Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
aus?«
    Ritchie musste keinen Blick auf irgendwelche Notizen werfen oder einen Assistenten befragen. Er steckte seit einem Monat in diesem Thema drin.
    »Zu neunzig Prozent abgeschlossen, General«, sagte er. »Wir haben dreiundachtzigtausend amerikanische Staatsbürger aus Indien, Pakistan, Sri Lanka und Bangladesch in die Auffanglager in Australien und auf Neuseeland verbracht. Wir holen noch immer gut tausend Personen am Tag raus, aber es ist schon deutlich weniger geworden.«
    »Jeder, der dort nicht weggeht, von dem wird ziemlich bald nicht mehr als ein Röntgenbild übrig bleiben«, sagte Franks. »Wir haben getan, was wir konnten. Ich möchte nicht, dass viele von unseren Leuten noch dort sind, wenn einer von diesen Verrückten auf den Knopf drückt. Wir sollten eine Deadline einführen und sie auf Freitag dieser Woche festlegen. Wer dumm genug ist und danach noch
dort bleiben will, ist auf sich allein gestellt. Sind Sie mit diesem Zeitplan einverstanden, Maccomb?«
    »Das wird ziemlich knapp«, sagte der Offizier. »Die Inder haben ihre Abschussrampen vorbereitet. Viele Botschaften sind schon geschlossen oder werden gerade geschlossen und die Diplomaten ausgeflogen. Die Briten und Australier haben Reisewarnungen auf allerhöchster Stufe ausgegeben, weil ein militärischer Konflikt unmittelbar bevorsteht.«
    »Okay, dann Mittwoch. Mitternacht. Ortszeit. Dann sind wir draußen. Machen Sie weiter.«
    »China«, sagte Maccomb und hielt dann inne, als müsse er gar nicht mehr dazu sagen. »Auch wenn die Volksrepublik nicht unter ethnischen Unruhen leidet wie Frankreich, ist die Lage dort völlig ungewiss. Die Wirtschaft ist nicht zusammengebrochen. Es sah nur eine Weile so aus. Auch schon vor der Katastrophe gab es unausgewogene Entwicklungen und Härten. Tausende von staatseigenen Betrieben wurden nur unterhalten, um die Landbevölkerung in Lohn und Brot zu halten. Jetzt haben Hunderte Millionen Menschen dort kein Einkommen mehr. Vor allem in den Städten bedeutet das, dass die Leute keine Möglichkeit haben, das Lebensnotwendigste zu erwerben. China hat vor der Katastrophe eine Menge Nahrungsmittel aus dem Ausland bezogen. Es kann sich auch jetzt nicht selbstständig versorgen. Die Volksbefreiungsarmee, die einige Schritte Richtung Taiwan unternommen hat, ist nun innerhalb der eigenen Grenzen beschäftigt. Die Regierung hat eine Nachrichtensperre verhängt und alle bis auf eine Handvoll ausländischer Journalisten ausgewiesen, deren Arbeit akribisch überwacht wird. Die meisten unserer Agenten im Land sind uns verlorengegangen. Aber wir haben weiterhin Zugang zu Geheimdiensterkenntnissen der Briten und der Russen, die von einem Konflikt zwischen der Volksbefreiungsarmee und der Kommunistischen
Partei berichten. Um 2.30 Uhr hat ein russischer Agent aus Peking von gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Einheiten der Volksbefreiungsarmee und der Polizei berichtet. In einigen Minuten wird Admiral Ritchie uns mehr darüber sagen können.«
    Ritchie merkte, wie sich ihm alle Aufmerksamkeit zuwandte.
    »Ganz kurz nur, Jim. Glauben Sie, dass sie diesen Konflikt im Inneren oder außerhalb der Landesgrenzen austragen werden?«
    »Im Inneren«, sagte er ohne zu zögern. »Zumindest kurzfristig betrachtet. Die chinesische Staatsmacht fällt auseinander. Das steht fest. Jetzt geht es darum, die Kontrolle zurückzuerlangen, aber das wird nicht einfach sein und schon gar nicht schnell gehen. Wie der Colonel schon sagte, sie haben Hunderte Millionen Menschen dort, die in den kommenden Wochen von Hunger bedroht sind. Wenn sie einen Krieg nach außen führen und Taiwan erobern, wird ihnen das auch nicht helfen. Das wird die Sache eher noch schwieriger machen, zumal ihre Kommandostruktur nicht mehr funktioniert. Sie müssen jetzt erst mal die Auseinandersetzungen im Inland in den Griff bekommen.«
    »Okay«, sagte Franks. »Das genügt fürs Erste. Und jetzt wollen wir unsere Optionen durchgehen.«
     
    In einer Konferenzpause trafen Franks und Ritchie im Büro des Admirals zusammen, wohin sie sich zum Kaffeetrinken zurückgezogen hatten. Es gab nur noch Instantkaffee, richtiger war nirgendwo auf den Inseln mehr aufzutreiben.
    »Wir müssen irgendwas wegen dieser Frankreich-Sache unternehmen«, sagte Franks. »Ich wollte es zuerst nicht glauben, als Sie es erzählt haben, aber die letzten Berichte von den Briten bestätigen es. Wir müssen die Frau da rausholen.«

    Ritchie trank den Rest seines lauwarmen Kaffees aus und

Weitere Kostenlose Bücher