Der Effekt - Roman
Idee, wie groß die sind? Mit wie vielen Leuten die uns Schwierigkeiten machen werden?«, fragte sie, ohne auf eine Antwort zu hoffen.
Rhino zog an seiner Zigarre, und die Glut glomm dicht unter seiner Nase auf. Er schüttelte den Kopf. Er war ungefähr fünfzig Jahre alt, und über seinem Gesicht lag ein Netz aus aufgeplatzten Blutäderchen und Sommersprossen.
»Tut mir leid, die sind leider noch zu weit weg. Ich hätte sie gar nicht bemerkt, wenn wir in der Bucht vor Anker geblieben wären. Das Gebirge hätte unsere Sicht blockiert.«
Jules leckte sich das Salz von den Lippen und überlegte. Die Aussie Rules konnte eine bequeme Reisegeschwindigkeit von fünfzehn Knoten erreichen und eventuell auf siebzehn Knoten und mehr erhöhen, denn inzwischen verfügte sie ja über eine kompetente Mannschaft. Wenn es aber Probleme mit dem hochkomplizierten Motor geben sollte oder wenn das Wetter ihnen zu sehr zusetzte, würden ihre Verfolger sie erreichen. Außerdem würden sie bei dieser hohen Geschwindigkeit ziemlich viel Treibstoff verplempern. Sie rieb sich die Schläfen, in denen es zu pochen begonnen hatte. Das war nicht gerade das, was ihr vorgeschwebt hatte, als sie sich vorgenommen hatte, eine Horde reicher Touristen zu schröpfen. Sie fragte sich, was Pete wohl getan hätte.
»Okay«, sagte sie schließlich. »Das wird sowieso nicht gut enden. Fifi, trommle alle Leute zusammen, die eine Waffe halten können. Sie sollen in die Lounge kommen.
Lee, Sie versuchen so lange wie möglich den Abstand zwischen uns und den anderen zu halten. Ich bin gleich wieder da.«
Sie schaute ein letztes Mal zur Insel zurück. Die Sturmfront im Südosten türmte sich immer weiter auf und bedeckte den gesamten Horizont. Sie vertraute auf die Widerstandskraft der Aussie Rules , die auch einen schweren Orkan verkraften konnte, und hoffte nur, dass ihre Verfolger keinen Spaß an einer stürmischen Jagd hatten. Vielleicht half das Wetter ja dabei, sie abzuhängen.
Es war wirklich ein sehr uneinheitlicher Anblick. Sie war nie besonders beeindruckt gewesen von der märchenhaften Opulenz der großen Lounge an Bord ihrer Luxusjacht. Ihr war es ein bisschen zu aufgedonnert und angeberisch. Im Augenblick aber gefiel es ihr, den mexikanischen Dorfbewohnern, die Pieraro an Bord gebracht hatte, dabei zuzusehen, wie sie einen tollen Sessel nach dem anderen ausprobierten. Vielleicht mochte sie den ungläubigen Ausdruck in den Gesichtern ihrer wohlhabenderen Passagiere sogar noch mehr.
Fifi trat hinter ihr ein. Sie hatte ihr MG dabei. Die Waffe relativierte die luxuriöse Umgebung. Alle sahen sie beunruhigt an, die Kinder zeigten mit dem Finger darauf. Sie waren auf der Straße aufgewachsen und wussten ganz genau, was das für ein Gerät war und warum sie es trug.
Wegen der Piraten.
»Also gut, alle mal herhören«, rief Jules laut. Zusammen mit den Passagieren waren einige Angehörige der Mannschaft hereingekommen, sie schätzte, dass nun etwa dreißig Personen anwesend waren. Sie passten problemlos herein. Die armen Mexikaner, die sich als eine größere Hilfe und weniger große Last erwiesen hatten als die zahlenden Passagiere, hatten sich schweigend unter den Gemälden von Greg Normans Hunden versammelt, nur ein
paar Kinder rannten fröhlich umher. Sie würden natürlich nicht eingesetzt. Das Beste wäre, sie irgendwo unter Deck zusammen mit einer Aufsichtsperson unterzubringen. Granna Ana war wahrscheinlich gut dafür geeignet, die älteste der Mexikaner, die ihre Tage damit zubrachte, auf dem Pool-Deck Bohnen auszuhülsen und Gemüse zu schneiden. Jules zweifelte nicht daran, dass sie jedem, der sich den Kleinen in böser Absicht näherte, die Kehle durchschneiden würde, obwohl sie sich kaum noch fortbewegen konnte. Die anderen Mexikaner mochte Jules inzwischen sehr gern. Sie waren harte Arbeit gewohnt, aßen wenig, und manche von den Männern waren gute Schützen. Wenn es zum Kampf kam, konnte man sich auf sie verlassen. Sie würden Pieraros Befehle ohne Murren befolgen. Darüber hinaus hatten sie sich als geschickte und schlitzohrige Händler erwiesen, wenn die Aussie Rules einen Hafen angelaufen hatte, um die Vorräte zu ergänzen. Jules würde auch weiterhin darauf bestehen, dass sie die Jacht irgendwann verließen, aber im Augenblick gab es gar keine Möglichkeit dazu. Auf dem Kontinent, den sie verlassen hatten, war es viel zu gefährlich geworden, vor allem in der Nähe der großen Städte. Außerdem waren diese Bauern inzwischen
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