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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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scheitern, läuft es darauf hinaus, dass die in Fort Lewis alles an sich reißen, dann sind Leute wie Sie außen vor. Oder wir schaffen einen Neustart. Der
Army Sitze im Parlament zu geben würde alles eher verschlimmern, meinen Sie nicht auch? Militärdiktaturen sind was für die Dritte Welt.«
    Cesky nickte heftig. Er schnappte sich eine Flasche Bier von einem Tablett, das vorbeigetragen wurde. Ob er Culver zustimmte, weil er dessen hehre Prinzipien teilte, oder nur deshalb, weil er fürchtete, seine geschäftlichen Möglichkeiten würden abgeblockt, wenn die Militärs sich im Stadtrat breitmachten, war nicht wichtig. Aus Culvers Perspektive war Cesky ein Verbündeter, denn er würde, genau wie alle anderen im Raum, mit Nein stimmen, wenn es darum ging, die Verfassung zu ändern.
    »Ich weiß gar nicht, wovor diese Idioten Angst haben«, erklärte Cesky. »Keiner kommt mit dieser verdammten Welle besser klar als wir, dabei sind wir hier am dichtesten dran. Gucken Sie sich doch diese dämlichen Franzosen an. Die bringen sich gegenseitig auf der Straße um. Und China fällt auseinander wie ein billiges Spielzeug. England ist ein einziger Knast geworden. All das ist hier nicht passiert, und es wird auch nicht passieren, es sei denn, wir lassen es zu.«
    Culver hätte ihm widersprechen können, besonders was das Gefühl der Bürger von Seattle betraf, die sich wegen der Energiewelle sehr wohl wie in einem Gefängnis eingeschlossen fühlten, aber er beließ es dabei.
    »Genau«, sagte er stattdessen und gab Cesky einen kräftigen Schlag auf die Schulter. »Das ist die richtige Einstellung. Die Frage ist nur, wie gehen wir jetzt vor? Die Zeiten, als wir das alles den Insidern in Washington überlassen konnten, sind vorbei. Die Mistkerle sind alle weg. Jedenfalls zum größten Teil. Ein paar sind übrig geblieben. Aber genau deshalb müssen wir jetzt vortreten. Sie müssen vortreten, Cesky.«
    »He, ich bin doch schon dabei. Ich bin hier, ich mach mit.«

    »Ja, aber es ist ein bisschen mehr nötig, als nur herumzustehen und schlaue Sprüche zu klopfen«, sagte Culver und schob den kleinen stämmigen Mann in eine aus zwei Sofas bestehende Sitzecke. Dann beugte er sich konspirativ zu ihm. »Könnte sein, dass bald der Zeitpunkt kommt, wo wir handeln müssen. Was meinen Sie dazu?«
    »Was soll denn das heißen, handeln? Jemanden umnieten? Falls das sein muss, dann muss es eben sein.«
    »Oh, so weit wird es sicherlich nicht kommen«, sagte Culver und trat neben die Tür, die beide Hotelzimmer miteinander verband. »Es bringt nichts, sich mit der Army anzulegen. Da kann man nur verlieren. Aber es wäre gut zu wissen, dass wir in dem Moment, wo es hart auf hart kommt, auf Sie zählen können.«
    Cesky reckte sich und nickte begeistert.
    »Ich hab sechshundert Leute unter mir, Culver. Sechshundert Familien haben dank mir etwas zu futtern, ein Dach überm Kopf und Strom und Heizung. Darauf bin ich verdammt stolz, das können Sie mir glauben. Es geht mir nicht nur ums Geld oder um meine eigene Familie, ich tue gern was für andere. Wenn ich Stellung nehmen soll, mach ich das. Wenn ich die Leute auf die Straße holen soll, dann mach ich das auch. Hinter mir stehen genug. Sie wissen, wer sich um sie kümmert, und sie wissen auch, wer ihnen die Butter vom Brot nehmen will.«
    Cesky deutete mit der Bierflasche auf den Fernseher im angrenzenden Zimmer. Zwischen den ganzen Menschen konnte man gerade noch erkennen, dass jemand auf dem Bildschirm erschien, der eine Uniform trug.
    »Mr. Culver, Mr. Culver.«
    Er war froh um diese Ablenkung. Die ganze Zeit hatte er schon nach einer Entschuldigung gesucht, um sich von Cesky zu befreien. Jetzt drehte er sich um, um nachzusehen,
wer gerufen hatte. Leider entdeckte der Bauunternehmer zuerst den Mann.
    »Da drüben. Der Schlappschwanz, der wie eine Tunte aussieht.«
    Culver sah ihn jetzt auch. Es war Aaron Metz von Microsoft.
    Der »Schlappschwanz« versuchte gerade, sich durch die hin und her wogende Menge zu zwängen, und kam nicht recht voran. Er hielt etwas in der Hand.
    »He, macht doch mal Platz!«, rief Cesky und arbeitete sich durch die Masse hindurch, um den zerbrechlich aussehenden Metz dort rauszuzerren.
    »Na los, geben Sie mir die Hand«, rief Cesky ihm zu. »Aber bilden Sie sich bloß nichts darauf ein, okay?«
    Metz war gleichzeitig peinlich berührt und dankbar und ignorierte den Kommentar. »Danke schön«, sagte er. »Es sind so viele Menschen hier, Mr. Culver. Und die

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