Der Eden Effekt
keine Hinweise. Nichts.«
»Sie sollen also als Druckmittel eingesetzt werden?«, fragte Gracia.
»Vermutlich.« Scalia warf ihm einen Seitenblick zu. »Wir wissen aber nicht, von wem.«
Anika schüttelte den Kopf. Ein Druckmittel? Natürlich um Mark unter Druck zu setzen.
Bob Mason beugte sich vor. »Okay, gehen wir von der Richtigkeit des Modells aus. Mindestens drei Gruppen – und vielleicht sogar noch mehr – wissen von seiner Existenz. Zunächst einmal müssen wir den Schott-Artikel zurückhalten und dafür sorgen, dass er nicht in Umlauf gerät.«
»Dazu ist es zu spät«, unterbrach Maureen ihn. »Das Journal for Strategic Assessment wird im Netz veröffentlicht. Man kann es kostenlos abonnieren. Jeder Versuch Ihrerseits, es zu zensieren, wird nur das Interesse anfachen.«
»Wir sollen gar nichts tun?«, fragte Mason ungläubig.
»Wichtiger ist die Frage, was mit den Aufzeichnungen und den Diagrammen geschehen ist, die aus Dr. Frenchs Büro gestohlen wurden. Wenn ich es richtig verstanden habe, hat dieses Material einen enormen Wert«, sagte Scalia.
Anika nickte. »Viele meiner Gedanken zu dem Thema, die ich mir notiert hatte, befanden sich bei den Unterlagen in meinem Aktenschrank.«
Garcia atmete tief ein. »Geheimnisse stehlen, das hört sich ganz nach ECSITE an. Wir müssen uns über den alten Kasperski ernsthaft Gedanken machen.«
Nicht Kasperski. Das ist unwahrscheinlich , dachte Anika. Es muss ein anderer Interessent sein .
»Und der Schott-Artikel?«, fragte Mason.
Maureen zuckte mit den Schultern. »Ihr Vorteil ist, dass es sich dabei nur um einen Entwurf handelt. Es werden Experten benötigt, um die Lücken zu füllen, und außerdem wurden Anikas Statistiken nicht alle veröffentlicht. Wir haben eine harte Woche hinter uns und unter Anikas Leitung und mit Hilfe wichtiger Quellen des Außenministeriums an dem Modell gearbeitet. Ohne Anikas Hilfe hätten wir Monate gebraucht und wären tausendmal in Sackgassen gelandet, bis wir Ergebnisse erzielt hätten.«
Anika errötete, als sich ihr alle Blicke zuwandten.
»Okay, Leute«, knurrte Frank Card. »Dann sitzen wir auf unserer eigenen kleinen Bombe. Und die Bösen arbeiten bereits daran, sie hochgehen zu lassen. Was können wir tun, damit es nicht so weit kommt?«
15. KAPITEL
»ICH VERSTEHE DAS nicht«, sagte Mark und schnitt ein Stück von seinem Frühstückscroissant ab. »Sie wollen, dass ich an dem Modell arbeite? Hier? Ohne Material?«
Michelle Lee saß gegenüber von ihm am Tisch. Sie hatte ihre wohlgeformten Beine übereinandergeschlagen und hielt eine Tasse Kaffee in der Hand. »Wir lassen Unterlagen kommen. Kopien von Anika Frenchs Aufzeichnungen. Wir sind in der Lage, Ihnen alle Daten zu besorgen, die Sie brauchen.«
Mark sah sich in dem Esszimmer um und warf einen Blick an die hohe Decke. Die Wände waren in einem blassen Orange gestrichen, und die Gardinen wehten in der frischen Morgenbrise, die durch die geöffneten Fenster drang. Mark schaute in den hübschen Garten mit dem gemähten Rasen, den gelben und roten Rosen, blühenden Obstbäumen und gepflegten Blumenbeeten.
»Ich muss mich mit Anika in Verbindung setzen. Das ist unumgänglich, wenn ich das Modell an modernen Gesellschaften testen soll.« Er lächelte Michelle an. »Wir haben sozusagen als Team zusammengearbeitet. Darum steht sie auch bei ECSITE auf der Gehaltsliste.«
»Nicht mehr«, erwiderte Michelle. »Jetzt arbeitet sie mit dem Außenministerium zusammen. Sie haben sie vor einer Woche nach Washington fliegen lassen.«
»Stephanie hat es mir erzählt. Ich kann sie doch anrufen, oder?«
»So einfach ist das nicht. Wir haben hier keine sichere Leitung. Der verdammte Kasperski überwacht unter Garantie alles.« Sie runzelte die Stirn. »Und wir haben noch ein Problem: Nicht jeder ist davon überzeugt, dass das Modell auch funktioniert. Haben Sie schon mal von einem Doppelblindversuch gehört?«
»Sicher. Er nimmt dem Wissenschaftler die Möglichkeit, die Ergebnisse zu beeinflussen.«
Michelle lächelte. »Genau. Der Direktor will wissen, ob zwei Wissenschaftler unabhängig voneinander zu demselben Ergebnis kommen. Anika arbeitet an ihrem Modell und Sie an Ihrem. Wie kann man die beiden vergleichen, wenn sie fertig sind?«
»Das verstehe ich nicht. Anika und ich gehen von denselben Grundannahmen aus. Inwiefern kann man das als unabhängig voneinander bezeichnen?«
Michelle trank einen Schluck Kaffee und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Dann
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