Der Effekt - Roman
und Ihnen in den Kopf schießen. Und Sie werden die doppelte Gebühr bezahlen, wenn Sie die Stadt zusammen mit uns verlassen wollen.«
Zood hielt ihrem Blick einige Sekunden lang stand, bevor er ein schmieriges Grinsen aufsetzte.
»Scheiß auf das Geld«, sagte er dann. »Ich hab genug davon. Den Zaster hab ich nicht in den USA deponiert. Dort bin ich überhaupt nicht gemeldet. Aus Steuergründen, Sie wissen schon. Ich bin schon vor Jahren von dort verschwunden.«
Er trank sehr viel und lachte gern über seine eigenen Witze, aber Jules entging nicht, dass er trotz allem ziemlich nervös war.
Als er vor einer Stunde an ihrem Tisch erschienen war, hatte er ihr eine Imitation des berühmten Fabergé-Eis zugeworfen wie einen Ball und wollte sofort wissen, wie viele von »meinen Nutten« er mitnehmen dürfe.
»Ich gebe Ihnen pro Nutte so ein Ding. Das sind Fälschungen aus Thailand, aber die Edelsteine sind echt. Ich kann auch einige von denen zurücklassen, sie wissen das. Deshalb sind sie jetzt besonders anschmiegsam. Ein paar von ihnen muss ich auf jeden Fall dabeihaben. Ich mag das Wasser nämlich nicht. Ich mag nicht mal den Pool mit dem heißen Wasser. Eine Seereise macht mich fertig. Wenn’s Ihnen also nichts ausmacht, nehme ich mir eine große Portion Methamphetamin mit, schließ mich in der Kabine ein und lass mich verwöhnen.«
Am liebsten hätte sie ihm da schon eine Kugel in den Kopf verpasst.
»Wenn du einverstanden bist, Jules«, sage Fifi. »Dann geh ich zurück zum Hafen. Ich hab da noch einiges zu erledigen. Wir sehen uns dort. Da bin ich in angenehmerer Gesellschaft.«
»Okay, geh ruhig. Einer von Shahs Leuten kann dich begleiten.«
Fifi verließ den Tisch, ohne nochmal zurückzuschauen. Sie fühlte sich in der Gesellschaft reicher Leute nicht besonders wohl. Nur Jules machte da eine Ausnahme. Sie war durch das Netz ihrer Kaste gefallen und inzwischen fast schon auf Fifis Niveau angelangt.
»Du bist wie Paris oder Britney«, sagte sie manchmal zu ihr. »Reich, aber trotzdem cool.«
Ein unangenehmes Schweigen brach aus, als Jules Zood einen verächtlichen Blick zuwarf.
Nicht dass ihre anderen Bewerber weniger scheußlich gewesen wären. Ein Grundstücksmakler mit seiner Frau. Keine Kinder. Ein Typ, dessen Familie ein Gesundheitsfonds gehörte. Seine dritte Frau und ein Kind waren bei ihm. Der Inhaber einer Handelsbank aus Basel und seine Freundin. Ein Öl-Spekulant. Und ein paar treulose Treuhänder, Bruder und Schwester, denen es überhaupt nichts auszumachen schien, dass ihre Familie in Boston für immer verschwunden war. Sie hatten, wie alle anderen hier am Tisch, sofort zugeschnappt, als sie mitbekommen hatten, was angeboten wurde. Wenn sie nun mit teuren Gegenständen zahlen mussten, würde das den Wert dieser Produkte nur erhöhen, rechnete Jules sich aus, zumindest kurzfristig.
Es fiel ihr schwer, sich die Namen zu merken, und sie überlegte schon, ob sie nicht einige von ihnen abweisen sollte. Den Porno-König und seine Nutten beispielsweise. Und diesen Cesky, der auch nur nach Ärger aussah. Beide waren ziemlich fordernde Typen. Die beiden Treuhand-Kriminellen, Phoebe und Jason, verströmten einen Hauch von Hochnäsigkeit, den sie von ihren früheren Mitschülern kannte.
»Wird es denn genügend Personal geben außer diesen Kerlen da?«, fragte Phoebe und deutete auf die Gurkhas.
»Vielleicht sollten wir unsere eigenen Diener mitbringen«, schlug ihr Bruder vor, ohne sich die Mühe zu machen, Jules deswegen zu fragen. »Wir könnten Personal aus dem Hotel hier anheuern. Wie wäre das?«
Das eigentliche Problem aber war Cesky. Sie kannte sich im Baugeschäft nicht besonders gut aus, aber sie wusste, dass es da rau zuging. Steckten da nicht auch die Mafia und korrupte Gewerkschaften mit drin? Um in diesem Bereich Erfolg zu haben, musste man skrupellos sein, was nicht unbedingt gegen ihn sprach. Aber sie hatte das Gefühl, dass dieser Mistkerl sehr schnell durchdrehen könnte, und dann hätte sie einen dreihundert Pfund schweren Kampfhund mit einer Amphetamin-Psychose an der Kehle.
Andererseits konnte sie immer noch Shah befehlen, ihn über Bord zu werfen, entschied sie und wandte sich wieder dem Fernseher zu.
»Der israelische Premierminister Ariel Sharon hat die anderen regionalen Mächte aufgefordert, sich sofort zu entwaffnen, weil sie andernfalls mit einer zweiten Angriffswelle zu rechnen hätten. Die saudische Regierung hat bereits zugestimmt, ist in Verhandlungen mit Tel
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