Der Eden Effekt
er und zeigte auf ein Bodmer-Gemälde vom Oberlauf des Missouri.
»Sie waren schon einmal hier?«, fragte Anika mit bebender Stimme.
»Ja. In demselben Raum. Ich habe einen Terroristen eingeschmuggelt, der versucht hat, Dr. Cole mit einer Briefbombe in die Luft zu sprengen. Später wollte er sie in Amsterdam erschießen, doch Jenn und ich haben es ihm ausgeredet.«
»Sie haben einen Terroristen ins Weiße Haus gebracht? Und das haben Sie überlebt?« Anika brach in Lachen aus, das ein wenig hysterisch klang. »Sie machen Scherze.«
»Ich wünschte, es wäre so«, meinte Maureen trocken.
Skip schenkte Anika ein missglücktes Lächeln, um seinen Kummer zu verbergen. Hoffentlich verliere ich nicht auch noch eine dieser beiden Frauen. Versprich mir, lieber Gott, dass dies kein schlechtes Omen ist!
»Irgendwann wurden dann in der Küche des Weißen Hauses Cheeseburger bestellt«, fuhr Skip in lockerem Ton fort. »Der Terrorist, Ali, studiert jetzt vergleichende Religionswissenschaften in Georgetown. Mein Rat? Entspannen Sie sich, und genießen Sie die Kunstwerke. Und wenn die Sache brenzlig wird, bestellen wir Cheeseburger.«
Um sich zu entspannen, atmete Anika tief ein und aus und setzte sich dann an den Tisch. Skip versuchte die Erinnerung an Jenn beiseitezuschieben und betrachtete lächelnd den Bodmer.
Ihm blieb kaum Zeit, seinen Kaffee zu trinken, denn es dauerte nicht lange, bis der Referent zurückkehrte und sagte: »Wenn Sie mir bitte alle folgen würden.«
Skip bedeutete den Frauen vorauszugehen und folgte ihnen, als sie an Gemälden und Türen vorbei durch geschmackvoll dekorierte Gänge geführt wurden. Ihm kam der Gedanke, dass das ungewisse Schicksal ganzer Staaten auf den Schultern der Männer und Frauen gelegen hatte, die diese Gänge schon durchquert hatten. Niemand spazierte unbeschwert durch dieses Haus.
Er hatte wieder Jenns Bild vor Augen, doch er schob es an jenen geheimen Ort, an den er im Laufe der Jahre schon so viele andere Gesichter verbannt hatte.
Der große Schock kam, als der Referent eine Tür öffnete und Skip hinter Anika und Maureen das Oval Office betrat. Zu seiner Überraschung war es kleiner, als es im Fernsehen wirkte. In der Mitte des Raumes standen einander auf einem Teppich mit dem Präsidentensiegel zwei Sofas gegenüber. Eine Kopie des besagten Ausdrucks lag in der Mitte des glänzenden Couchtisches, der zwischen den beiden Sofas stand.
Skip sah die Menschen, die sich um den Schreibtisch drängten, der vor der berühmten Terrassentür mit den Seidenvorhängen stand.
Amy Randall stand auf der linken und die Außenministerin auf der rechten Seite des großen Schreibtisches. Die Außenministerin schaute auf, nickte Cole zu und starrte Anika French mit reserviertem Blick an. Dann warf sie Skip einen Blick zu und erkannte ihn gleich wieder. »Mr Murphy, ich habe gehört, dass Sie uns wieder unterstützen. Wie kommt es, dass Sie immer dabei sind, wenn es Probleme mit Anthropologen gibt?«
»Schon meine Mutter hat gesagt, dass ich keinen guten Riecher bei der Wahl meiner Freunde hätte, Frau Ministerin«, erwiderte Skip.
Sie runzelte die Stirn, doch der Mann, der hinter dem Schreibtisch saß, grinste. Er stand auf und trat vor den Schreibtisch. Der Präsident sah größer aus als im Fernsehen.
»Mr President«, sagte die Außenministerin. »Darf ich Ihnen Dr. Anika French und Dr. Maureen Cole vorstellen? Sie werden von Mr Sean Murphy begleitet, der für ihre Sicherheit sorgt.«
»Angenehm.« Der Präsident begrüßte alle der Reihe nach mit Handschlag und einem warmen, beruhigenden Lächeln. Dann schürzte er kurz die Lippen und runzelte die Stirn. »Bitte setzen Sie sich doch!« Er ging den anderen voraus zu den Sofas. »Ich habe mir den Ausdruck bereits angesehen.«
Er bot den Damen Plätze an. Maureen und Anika setzten sich auf eines der Sofas, und der Präsident und die Außenministerin nahmen gegenüber von ihnen Platz. Zwischen ihnen stand der Couchtisch, auf dem der Ausdruck lag. Skip stellte sich schräg hinter das Sofa und faltete die Hände.
Der Präsident beugte sich vor und zeigte auf den Ausdruck. »Und was bedeutet das nun? Ich möchte keine Zeit mit Hintergrundinformationen vergeuden, warum oder wie das Modell entwickelt wurde. Mich interessieren nur die Ergebnisse.«
Anika öffnete den Mund, doch es kam kein Laut über ihre Lippen.
»Mr President«, sagte Maureen ruhig, »die globale Zivilisation, wie wir sie kennen, steuert auf eine Katastrophe
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