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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ist der Vulkan explodiert. Ganz bestimmte Vorfälle wurden jedoch bewusst in die Wege geleitet, um die Auseinandersetzungen anzuheizen. Sie wollten einen Aufstand. Vielleicht hätte das nicht funktioniert. Verschwörungen sind oft zum Scheitern verurteilt. Aber nachdem die Israelis die Hälfte der arabischen Welt zerstört hatten, gab es kein Halten mehr. Rassenkrieg, heiliger Krieg, Bürgerkrieg, wie auch immer man es nennen will. Nach den Atomangriffen war es unvermeidlich. Und seitdem bringen sich die Leute hier gegenseitig um.«
    Vorsichtig bewegte sie den Kopf, um noch einmal aus dem Fenster zu schauen. Der graue Regen verwischte die Konturen der Vorstadtsiedlungen, alles erschien wie ein trübes Niemandsland. Aber eines war ganz offensichtlich: Es gab keinen Verkehr, keine Autos waren unterwegs, keine Fußgänger auf den Straßen. Die einzigen Flugzeuge in der Luft waren Kampfjets des Militärs, die Ziele in der Stadt angriffen. Es schien weniger Feuersbrünste zu geben, als sie in Erinnerung hatte, aber der Regen war auch sehr stark, und wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass ganze Stadtteile schon niedergebrannt waren.

    Sie kuschelte sich tiefer ins Sofa. Es war eigenartig bequem.
    »Und wie war das jetzt mit meinem nächsten Auftrag? Du hast da was angedeutet.«
    Wales Larrison schnalzte mit der Zunge.
    »Genau. Wir haben dir bisher nichts davon erzählt, weil du es noch nicht wissen musstest, jedenfalls bis zum jetzigen Zeitpunkt. Die Aktion gegen Baumer geschah in Kooperation mit dem DST, dem Inlandsnachrichtendienst, der Sarkozys Innenministerium untersteht. Sarkozy hat sich gegen die Algerische Schule gestellt und uns um Hilfe gebeten. Das hat es so noch nie gegeben. Echelon ist noch nie Bündnisse außerhalb des englischsprachigen Raums eingegangen. Aber in diesem Fall haben wir uns dazu durchgerungen, weil wir bei unterlassener Hilfeleistung die Folgen am eigenen Leib spüren würden. Die Briten waren sofort dabei. Deine Aufgabe war, Baumers Kontakte offenzulegen, um Lacan und seine Leute aus der Reserve zu locken. Sie wurden bereits vom DST überwacht, ohne dass sie es wussten.«
    »Dachten wir jedenfalls«, fügte Rolland hinzu.
    »Dachten wir jedenfalls«, seufzte Larrison.
    »Gab es ein Leck?«, fragte Caitlin.
    Larrison schnaubte ungehalten. »Gab es. Wir wissen immer noch nicht, wo. Aber Lacan hat Lunte gerochen, und deshalb sind sie dir auf den Pelz gerückt. Er wollte dich dazu benutzen, die Operation gegen sich und die Köpfe der Algerischen Schule auffliegen zu lassen.«
    »Mistkerl«, murmelte Caitlin.
    »Tut mir leid, Caitlin, aber du kennst die Spielregeln.«
    Sie machte eine beschwichtigende Geste.
    »Ich bin nicht sauer auf dich, Wales. Ich kenne meinen Job und weiß, dass nicht immer klar ist, worum es eigentlich geht. Ich bin ein Faustpfand. Ich kann geopfert werden. Es ist nur … ich weiß nicht. Ich bin krank, Wales,
richtig krank. In meinem Kopf stimmt was nicht, auch mit der Art, wie ich denke und die Dinge sehe.«
    Sie seufzte leise, und dann ließ sie es heraus.
    »Ich hab mich mit einer Zielperson angefreundet. Ich hätte es nicht tun sollen, ich weiß, aber so war es nun mal. Mir ging’s nicht gut. Und dann hab ich zugelassen, dass sie abgeknallt wurde. Ich hab nicht gut genug aufgepasst.«
    Um sie herum zerbrach alles in unendlich viele Teile wie in einem Kaleidoskop, als ihr erneut die Tränen in die Augen schossen.
    Larrison beugte sich zu ihr und legte ihr eine Hand aufs Knie. Ihr Vater hatte das früher sehr oft gemacht, und es verstärkte nur ihre Traurigkeit. Larrison sprach sehr ruhig und sanft, so wie ihr Vater es früher getan hatte, aber mit fester Stimme.
    »Du bist kein Faustpfand, Caitlin«, sagte er. »Du bist eine Kriegerin. Und du bist immer noch im Spiel.«

41
    Paris, 16. Arrondissement
    Das Pariser Büro der BBC befand sich auf einem abgeriegelten Gelände. Bewaffnete Posten bewachten den Sender, die Fenster des Gebäudes wurden von Stahlplatten geschützt. Sie halfen nicht, das unregelmäßige Knattern der Maschinengewehre oder das Dröhnen der Granatexplosionen in der näheren Umgebung abzudämpfen. Eine Barrikade aus Sandsäcken, bestückt mit einem Maschinengewehr und Stacheldraht, war vor dem Eingang errichtet worden, dahinter standen schwer bewaffnete Angehörige von Sandline, einer britischen Privatfirma, die Söldnertruppen stellte. Einer der Söldner hieß Dave und war Amerikaner. Melton hatte versucht, sich mit ihm anzufreunden, aber

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