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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Kopfschmerzen nicht vertreiben. Sie wurden nur noch heftiger.

    »Inwiefern?«, fragte er.
    Warat schaute auf die Uhr und schien einen Moment zu zögern. Er rieb sich die Hände und rutschte nervös hin und her, bevor er ein zweites Mal auf die Uhr sah.
    »Sie können sich wahrscheinlich denken«, begann er dann, »dass die strategischen Verhältnisse, in denen sich mein Land befindet, vollständig auf den Kopf gestellt wurden. Uns geht es in dieser Hinsicht fast genauso schlimm wie Ihnen.«
    »Ja«, sagte Ritchie, der spürte, wie sein Herz heftiger zu schlagen begann.
    Warat ruckte mit den Schultern vor und zurück und biss sich auf die Unterlippe. Der Mann war eine Fundgrube für nervöse Ticks.
    »Ihre Streitkräfte wurden von Saddam, von den Mullahs und den bekannten extremistischen Organisationen wie der Hamas, dem islamischen Dschihad und Al-Kaida angegriffen.«
    Ritchie nickte wortlos. Erst heute Morgen hatten sie die USS Hopper mit zweihundert Mann Besatzung an Selbstmordattentäter auf Jet-Skiern verloren. Einen Zerstörer dieser Größe verliert man nicht alle Tage, und es war auf längere Sicht kein Ersatz in Sicht. Wahrscheinlich würde es nie mehr einen geben. Vor dem Erscheinen der Energiewelle hätte ein solcher Vorfall die Schlagzeilen in aller Welt bestimmt. Nun aber war es nur eine kleinere Meldung, denn alle Agenturen waren damit beschäftigt, den Verfall der eigenen Gesellschaften zu beschreiben. Der israelische Botschafter schaute erneut auf die Uhr.
    »Wir verstehen, dass Sie gezwungen sind, Ihre Truppen aus dem Irak, aus Kuwait und der gesamten Region abzuziehen, auch wenn das aus Sicht unserer Regierung zu kurzfristig gedacht ist«, sagte er.
    »Nun«, erwiderte Ritchie. »Ich fürchte, unser Rückzug ist einfach eine Notwendigkeit. Es hat nichts mit den politischen
Zielen der US-Regierung zu tun, es geht mehr um einen taktischen Rückzug, nicht um einen Abzug.«
    »Oder eine Flucht.«
    »Nein«, stimmte Ritchie zu. »Flucht würde ich es wirklich nicht nennen. Aber im Augenblick verursacht unsere Präsenz dort nur noch mehr Unheil. Ich muss Ihnen nicht erklären, dass wir uns überhaupt nicht leisten können, unsere Truppen dort für längere Zeit zu stationieren. Unsere Infrastruktur ist zerstört. Jede Rakete, die wir abfeuern, jedes Schiff, das wir verlieren, jeder Soldat oder Matrose, der stirbt, ist ein herber Verlust. Nichts kann mehr ersetzt werden.«
    Warat zuckte mit den Schultern und seufzte. »Wir verstehen das, Admiral. Auch wir haben etwas verloren. Amerika war unsere Rüstungskammer und nun sind wir in einer ähnlichen Position. Aber im Gegensatz zu Ihnen können wir keinen taktischen Rückzug vornehmen. Wir sind innerhalb unserer Grenzen gefangen, wir können nirgendwohin ausweichen. Und die Barbaren stehen vor den Toren. Das wissen Sie so gut wie ich. Wir kämpfen bereits gegen sie. Es wird auf die totale Vernichtung der einen oder anderen Partei hinauslaufen.«
    Ritchie signalisierte mit einer Handbewegung, dass er das zur Kenntnis nahm, und spürte, wie eine überwältigende Angst von ihm Besitz ergriff. Der Botschafter schaute ein letztes Mal auf seine Uhr, holte tief Luft und blickte Ritchie direkt in die Augen. Seine Stimme klang jetzt fester und bestimmter als gerade eben noch.
    »Vor zwölf Stunden wurden uns geheime Informationen von unserer Quelle in den oberen Rängen der Repub likanischen Garden zugesandt. Die Informationen waren so brisant, dass wir sie sofort überprüfen ließen. Dabei wurde die absolute Verlässlichkeit dieser Quelle bestätigt. Ich fürchte, dass diese Quellen inzwischen enttarnt und eliminiert wurden. Bevor wir sie verloren haben, konnten
wir noch in Erfahrung bringen, dass ein Konvoi aus zivilen Fahrzeugen die iranische Grenze überquert hat und sich ohne militärischen Schutz, aber dennoch schwer bewaffnet, zu einem Lagerhaus am Rande von Mosul begeben hat, wo er um 3 Uhr nachts Ortszeit ankam. Ich bitte um Entschuldigung, Admiral …«
    Warat beugte sich nach unten, hob seinen Aktenkoffer hoch, öffnete ihn und holte ein Bündel Papiere heraus, die er Ritchie überreichte. Es waren größtenteils Fotografien, einige Seiten waren bedruckt mit chemischen Formeln.
    Bei den Bildern handelte es sich ganz offensichtlich um Aufnahmen, die jemand heimlich vom Lagerhaus aufgenommen hatte.
    »Die Fahrzeuge, die Sie auf diesen Fotos sehen, sind übliche Lastkraftwagen. Zwei Scania-Transporter, ein Volvo-Truck, ein Mack-Lkw und ein Hino-Laster. Die

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