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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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zu Fuß das Verlassen des Flughafenkomplexes zu verwehren. Wenn das mal gutgeht, dachte Kipper. Die Bürger von Seattle waren es nicht gewohnt, sich von Soldaten in Tarnanzügen herumkommandieren zu lassen. Er war sich ziemlich sicher, dass irgendwelche Möchtegern-Grunge-Superstars
in der Menge da draußen die Uniformierten lautstark als »Faschisten« und »Nazis« beschimpften.
    »Entschuldige, dass ich so geschäftsmäßig bin, Barney«, sagte Kipper. »Ich hab nicht daran gedacht, dass du Familie im Osten hast.«
    Barney atmete tief durch und nickte. »Jeder hat dort jemanden. Du doch auch.«
    Kipper schwieg.
    Seine nächsten Verwandten lebten hier, Gott sei Dank. Aber sein Vater wohnte in Kansas City. Außerdem hatte er eine Schwester in New York. Seine Mutter war schon vor drei Jahren gestorben. New York und Kansas City lagen beide hinter dieser Welle.
    Ihm war jetzt klar, warum Barney vorhin am Telefon so komisch geklungen hatte. Im Stadtrat gab es einige fähige Leute, genauso wie eine ganze Reihe Dummköpfe. Falls es stimmte, dass Seattle in vorderster Front im Kampf gegen etwas stand, das einen ganzen Kontinent auslöschen konnte, dann steckten sie ganz schön in der Scheiße.

09

Pazifischer Ozean, 570 Seemeilen westlich von Acapulco
    »Mann, ich wäre echt dafür, dass wir uns davon fernhalten«, sagte Fifi. Es sah aus wie eine gigantische Tsunami-Welle, wie jemand in Hollywood sie sich ausgedacht haben könnte, wie eine von einem Wahnsinnigen erdachte Wasserwand, die sich über den ganzen Horizont ausbreitete und meilenweit in den Himmel hinaufreichte - was natürlich absoluter Blödsinn war. Die Diamantina hatte zwei Tsunamis erlebt, seit Pete ihr Kapitän war, beide über tausend Meilen vom Festland entfernt, und beide waren kaum bemerkbar gewesen, als sie unter dem Rumpf der Jacht durchgeströmt waren. Das Ding da im Norden war etwas ganz anderes als ein Tsunami. Und mit jeder Minute näherten sie sich ihm ein Stück.
    »Da stimme ich dir zu, Herzchen«, sagte er. »Wir bleiben in sicherem Abstand.«
    »Das habe ich nicht gesagt«, protestierte sie.
    »Wie nah ist denn sicher?«, fragte Jules wesentlich distanzierter. »Dieses Wahnsinnsding beginnt weit hinter dem Horizont, Pete. Wer weiß, wie hoch hinauf das reicht. Falls es Lust hat, nach uns zu greifen und sich einzuverleiben, kann es das vielleicht tun.«
    Pete Holder schwang sich unter der Spiere des Hauptmastes hindurch, um einen besseren Blick zu bekommen.
    »Ich glaube nicht, dass es nach uns greifen kann, Jules. Das ist nichts Lebendiges. Es bewegt sich nicht einmal.«

    »Wie auch immer«, sage sie schroff. Wenn sie beleidigt war, wurden ihre Kommentare noch knapper und zurückhaltender als sonst. »Falls wir dies tun müssen, dann bitte schnell. Anschließend machen wir uns dann aber schleunigst davon, würde ich sagen.«
    Mit »dies tun« meinte sie das Entern einer Luxusjacht, der sie auf ihrer Route Richtung mexikanische Küste begegnet waren. Es war ein großes modernes Gefährt aus Aluminium und Verbundstoffen, eine Superjacht, die ganz offensichtlich unbemannt war. Sie driftete nicht, sondern wurde von den Maschinen mit einer Geschwindigkeit von knapp über sechs Knoten nach Süden vorangetrieben. Die Jacht war vor zwei Stunden aus dem Schleier der Energiewelle herausgekommen und auf dem Radar der Diamantina gut zu erkennen gewesen. Pete hatte sich keine großen Gedanken darüber gemacht, bis Mr. Lee ihn von den Nachrichtenseiten am Computer weggeholt hatte. Mit seinen Piratenaugen hatte er im Fahrzeug, das am Horizont aufgetaucht war, sofort lukrative Beute gewittert.
    Die leere Jacht - die Crew war entweder tot oder »verschwunden« - kam wie eine strahlend weiße Erscheinung über den blauen Pazifik auf sie zu. Es tat beinahe weh, das Ding anzusehen, so hell erschien es ihnen im Licht der tropischen Sonne. Unterhalb der Kommandobrücke hatte es vier Decks über der Wasserlinie und eine Länge von über siebzig Metern. Ein zweimotoriges Sportfischerboot hing an zwei Kränen am Heck, es war eindeutig größer als die Diamantina , sah aber im Vergleich zur Jacht wie ein Spielzeug aus, was es in gewisser Weise auch war. Das Spielzeug eines reichen Mannes. Im Heck des Schiffes waren noch weitere, kleinere Boote festgemacht.
    »Das ist ein gottverdammtes Vergnügungsschiff für die oberen Zehntausend«, sagte Pete und stieß einen bewundernden Pfiff aus.

    Auf dem offenen Deck war keine Menschenseele zu sehen, und hinter dem Schiff

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