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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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fünfzehn Minuten wussten sie Bescheid.
    Aber in der Hälfte der Zeit würde er das Ziel erreicht haben.
    Unter ihm glänzte der Golf. Ephron saß ruhig da und wartete auf die Warnsignale, die ihm mitteilten, dass er ins Visier der Kriegsschiffe geraten war.
    Der Alarm ließ nicht lange auf sich warten. Die grellen dissonanten Töne schrillten, und Leutnant Ephron machte sich an die Arbeit und feuerte Störsignale ab. Molenz konzentrierte
sich auf den Kurs, bereit, jederzeit zu reagieren, wenn es sein musste.
    Es war genauso schnell vorbei, wie es begonnen hatte. Das Meer unter ihnen verschwand, und der riesige Windpark von Zafarana tauchte auf dem Radarschirm auf. Mächtige, fremdartig wirkende Muster waren zu erkennen, die Molenz an seiner Kindheit erinnerten, als er einmal an einem Lattenzaun vorbeigerannt war, durch dessen Zwischenräume die grellen Strahlen der Sonne fielen.
    Hinter ihm fragte Ephron nach Erlaubnis, die Gefechtsköpfe scharfmachen zu dürfen.
    »Erlaubnis erteilt«, sagte Molenz. »Code für die Freigabe lautet Alpha Zwei Vier Delta Null Zwei November Drei Zwei Fünf Eins Echo. Bitte bestätigen.«
    »Bestätigt.«
    »Gefechtsköpfe bereitmachen.«
    Ephrons Stimme zitterte, als er auf der kleinen Tastatur eine lange Reihe von Befehlen eingab. »Gefechtsköpfe sind bereit.«
    Molenz schluckte.
    Die linke Tragfläche senkte sich um dreißig Grad, und die Maschine nahm Kurs nach Süden, senkte sich und folgte einem Tal, das parallel zum Nil verlief. Das blasse silbrige Glänzen im Westen musste Luxor sein, das als größtes Open-Air-Museum der Welt bezeichnet wurde. Der Tempel von Karnak, das Tal der Könige, die Ruinen von Theben, das alles war nur wenige Flugminuten entfernt.
    Molenz steuerte den Strike Eagle auf eine Höhe, die für den Abwurf am günstigsten war.
    Als die drei Maschinen über das Tal jagten, wurde ihm klar, was er gleich tun würde. Kleine Städte und Dörfer säumten das Ufer des Nil, ihre schwach blinkenden Lichter markierten den gewundenen Lauf des Flusses wie kleine Leuchtbojen.

    Er drückte sich zurück in den Sitz und versuchte an Höhe zu gewinnen.
    Ephron gab durch, dass das automatische Zielsuchsystem die Kontrolle über das gesamte Flugzeug übernehmen sollte. Molenz stimmte zu und übergab die Kontrolle dem Bordcomputer. Der Kampfjet drehte sich und schoss nun direkt auf sein Ziel zu.
    Es gab einen deutlich hörbaren dumpfen Ton, die Maschine ruckte und war befreit von ihrer tödlichen Last, die nun nach unten fiel.
    Die drei Kampfjets neigten sich zur Seite, nahmen Kurs nach Osten und entfernten sich eilig von der schlimmen Sache, die sie gerade angerichtet hatten.
     
    Lautlos glitt das Projektil durch die warme Nachtluft. Es pfiff nicht und jaulte auch nicht, um seine tödliche Bedrohung hörbar zu machen. Nur ein flüchtiges Zischen und das Schwirren des Leitwerks waren vernehmbar. In der Spitze der Bombe befand sich ein lasergesteuertes elektronisches Zielsystem, das genau auf den programmierten Zielpunkt im Staudamm zuhielt, jedenfalls so lange, wie die Kampfjets die Verbindung aufrechterhalten konnten. In dem Augenblick, in dem sie den Kontakt abbrachen, um der Explosion zu entgehen, war der Sprengkopf bereits mit Überschallgeschwindigkeit in die Betonwand des Assuan-Staudamms eingedrungen, wo er mit einem lauten Donnern explodieren und das gigantische Bauwerk in den Grundfesten erschüttern würde.
    Das Projektil war so gebaut, dass es in extrem harte, vielschichtige unterirdische Wände eindringen konnte, es war extrem dünn, lang und spitz, und bestand aus einer ultraharten Nickel-Kobalt-Stahl-Legierung, war mit einem hochempfindlichen Sucher ausgestattet, der die Geschwindigkeit des Eindringens in die Staumauer genau maß und die Detonation so lange verzögerte, bis die optimale
Tiefe erreicht war. Israel hatte über viele Jahre hinweg an der Minimierung der Ausmaße seiner Nuklearwaffen bei gleichbleibender Sprengkraft gearbeitet. Einige der Bomben, die in diesem Augenblick auf die Städte im Nahen Osten fielen, hatten mehrere Megatonnen Sprengkraft. Die Explosionskraft, Hitzeentwicklung und der Verstrahlungseffekt waren ungleich größer als die der primitiven Bomben, die die Vereinigten Staaten 1945 auf Japan abgeworfen hatten.
    Der Sprengkopf, der sich in wenigen Millisekunden in tausend Millionen Tonnen von Zement eingrub, war im Vergleich dazu relativ bescheiden, wenn seine Sprengkraft auch zweimal so groß war wie die der Bomben von Hiroshima und

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