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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ihnen auf dem Deck lag ein Haufen verbrannter Kleider, aus dem ein paar Liter einer widerlich grünschwarzen Substanz geflossen waren.
    »Was ist das?«, rief Fifi aus, die ziemlich fassungslos war.
    »Das ist wahrscheinlich das, was vom Großen Weißen Hai übrig geblieben ist«, murmelte Pete und rieb sich das Gesicht. Dann schob er einen Strohhut mit dem Fuß beiseite, der neben der ekelhaften Substanz gelegen hatte. »Puh, ich glaube, du solltest deine Schuhe lieber über Bord werfen.«
    Fifi schüttelte angewidert den Kopf. »Oh, Mann, ich werde das bestimmt nicht anfassen. Was ist das denn überhaupt?«
    Jules beugte sich nach unten und schaute sich die giftig wirkende Substanz genauer an.
    »Ich glaube, Pete hat Recht«, sagte sie. »Das ist wohl mal ein Mensch gewesen.«
    »Was ist mit ihm passiert?«, fragte Fifi mit zitternder Stimme.
    Die einzige Antwort, die sie bekam, war das leise Rauschen des Pazifiks, dessen Wellen am Rumpf des Schiffes entlangglitten.
    »Wie viele von diesen Dingern sind wohl da?«, fragte sie und lief auf Zehenspitzen zur Bordseite, wo sie ihre Pistole dazu benutzte, die Schuhe von den Füßen zu streifen.
    »Pass auf, dass du dir nicht in den Fuß schießt«, warnte Pete.
    Sie schüttelte sich. »Das wäre auch nicht schlimmer, als dieses Zeug abzukriegen. Was ist, wenn es so ähnlich ist wie der Blob? Was passiert, wenn ich da reintrete?«

    Jules merkte, dass ihre Gefährtin einem hysterischen Anfall nahe war. Sie ging zu ihr und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Dann fasste sie den Schuh an, den Fifi vergeblich abzubekommen versuchte, und warf ihn ins Meer. Ein bisschen von der schmierigen Substanz landete auf ihrer Hand, und sie rieb sie an ihrem Hemd ab.
    »Es ist eklig, aber mit dem Blob hat es nichts zu tun«, sagte sie. »Wenn es allen so ergangen ist, dann müssen wir saubermachen. Sonst gehen wir womöglich ein Risiko ein. Was meinst du, Pete, wie viele sind wohl an Bord gewesen?«
    Pete zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, Liebling. Bei einer Jacht dieser Größe könnten es gut zwölf Personen gewesen sein, vielleicht auch zwanzig. Es müssen ja auch Köche, Barmänner, Servicekräfte und so weiter dabei gewesen sein. Vielleicht sogar ein Golfjunge. Irgendwo gibt es sicherlich ein Verzeichnis der Mannschaft.«
    »Glaubst du, dass er dabei war, als sie ausgelöscht wurden?«, fragte Jules und deutete mit dem Kopf auf den Strohhut.
    Pete starrte die obszöne Substanz an, die auf dem polierten Deck lag. Er sah sehr grimmig aus. »Der Große Weiße Hai? Keine Ahnung. Könnte schon sein. Oder er hat die Jacht an jemanden ausgeliehen. Oder es war eine Charterfahrt. Kann ich mir allerdings nicht vorstellen. Ich hab mal irgendwo gelesen, dass er das Schmuckstück ausschließlich selbst benutzte.«
    Das brachte Jules auf weitere Fragen. Wenn es die Jacht des Golfers war und diese Schmiere vor ihnen nicht von ihm stammte, dann würde er sie sicherlich wieder zurückhaben wollen. Und wenn sie Kurs auf Australien nahmen, um möglichst schnell von diesem unheilvollen Ding wegzukommen, das die USA verwüstet hatte, dann würden
sie die Jacht kaum als ihre eigene ausgeben können. Man würde sofort wissen, wem sie tatsächlich gehörte.
    »Ich glaube, wir sollten uns mal ein bisschen umschauen«, sagte sie. »Vielleicht findest du ja ein paar Ersatzschuhe, Fifi.«
    Fifi nickte. Sie sah ziemlich fertig aus.
    Sie gingen weiter Richtung Bug.
    Vor der Treppe, die zum nächsten Deck führte, lag ein weiterer Haufen Kleider, offenbar von einer Uniform. Und wieder war die gleiche ekelhafte Substanz herausgeflossen.
    »Mann, wie ich mich darauf freue, hier alles sauberzuwischen«, murmelte Pete vor sich hin.
    »Vielleicht sollten wir die Sache lieber abbrechen«, schlug Fifi vor. »Mir gefällt das überhaupt nicht, Pete. Es macht mich fertig. Du kennst doch diese Kinoszenen, wo man am liebsten laut zur Leinwand rufen möchte: ›Verlasst das Schiff, ihr Dummköpfe!‹«
    Jules und Pete ignorierten sie und traten durch eine Tür ins Innere.
    Ein kalter Lufthauch empfing sie. Die Klimaanlage funktionierte offenbar bestens, auch wenn die gesamte Crew verschwunden war. Unter Deck war es zwanzig Grad kühl. Eine Anzeige hinter der Luke wies darauf hin.
    Jules stieß zufrieden einen Pfiff aus.
    Es war nicht nur der kalte Luftzug, der ihr gefiel, sondern der ungeheure Luxus der Inneneinrichtung. Im Gegensatz zur Diamantina , auf der man niemals vergaß, dass man sich an Bord

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