Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
ein bequemer Platz zum Ausruhen. Er setzte sich auf einen der unbequemen Plastikstühle und wickelte sich in die Decke ein, die er in Kuwait bekommen hatte. Es wurde immer kälter, ihn fröstelte.
    Er döste im Halbschlaf vor sich hin und glitt immer wieder ab in Alpträume, die ihn erneut den Mörser-Angriff durchleben ließen, der ihn ins Hospital gebracht hatte. In diesem Zustand fand ihn Sayad Al-Mirsaad vor.

27

Seattle, Washington
    »Sie wollen mich wohl verarschen!«
    Kipper konnte es nicht fassen, er war wütend. Tatsächlich jagten ein halbes Dutzend widerstreitender Emotionen durch seinen Körper, als ihm klarwurde, dass die Militärs die gewählten Mitglieder des Stadtrats verhaftet hatten. Vor allem aber war er fassungslos und wütend.
    »Das dürfen Sie nicht tun, das ist … ist …«
    »Falsch?«, fragte General Blackstone.
    »Ja. Genau. Es ist falsch. Es ist auf so viele verschiedene Arten falsch, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Sie konnten sich nicht durchsetzen, wie Sie wollten, und da haben Sie sich ganz einfach für einen Militärputsch entschieden? Um Himmels willen, Sie haben es hier doch nur mit einer Ansammlung von verängstigten Bürokraten zu tun, die drei Stunden darüber diskutieren, welche Sorte von Keksen sie bei ihrer Konferenz knabbern wollen.«
    »Wir wussten, dass Sie es verstehen würden«, sagte McCutcheon mit einem ironischen Unterton. »Genau deshalb haben wir sie aus dem Verkehr gezogen. Sie können wirklich stundenlang über Kekse sprechen. So was ist ihnen wichtig. Ich hab ihnen eine Woche lang dabei zugesehen. Wahnsinn. Wirklich unglaublich. Aber während diese Damen und Herren sich tiefschürfende Gedanken über ihre Catering-Probleme machen, STERBEN DIE MENSCHEN DORT DRAUSSEN.«

    Die letzten Worte hatte er mit seiner Exerzierplatzstimme laut gebrüllt und dabei mit der Faust auf einen Stapel Ordner geschlagen, um sie zu unterstreichen. Eine Menge Papiere ergoss sich daraufhin über seinen Schreibtisch. Kipper zuckte zusammen und warf Blackstone einen Blick zu, aber der General blieb passiv. Sie wollten ihn beide weichklopfen.
    »Hören Sie zu«, sagte McCutcheon und wechselte in die Rolle des ruhigen und verdächtig jovialen Zeitgenossen. »Sie sind nicht im Knast oder so was. Wir haben sie einfach nur präventiv in Verwahrung genommen.«
    »Was, zum Teufel, soll denn präventiv bedeuten?«
    Blackstone selbst gab die Antwort.
    »Um sie davor zu bewahren, tatsächlich verhaftet zu werden, weil sie einen derartigen Mist gebaut haben, dass eine Menge Leute umgekommen sind.«
    »Was denn? So was wie heute Morgen?«
    »Oh, Kipper, jetzt reißen Sie sich aber mal zusammen«, knurrte Blackstone. »Das hier ist bitterer Ernst. Wir wollen nicht die Macht übernehmen. Wir wollen nirgendwo die Macht übernehmen. Im Gegenteil, wir sind verzweifelt auf der Suche nach jemandem, der uns sagt, was wir tun sollen, aber da ist niemand. Stattdessen diskutieren diese Heinis über Kekse.«
    »Blödsinn, General, Sie übertreiben maßlos.«
    »Nein«, sagte McCutcheon, der nun wieder das Wort übernahm. »Es ist nur ein Beispiel dafür, welche nutzlosen und überaus ärgerlichen Diskussionen diese Idioten geführt haben. So wie die Debatte über die Kekse, die tatsächlich stattgefunden hat, weil jemand darauf hinwies, dass sie mit den Nahrungsmitteln haushalten müssen. Daraufhin haben sie eine Dreiviertelstunde darüber gestritten, ob sie unter diesen Umständen eine Packung Kekse verzehren dürfen oder nicht. Das war am Donnerstag, während der Telefonkonferenz, als der giftige Sturm
draußen tobte. Während einer Telefonkonferenz, Kipper! Sie saßen alle zu Hause. Sie hätten ganz einfach ihre eigenen Kekse essen können!«
    Kipper rieb sich die müden, brennenden Augen, aber dadurch taten sie nur noch mehr weh.
    »Und was wollen Sie jetzt tun? Alle verhaften, bis sie jemanden gefunden haben, der mit Ihnen zusammenarbeiten will? Wollen Sie alle durchgehen bis runter zum Straßenkehrer?«
    »Wenn es sein muss«, sagte McCutcheon. »Aber ehrlich gesagt haben wir uns schon einen Typen ausgesucht. Er ist ziemlich hart drauf, hat ein kaputtes Auge, und ihm fehlt ein Ohr. Wie der nächste Präsident sieht er tatsächlich nicht aus.«
    »Präsident?«
    »Ja. Davon spreche ich doch die ganze Zeit. Wir brauchen einen Präsidenten. Basta. Wenn wir diese Angelegenheit nicht in den Griff kriegen, kommen wir in Teufels Küche.«
    Kipper stieß gegen einen Aktenschrank und musste sich mit

Weitere Kostenlose Bücher