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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ist einfach …«
    Der Kloß in ihrem Hals wurde immer größer, der Schmerz in ihrer Brust heftiger, und zum ersten Mal seit ihrer Inhaftierung ließ Caitlin Monroe es zu, dass sie in Tränen ausbrach.

    Larrison, ein breiter Kerl aus Nebraska mit silbergrauen Haaren, umarmte sie und tat nichts, um ihren Gefühlsausbruch zu bremsen. Sie schluchzte, ihr ganzer Körper bebte in seinen Armen.
    »Es tut mir leid, Wales. Ich habe versagt … und …«
    Er strich ihr über den Kopf und das dunkle dichte Haar, das noch feucht vom Duschen war und nach billigem Shampoo roch.
    »Ist alles in Ordnung, Cait. Alles in Ordnung. Du warst krank. Ich weiß. Sie haben es mir gesagt. Du hättest nicht allein losziehen dürfen in dieses Drecksloch hier … entschuldigen Sie bitte, Captain Rolland.«
    »Keine Ursache, es ist ein Drecksloch.«
    Caitlin spürte Larrisons Herzschlag durch seine Anzugjacke hindurch und die Kraft in seinen Armen. Langsam fasste sie sich wieder und machte sich von ihm los.
    »Wie bist du hergekommen?«, fragte sie mit zittriger Stimme. Sie wischte sich die Nase mit dem Ärmel ihres Hemds ab. »Ich dachte, sie hätten dich erwischt und das ganze Netzwerk aufgerollt.«
    Larrison legte ihr beschwichtigend einen Finger auf den Mund, führte sie zum Sofa zurück und setzte sich neben sie.
    »Ich war in London, als es passierte«, erklärte er. »Dort war ich festgenagelt und musste einfach nur zusehen. Tut mir leid, Caitlin. Ich habe versucht, ein Back-up-Team für dich zu bekommen, aber der französische Geheimdienst hat uns immer noch als gegnerische Organisation auf dem Schirm. Immerhin haben wir ja mal gegen sie gearbeitet. Sie haben noch nie eine unserer Zellen geknackt, aber die Spionageabwehr wusste, dass wir da waren. Die haben dich dann ins Visier genommen und zwei Teams abgeblockt, die wir reinschickten. Eins wurde ganz ausgeschaltet, das andere festgesetzt.«
    Caitlin zog die Decke enger. »Was ist denn überhaupt noch von uns übrig, Wales? Ich meine, von Echelon.«

    Er atmete geräuschvoll aus. »Alle Agenten, die in Frankreich operierten, wurden ausgeschaltet. Die Briten haben ihre Leute ebenfalls verloren. Es wäre ein kleiner schmutziger Krieg geworden, wenn wir nicht die Informationen über die Algerische Schule gehabt hätten. Aber in Frankreich bist du unsere letzte Agentin, fürchte ich.«
    Er machte eine weit ausholende Handbewegung. Irgend - wo draußen jenseits des Forts explodierten einige Bomben.
    »Lacan hatte überall seine Leute«, fuhr er fort. »Diese Algerische Schule hängt überall drin. Als wir dich auf Baumer angesetzt haben, kamen sie mit ins Spiel. Er war ihr Schützling, er gehörte zu ihrem … Arrangement. Sie haben die ganze Zeit versucht zu verhindern, dass du an ihn rankommst.«
    Captain Rolland legte einen dreckigen Stiefel auf den Couchtisch, beugte sich leicht vor und nahm die Schachtel mit den Tabletten wieder an sich. »Normalerweise wären Sie festgenommen und verhört worden, mit all den üblichen Umständen«, erklärte er. »Aber seit dem Effekt hat sich alles verändert. Ein gigantischer Schock ging durch die Welt.«
    »Sie hatten Pläne zur Schadensbegrenzung in der Schublade«, sagte Larrison. »Für den Fall, dass eine unvorhersehbare Katastrophe das amerikanische Finanzsystem zusammenbrechen lässt. Ein Atomangriff oder etwas Ähnliches. Aber dieser Vorfall war nicht vorhersehbar, und es ist ja tatsächlich auch mehr als nur eine einfache Katastrophe. Es hat uns weggefegt.«
    »Und die Schadensbegrenzung?«, fragte Caitlin.
    »Sich dem Willen Allahs zu unterwerfen«, sagte Rolland. »Kaum war bekannt, was mit Amerika geschehen ist, hat Lacan seine Vertrauten und seine Einsatztruppen losgeschickt, um Ihr Netzwerk zu zerstören. Es ging natürlich nicht nur um Sie persönlich. Auch die Briten haben
Echelon-Agenten in Frankreich, wie Monsieur Larrison ja schon erwähnt hat. Auch sie wurden ins Visier genommen. Sogar Ihre Juniorpartner, die Kanadier, Australier und Neuseeländer wurden massakriert.«
    »Soll das heißen, dass dieses ganze Chaos, diese Kämpfe, dieser ethnische Bürgerkrieg durchweg von der Algerischen Schule provoziert wurden?«, fragte sie. »Das kommt mir aber sehr weit hergeholt vor.«
    Larrison, der viel älter aussah als bei ihrem letzten Treffen vor zwei Monaten, schüttelte traurig den Kopf.
    »Nicht alles wurde von ihnen in die Wege geleitet. Viele Gewalttaten sind anders entstanden. Aber als erst einmal der Pfropfen rausgezogen war,

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