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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Blick senken würde. Er tat es nicht.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie sich auch ein bisschen mit Schusswaffen auskennen, Rhino?«
    »Ich hab zwanzig Jahre gedient, Ma’am. Sie können also zu Recht was annehmen, aber Sie sehen nicht so aus, als würden Sie sich darauf verlassen.«
    Sie nickte.

    »Sie sagten, Sie hätten Angelfahrten veranstaltet. Was ist aus Ihrem Boot geworden? Warum fahren Sie nicht einfach damit los und verlassen sich nur auf sich selbst?«
    Rhino verschränkte die Arme und deutete mit dem Kopf auf ihr eigenes Boot.
    »Sie sehen ja die vielen Löcher da. Die in meinem Kahn waren noch viel größer. Meine Geschäfte waren absolut legal, Miss. Ich weiß nicht, was Sie gemacht haben, bevor das alles passiert ist, aber die Tatsache, dass Sie jetzt hier sitzen, sagt mir, dass es nicht legal gewesen sein kann und dass Sie wahrscheinlich genug Waffen und Mumm hatten, sich zu verteidigen. Ich hatte nicht so viel Glück.«
    Lee blies einen dünnen Rauchschwaden in die Luft.
    »Mr. Rhino. Sie haben also Ihr Boot verloren. Wissen Sie, wer dafür verantwortlich ist?«
    Der ehemalige Bootsmann der Küstenwache nickte. »Klar weiß ich das. Ein Arschloch hier aus der Gegend. Sagte, er würde ein Schiff für seinen Boss suchen. Fand, dass ›Nein‹ nicht die richtige Antwort war, also schoss er mein Boot kaputt, weil das die einzige Antwort war, die ich für ihn hatte.«
    »Und warum hat er Sie nicht erschossen?«, fragte Fifi.
    »Mein Boot zu versenken war viel gemeiner«, sagte er und schien es ehrlich zu meinen.
    Eine Menge Leute glaubten, Fifi sei nichts weiter als eine lebensgroße Barbiepuppe. Aber sie hatte schon so lange auf sich selbst aufpassen müssen, dass sie einen guten Instinkt für Männer hatte, die Ärger verhießen. Nach dem Job im Imbiss von Lenny, wo sie sehr schnell auch zum Kochen und Putzen abkommandiert worden war, hatte sie einen von einer Wohltätigkeitsorganisation finanzierten Catering-Kurs für Obdachlose mitgemacht. Fifi war unter den fünf Besten ihres Kurses gelandet und hatte einen Job bei einer Catering-Firma in Los Angeles
bekommen, die sich auf die Versorgung von Truppen im Ausland spezialisiert hatte.
    Die Einsätze an der Front sagten ihr viel mehr zu als irgendwelche Jobs im Reichenghetto von L.A., und nach einer zwölfmonatigen Affäre mit einem Army Ranger auf dem Balkan konnte sie einen M4-Karabiner mit geschlossenen Augen auseinandernehmen und wieder zusammensetzen. Sie kam auch mit vielen Männern zusammen, die ähnlich wie Rhino waren - hart, kompromisslos und meist nicht sehr intelligent, aber mit dem Herz auf dem rechten Fleck.
    Sie wandte sich an Mr. Lee.
    »Was meinen Sie?«, flüsterte sie.
    »Er isst zu viel, aber er ist okay«, sagte der Chinese. »Mr. Pete hätte ihn bestimmt gemocht.«
    »Also gut«, sagte sie und wandte sich wieder dem Dicken zu, der alles mitgehört hatte. »Falls Sie irgendwelches Gepäck haben, können Sie es da drüben bei der Rampe abstellen. Sie können dann beim Einladen helfen, solange wir mit den anderen Bewerbern sprechen.«
    Sie deutete auf die Wartenden, die sich am Tor zum Hafen zusammengefunden hatten und auf die Thapa aufpasste. Rhino nickte. »Danke.« Dann schaute er sich um. »Was soll denn eingeladen werden?«
    »Da drinnen«, sagte sie und zeigte auf den Holzverschlag, neben dem sie saßen. »Da sind Säcke drin, Reis, Bohnen und jede Menge Konserven. Harte Arbeit. Aber das macht Ihnen sicher nichts aus, Sie sind ja ein Rhino.«
    »Stimmt genau«, sagte er mit breitem Grinsen und schob die Zigarre in den Mundwinkel. Dann deutete er auf seinen muskulösen Oberarm und sagte, ohne die Zigarre aus dem Mund zu nehmen: »Macht mir überhaupt nichts aus, schließlich hab ich die hier nicht bekommen, weil ich Katzen gestreichelt habe.«

    Bevor er im Holzverschlag verschwand, hielt Rhino inne und fragte: »Nur eins noch, haben Sie vielleicht einen Humidor an Bord?«
    Fifi schaute ihn ratlos an. »Einen was?«
    »Einen Feuchtraum.«
    »Was meinen Sie damit, eine Nasszelle mit Dusche?«
    »Nein, Herzchen, einen Schrank, in dem ich meine kubanischen Freunde aufbewahren kann.« Er blies eine Rauchwolke in die Luft.
    Fifi zuckte mit den Schultern. »Ich denke schon. Wir haben alles an Bord.«
    Das Letzte, was sie hörte, nachdem Rhino zufrieden genickt hatte und im Schuppen verschwand, war: »O ja, es ist gut, ein Rhino zu sein.«

Motorschiff Aussie Rules , 20 Seemeilen westlich von Acapulco
    Das diffuse Schimmern von

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