Der Eden Effekt
Bevölkerung. Das kann nicht richtig sein.«
»Ist es aber, wenn wir Qualitätsdaten benutzt haben«, flüsterte Foley. »Und wir haben die besten Schätzungen genommen, die uns zugänglich waren.«
Maureen hatte bereits den gesamten Ausdruck überflogen. Plötzlich verharrte sie reglos und starrte auf das Papier. Anika stellte sich neben sie und blickte auf die ausgedruckte Gleichung und den Zahlenwert daneben. Das war noch eine von Ken Foleys Spezialitäten. Er nannte sie »die bittere Pille«, und jeder musste sie schlucken, ehe er die Gültigkeit der Ergebnisse glauben konnte.
Die Zahl brannte sich Anika ins Gehirn: 0,002.
»Ken?«, rief sie. »Das möchten Sie sich sicher ansehen.«
Foley stellte sich neben sie, starrte auf die Zahl und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sein kahler Schädel schimmerte im Licht der Deckenlampe.
Amy Randall spürte die Anspannung. »Was ist los?«
Anika atmete tief ein. »Amy, das Modell sollte die Nullhypothese beweisen. Erinnern Sie sich, was das ist?«
»Sicher. Der Normalzustand. Es gibt keine Probleme. Die Zukunft ist nicht in Gefahr.«
Anikas Kehle war wie zugeschnürt. »Die Nullhypothese wurde zurückgewiesen. Und Kens bitterer Pille zufolge stehen die Chancen, dass wir uns geirrt haben, nur zwei zu tausend.«
Alle Farbe wich aus Amy Randalls Gesicht. Sie nickte, ging zum Telefon und wählte eine Nummer.
Die anderen drängten sich zusammen und schauten mit finsteren Mienen auf Kens bittere Pille.
»Wenn wir uns vielleicht die Temperaturen der Weltmeere noch einmal genauer anschauen«, schlug Wade vor.
»Warum?«, wollte Sinclair wissen. »Wir haben die atlantische Strömung bereits als Konstante akzeptiert, obwohl wir wissen, dass sie sich innerhalb weniger Jahre abschwächen könnte.«
Anika hörte Amy Randall sagen: »Ja, Ma’am. Sofort.«
Fred Zoah rückte seine Brille zurecht. »Nachdem ich das gesehen habe, weiß ich gar nicht, ob ich mir die Daten der gesellschaftlichen Triebkräfte überhaupt noch ansehen möchte.«
»French? Cole?«, rief Randall. »Kommen Sie mit! Die anderen überprüfen, ob sie noch Fehler in dem Modell finden.«
»Sollen wir den Ausdruck mitnehmen?«, fragte Anika.
»Nicht nötig. Ein zweiter Ausdruck wartet auf uns. Kommen Sie, Murphy! Sorgen Sie für unsere Sicherheit.«
Wie benommen griff Anika nach ihrer Handtasche. Sie war so niedergeschlagen, dass sie nicht einmal fragte, wohin sie gingen.
Als sie hinter den anderen den Raum verließ, drängte sich ihr die Frage auf: Wo und wie wird es beginnen? Ein kleines, scheinbar unbedeutendes Ereignis? Der erste Dominostein würde fast lautlos fallen. Doch wenn die nächsten fielen, würde es einen höllischen Lärm geben, der den Tod der globalen Zivilisation mit Pauken und Trompeten verkündete.
Skip warf Anika French ein schiefes Lächeln zu, als sie vor dem Tor auf der Pennsylvania Avenue 1600 anhielten. Mit großen Augen verfolgte die Rothaarige eingeschüchtert die strenge Sicherheitskontrolle. Der Wachposten nahm Amy Randalls Ausweis entgegen, verglich ihn mit den Angaben in seiner Datenbank und überprüfte dann die Ausweise der anderen.
Als sie in dem Lincoln vor dem großen Tor warteten, flüsterte Anika ehrfürchtig: »Verdammt! Betrete ich jetzt das Weiße Haus?«
»Was haben Sie denn erwartet?«, fragte Randall. »Sie haben gerade das Ende der Welt bewiesen. Dachten Sie, niemand würde es zur Kenntnis nehmen?«
Der Wagen hielt vor dem Eingang am Westflügel, wo sie erneut von Sicherheitsbeamten kontrolliert wurden. Skip, dem diese Prozedur vertraut war, gab seine Heckler & Koch ab und legte seine Ausweispapiere und den in Virginia ausgestellten Waffenschein zum versteckten Führen einer Waffe vor, ehe er den Metalldetektor passierte.
Maureen lächelte gequält, und Anika sah aus, als würde sie gleich hyperventilieren.
Skip kannte den Raum, zu dem sie geführt wurden. Er war dort schon einmal gewesen, aber beim letzten Mal mit Jenn Royce. Er hätte am liebsten geflucht, und sein Herz war voller Schmerz.
»Warten Sie bitte einen Augenblick«, bat Amy Randall sie und ging mit schnellen Schritten davon.
Ein Referent fragte, ob er ihnen etwas anbieten dürfe. Skip bat sofort um Kaffee und forderte die anderen auf, es ebenfalls zu tun. Nachdem der Referent gegangen war, zwang Skip sich zu einem Lächeln und schaute sich die Gemälde an den Wänden an, an die er sich von seinem letzten Besuch noch erinnerte. »Das hier gefällt mir besonders gut«, sagte
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