Der Effekt - Roman
Zähne bewaffnet hinter seinem Pult lauerten, die Knobelbecher auf die Tischplatte gelegt, die Maschinengewehre griffbreit auf dem Schrank daneben.
So war es aber nicht …
Stattdessen traf er auf Rhonda, seine große und beeindruckende afroamerikanische Sekretärin, die in diesem Raum mit lauter weißen Angsthasen einen erstaunlich gelassenen Eindruck machte.
»Kipper! Gott sei Dank!«, rief sie aus, als sie ihn sah. »Wir hatten schon befürchtet, dass sie dich auch verhaftet haben.«
»Noch nicht, Ronnie. Ihr habt es also schon gehört?«
Er schaute müde in die Runde. Das also war sein Team, oder das, was von ihm noch übrig war: Barney Tench, sein Stellvertreter und alter Collegefreund, der momentan so mürrisch dreinblickte wie noch nie in seinem Leben; dann Marv Basco, der Leiter der Abwasserabteilung, der eine große Ähnlichkeit mit Larry von den Three Stooges hatte; Dave Chugg, der für die Trinkwasserversorgung zuständig war, sah Larrys Kumpel Curly ähnlich, zumindest wirkte es so, wenn man die beiden nebeneinanderstellte. Und dann war da noch Heather. Die hübsche, zerbrechliche, völlig verunsicherte Heather.
»He, was machst du denn hier, Mädchen? Du solltest doch zu Hause sein.«
»Ich wollte lieber hier sein und mich nützlich machen«, sagte sie mit ungewöhnlicher Ruhe in der Stimme. Er fragte sich, ob sie ein Medikament genommen hatte.
Barney zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
»Ich hab sie zu ihrer Wohnung gebracht, aber sie hat so lange auf mich eingeredet, bis ich sie wieder mitgenommen habe.«
Kipper seufzte.
»Okay, Heather. Ich schicke dich nicht wieder nach Hause. Aber du solltest eigentlich gar nicht hier sein. Du stehst unter Schock. Jetzt setz dich erst mal da drüben aufs Sofa und bleib da. Ronnie?«
Seine Sekretärin nickte und schob die Praktikantin so sanft wie möglich zu dem alten braunen Sofa in der Ecke. Heather protestierte nicht und leistete keinen Widerstand. Als er noch einmal darüber nachdachte, konnte Kipper sie verstehen. Sie hatte keine Freunde und keine Familie in Seattle. Alle ihre Bekannten in Spokane waren von der Energiewelle verschlungen worden. Die einzigen Menschen, die sie auf der Welt noch kannte, waren hier in diesem Raum, in seinem Büro. Es wäre grausam gewesen, sie wieder fortzuschicken.
»Ihr habt also gehört, was mit dem Stadtrat passiert ist?«, fragte er in die Runde.
Alle nickten und murmelten, dass sie von der Verhaftung gehört hätten.
»Hat man euch auch mitgeteilt, dass ihr für das Notstandskomitee verpflichtet worden seid?«, wandte er sich an Basco und Chugg.
»Nein, uns hat niemand was gesagt«, erwiderte Chugg.
Kipper rieb sich den Nacken. Er fühlte sich steif an und schmerzte. Er bemerkte, dass er immer noch Spuren von getrocknetem Blut auf dem Handrücken hatte.
»Tja, also, ich hatte gerade ein Gespräch mit dem Chef der Putschisten, General Blackstone.«
»Der ist hier?«, wunderte sich Barney.
»Ja, er hat sich im Büro des zweiten Bürgermeisters eingerichtet.«
»Hat er dir erklären können, was heute Morgen schiefgelaufen ist?«
»Er meinte, es wäre eben passiert, und wir sollten die Sache vergessen.«
»Ach du meine Güte!«, schrie Ronnie, die es sich grundsätzlich versagte, schlimme Flüche auszusprechen. »Das hat er allen Ernstes gesagt?«
»So ungefähr.« Kipper lehnte sich gegen sein Pult. »Er hat die Angelegenheit praktisch an uns zurückgegeben. Er meinte, wenn wir nicht wollten, dass die Stadt den Bach runtergeht, sollten wir mit ihm zusammenarbeiten.«
»Und was ist mit den Stadträten?«
»Keine Ahnung. Er hat sie unter Arrest gestellt oder in Gewahrsam genommen, wie er sich ausdrückt, und was das über kurz oder lang bedeutet, weiß ich nicht.«
»Klingt so, als würde dieses Arschloch tatsächlich glauben, er könnte einfach nach Lust und Laune Leute einbuchten«, sagte Barney. »Was hast du ihm gesagt, Kip?«
»Ich hab überhaupt nichts gesagt.« Kipper nagte an seiner Lippe. »Und darüber bin ich gar nicht froh. Ich bin alles andere als froh. Aber in einer Beziehung hat er Recht. Egal was wir von ihm halten, wir sind für die Menschen hier in der Stadt verantwortlich. Wir müssen die Nahrungs mittelversorgung organisieren. Im Moment gibt es keine Möglichkeit, die leeren Regale auf normale Weise zu füllen, weil alle Bezugsquellen letzte Woche hinter der Energiewelle verschwunden sind. Nahrungsmittel sind das Problem Nummer eins. Wir werden genügend davon
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