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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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anderen Wagen sind Geländefahrzeuge, die den Zug begleiten. Der Hino-Laster ist mit einem Container beladen, in dem sich eine unbekannte Menge Uranhexafluorid befindet. Ich fürchte, wir haben den Lastwagen aus den Augen verloren. Die anderen Fahrzeuge konnten wir von der Grenze bis nach Mosul und zu einer irakischen Raketenbasis verfolgen. Sie transportieren waffenfähiges Anthrax und Botulin.«
    Ritchie warf einen kurzen Blick auf die getippten Papiere, aber er war kein Chemiker und konnte mit den Formeln nichts anfangen. Er nahm an, dass sie darstellen sollten, was mit den Lastern transportiert wurde.
    »Wir haben keine Quellen innerhalb der irakischen Streitkräfte, und die Tatsache, dass unsere Agenten in der Administration enttarnt wurden, wird Saddam Hussein dazu veranlassen, seine Pläne zu ändern. Aber wir gehen davon aus, dass Israel von einem Raketenangriff mit biologischen Waffen akut bedroht ist. Unsere Reaktion auf eine derartige Bedrohung wurde oft genug dargelegt. Wir
werden nicht einfach Vergeltung üben, sondern präventiv losschlagen.«
    Ritchie legte die Dokumente auf seinem Schreibtisch ab. Seine Hände zitterten, aber er wusste, dass er nichts tun konnte, um die Angelegenheit zu stoppen.
    »Meine Regierung hat mich beauftragt, Ihnen als dem Oberkommandierenden der befreundeten Streitkräfte in der Region mitzuteilen, dass die israelische Armee vor einer Stunde die Operation Megiddo begonnen hat. Meine Regierung hat mich davon unterrichtet, dass israelische Einheiten in diesen Minuten auf dem Weg zu zwölf strategischen Zielen sind. Ich habe hier eine Liste davon.«
    Der Botschafter reichte ihm ein einzelnes Blatt, das Ritchie mit zitternder Hand entgegennahm. Der Israeli, stellte er fest, war außergewöhnlich ruhig im Vergleich zu ihm, aber er hatte den Schock wahrscheinlich schon hinter sich. Auf der Liste waren zwei Rubriken voneinander abgesetzt, die eine trug die Überschrift »militärische Ziele«, die andere »strategische Ziele«. In der ersten Rubrik waren militärische Stützpunkte und Lager von Massenvernichtungswaffen wie das Trainingslager der Revolutionären Garde in Hamadan aufgelistet. Die zweite war eine Liste von Städten.
    Der Amerikaner musste tief durchatmen, als er das las. Bagdad, Teheran und Damaskus waren als Ziele der totalen Zerstörung innerhalb der nächsten Stunden ausersehen.
    »Das können Sie nicht machen«, stieß er hervor. »Sie werden Millionen und Abermillionen von unschuldigen Menschen töten.«
    Warats Gesicht war aschfahl und angespannt, aber er behielt die Fassung.
    »Ja, Admiral. Das werden wir tun. Entweder das, oder es werden Millionen unserer eigenen Leute sterben.«
    »Aber …«

    Ritchie brachte kaum ein Wort hervor. Er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen, sein Blick war getrübt. Warat bemerkte seine Schwierigkeiten und fuhr eilig fort:
    »Wir haben die Ziele so ausgesucht, dass Ihre Truppen nicht unmittelbar radioaktiven Strahlungen ausgesetzt sind. Es wird auch nicht notwendig sein, Luftraum zu durchqueren, der von den Koalitionsstreitkräften kontrolliert wird. Es wird nicht so sein wie 1991, Admiral. Wir werden keine Maßnahmen zur Freund-Feind-Identifikation benötigen; dennoch können die weiter entfernt liegenden Ziele nicht erreicht werden ohne Betankung der Flugzeuge in der Luft. Meine Regierung bittet die US Air Force in dieser Beziehung um Unterstützung durch Bereitstellung entsprechender Maschinen, damit wir unsere Missionen durchführen können, ohne unser Personal unnötigerweise in eine Opferrolle zu drängen. Für viele Piloten wird es ohnehin keine Rückkehr geben.«
    »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?«
    Ritchie warf dem Botschafter einen finsteren Blick zu.
    Erstaunlicherweise schaffte der Israeli es, überrascht auszusehen. »Meine Regierung hat nicht erwartet, dass Sie diese Anfrage positiv beantworten, aber gebeten, dass ich sie dennoch stelle.«
    »Exzellenz …«, begann Ritchie zögernd und vergaß, dass Warat bisher noch nicht formell als Botschafter anerkannt worden war. »Mr. Warat, ich kann nicht zulassen, dass dieser Plan durchgeführt wird. Ihre Regierung muss die Aktion abbrechen.«
    »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein, Admiral, unter keinen Umständen. Meine Regierung ist überzeugt davon, dass wir ausgelöscht werden, wenn wir nicht sofort handeln.«
    »Aber Sie werden ausgelöscht werden, wenn sie es tun!«
    Warat nickte düster.
    »In diesen Zeiten ist alles möglich.«

    Ritchies

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