
»Ist es auch«, erwiderte Anika. »Man kann die Daten in immer kleinere Einheiten unterteilen und sich immer wieder im Kreis drehen, während man versucht, die Bäume zu zählen. Aber wir sind mit dem Hubschrauber geflogen und haben uns den gesamten Wald angesehen. Als wir uns heute Morgen endlich das Gesamtbild anschauen konnten, Ma’am, haben wir einen gewaltigen Schreck bekommen.«
»Ökonomen, das Verteidigungs- und Außenministerium, Professoren der Politischen Wissenschaften, Stiftungen wie das Brookings Institute stellen solche Überlegungen seit Jahren an. Sie hatten nur begrenzten Erfolg und kamen immer wieder zu widersprüchlichen Ergebnissen. Und dann tauchen Sie plötzlich auf – und dann noch eine Anthropologin – und behaupten – Simsalabim! –, es ist vollbracht!«, entgegnete die Außenministerin.
»Die anderen Studien haben sich immer in einem Wust von Daten verloren«, erklärte Maureen. »Dr. Frenchs Modell wurde von zahlreichen archäologischen Modellen abgeleitet, die auf gescheiterten Systemen beruhten.«
»Warum habe ich nie zuvor davon gehört?«
»Steht das Mid Continental Journal of Archaeology auf Ihrer Lektüreliste?«
»Das was?«
»Das meine ich. Eine kleine Gruppe amerikanischer Archäologen beschäftigt sich seit dreißig Jahren damit, Modelle zu verbessern und sie an geschlossenen Systemen zu testen. Langsam, aber sicher haben sie bestimmt, welche Kategorien sie beibehalten, welche sie ausschließen, und welche Statistiken man braucht, um die Lücken zu füllen. Aber da es sich um Archäologen handelte, hat das niemanden interessiert. Wer im Verteidigungs- oder Außenministerium hätte gedacht, wir könnten aus dem Untergang der Tiefland-Maya Mitte des 9. Jahrhunderts etwas lernen?«
»Sie sagen also, diese Erkenntnisse lagen uns schon die ganze Zeit vor? Und wir hätten sie sehen können?«
Maureen zuckte mit den
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