Der Eden Effekt
Schultern. »Selbst die Archäologen begriffen nicht, wie relevant ihre Forschungen waren. Sie ahnten es erst, nachdem Dr. French alles zusammengefügt hatte. Ihre hervorragende Arbeit bestand darin, eine Verbindung zwischen Klimamodellen und Sozialsystemen herzustellen. Damit war das letzte Puzzlestück eingefügt. Jetzt können wir auf den Wald hinunterschauen, auch wenn der Blick nicht sehr erfreulich ist.«
Der Präsident stand auf, trat an die Wand und schaute auf das Porträt von Abraham Lincoln. »Nach dem, was Sie mir erzählt haben, sieht also jeder dasselbe, der in diesem Hubschrauber fliegt?«
»Das hängt davon ab, ob Sie die Wahrheit hören möchten oder das, was Baghdad Bob verkündet«, sagte Maureen.
Der Präsident starrte noch immer auf das Porträt von Lincoln, als sein Stabschef die Tür öffnete und sagte: »Mr President?«
»Später, Robert.«
»Ja, Sir.« Der Mann verließ mit gerunzelter Stirn das Oval Office.
Skip sah, dass die Außenministerin und Randall verwunderte Blicke wechselten. In dem Raum herrschte Stille. Nur das Ticken einer antiken Uhr war zu hören.
»Wie viel Zeit bleibt uns nach den Ergebnissen Ihrer Statistiken noch, um diese Sache abzuwenden?«, fragte der Präsident schließlich.
»Gar keine«, entgegnete Anika, die sich elend fühlte. »Wir haben in Bezug auf die Natur und die Gesellschaft den Umkipppunkt bereits überschritten.«
»Erklären Sie mir das bitte!«
Anika rutschte unruhig hin und her. »Unsere besten gegenwärtigen Schätzungen besagen, dass die Erde auf lange Sicht maximal 2,4 Milliarden Menschen ernähren kann, ohne den Planeten dauerhaft zu schädigen. Auf der Erde leben sieben Milliarden Menschen. Es wird angenommen, dass die Kohlendioxid-Konzentration 350 ppm nicht übersteigen sollte. Dadurch bleiben Spielräume für Vulkanausbrüche und die Wärmeabsorption der Meere. Wir sind bei 390 angekommen, und die CO 2 -Konzentration steigt weiter. Die anderen Daten finden Sie in dem Modell.«
»Dann sind also alle korrektiven Maßnahmen ...?«
»Unwirksam, Mr President. Gesellschaftliche Trägheit wird jedes größere Einschreiten verhindern.«
»Das verstehe ich nicht.«
Anika spielte nervös mit ihren Fingern. »Gesellschaftliche Trägheit kann man sich wie eine Triebkraft vorstellen. Wir machen Dinge, weil wir sie immer so gemacht haben. Unsere Weltwirtschaft zum Beispiel ist von Erdöl abhängig: Flugzeuge, Lastkraftwagen, Traktoren, Autos, Züge, Schiffe, alles. Ein Kopfsalat oder ein Hamburger haben vom Hersteller bis zum Verbraucher im Durchschnitt einen Transportweg von 2500 Kilometern hinter sich. Kohle erzeugt den größten Teil der weltweiten Elektrizität. Sieben Milliarden Menschen bestehen darauf, sich fortzupflanzen und zu essen, und ihre Anzahl steigt. Es gibt einen Grund, warum die Bevölkerung das Tabuthema bei den internationalen Klimakonferenzen ist. Nennen Sie es die ultimative gesellschaftliche Triebkraft. Sie können den Menschen nicht sagen, dass sie sich nicht mehr fortpflanzen dürfen.«
Skip beobachtete den Präsidenten, der wie erstarrt auf dem Sofa saß. Es musste ganz schön unangenehm sein, der mächtigste Mann der Welt zu sein und dann von einer unerfahrenen jungen Frau erklärt zu bekommen, dass man rein gar nichts machen konnte.
»Ich bitte Sie. Irgendetwas muss man doch tun können.«
Maureen seufzte. »Mr President? Können Sie 2,5 Milliarden Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre herausziehen? Hätten Sie eine Idee, wie man die menschliche Bevölkerung um zwei Drittel reduzieren könnte?«
Mit zusammengepressten Lippen und wütend funkelnden Augen drehte der Präsident sich um.
Verdammt, der Typ sieht aus, als hätte er irgendetwas vor. Unbewusst spannte Skip die Muskeln an, ließ die Arme locker herunterhängen und verlagerte sein Gewicht auf die Fußballen.
Was würdest du tun, Skip, alter Junge? Den Präsidenten der Vereinigten Staaten angreifen, wenn er sich auf Maureen und Anika stürzt?
Zu Skips Erleichterung wies der Präsident nur wütend mit dem Kopf zur Tür.
Skip atmete tief ein, trat vor und stellte sich wie zufällig zwischen die beiden Frauen und den Präsidenten. Sein Kopf pochte, und vor Nervosität bildeten sich Schweißperlen auf seiner Stirn.
Nachdem sie das Oval Office verlassen hatten, atmete er erleichtert auf. Verdammt, der Typ geriet schnell in Rage.
»Das ist wirklich nicht gut gelaufen«, meinte die Außenministerin beunruhigt. »Ich habe ihn noch nie so aufgebracht
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