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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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-, fest stand, dass sie, Lord Balwyns älteste Tochter, eines der schwärzesten Schafe der Familie war.
    Als sie von der Diamantina auf die Superjacht hinübersprang, stellte sie ein weiteres Mal dankbar fest, dass ihr Vater sie mit einer gehörigen Portion pragmatischem nihilistischen Blick auf die Menschheit ausgestattet hatte. Während Pete, ihr vermeintlicher Anführer, sich zu einem unkontrollierten Begeisterungsanfall hinreißen ließ, blieb sie gelassen und ruhig. Behielt die Kacke in der Hose, wie ihr Vater zu sagen pflegte.
    »Heiliger Strohsack!«, rief Pete aus. »Weißt du, was das hier ist? Das ist die Jacht von Greg Norman!«
    »Von wem?«, fragte Fifi.
    »Du weißt doch«, sagte Pete, der jetzt sehr aufgeregt war. »Der Golfer? Der Große Weiße Hai? Eine echte Nervensäge,
aber ein verdammt erfolgreicher Geschäftsmann. Ich glaube, er hat eine Menge Golfplätze entworfen, wenn er nicht gerade ein Turnier verloren hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das hier seine Jacht ist - oder war.«
    »Glaubst du?«, fragte Jules ausdruckslos, als sie vor dem großen Swimmingpool stehen blieben, in dessen Boden das Bild eines stilisierten Hais mit goldenem Golfschläger in der einen und einem weißen Strohhut in der anderen Hand eingelassen war.
    »Was für ein Greg?«, fragte Fifi.
    Pete schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Du kennst dich wohl nur bei Autorennen aus.«
    »Was gibt’s denn gegen Autorennen zu sagen?«
    Bevor Pete antworten konnte, wurde er von Jules unterbrochen, die mit den Fingern schnippte.
    »Entschuldigung, darf ich mal was sagen? Ist das hier jetzt das Ende der Welt? Greg Normans Jacht, soll das jetzt unsere Marie Céleste werden? Können wir uns bitte mit den wichtigen Dingen beschäftigen?«
    »Tut mir leid«, sagte Pete. »Aber er war nun mal der Weiße Hai des Golfplatzes.«
    »Golf ist ein dämliches Spiel«, sagte Fifi. »Dickärschige weiße Männer in hässlichen Hosen, die in Spielzeugautos durch die Gegend kurven …«
    »Fifi«, mahnte Jules mit warnendem Unterton. Sie mochte ihre Freundin, die aus der Gosse kam, aber diese gelegentlichen Underdog-Hasstiraden konnte sie nicht leiden.
    »Hab schon verstanden«, lenkte Fifi ein. »Die wichtigen Dinge.«
    »Komm, lass uns mal alles durchsuchen«, sagte Jules. Sie hängte sich den Karabiner über die Schulter und zog eine Beretta Px4 hervor, auch wenn sie nicht erwartete, dass sich irgendjemand auf dem Schiff befand. Nachdem sie an Bord gegangen waren, hatten sie laut gerufen, aber
es hatte sich so ähnlich angefühlt, als würde man an die Tür eines leeren Hauses klopfen. Sie wusste, dass sie allein waren. Die misstrauische Fifi allerdings behielt ihre abgesägte Schrotflinte in der Hand, in deren Lauf eine schussbereite Patrone steckte. Ihr Daumen lag auf dem Sicherungsschalter, bereit, ihn sofort umzulegen, wenn sie auch nur den leisesten Verdacht hegte.
    Sie standen am Swimmingpool, der sich auf dem zweiten der vier offenen Decks befand. Das Wasser, dessen Oberfläche im Rhythmus der sanft schlingernden Jacht bewegt wurde, reflektierte das gnadenlos grelle Sonnenlicht. Die Spitze des Hauptmastes der Diamantina schaukelte wenige Meter entfernt hin und her. Jules lehnte sich über die blankpolierte Reling und konnte von diesem Platz aus den kahlen Kopf von Mr. Lee weiter unten sehen. Der Pool war ungefähr zehn Meter lang, und am einen Ende lag eine gut bestückte Mahagoni-Bar mit gekühlten Bierflaschen und allen für die Cocktailzubereitung notwendigen Utensilien auf vier schwarzen runden Säulen direkt über der Wasseroberfläche. Eine große Schale mit angegammeltem Fruchtsalat stand in der Mitte der Bar. Neben dem Pool lagen weiße Matratzen, und weiße Kissen waren überall verteilt worden. Jules konnte Petes Gedanken lesen. Natürlich konnte er sich kaum beherrschen. Am liebsten würde er ins Wasser springen und die Mädchen auffordern, ihm eine Margarita zu mixen. Damit endlich etwas passierte, ging sie am Pool vorbei.
    »Hallo!«, rief sie laut. »Ist jemand an Bord? Brauchen Sie Hilfe?«
    »Oh, Scheiße!«, rief Fifi aus. »Das ist ja grässlich!«
    Jules wirbelte herum, aber von nirgendwo drohte Gefahr. Stattdessen hüpfte Fifi auf einem Bein umher, als sei sie in etwas Ekliges getreten. Und genau das war ihr auch passiert.
    »Oh, verdammt! Das ist ja schlimmer als Schafsscheiße!«

    »Was ist das denn?«, fragte Jules und beeilte sich, zu ihr zu kommen, genau wie Pete.
    »O Gott, ist das widerlich«, sagte er.
    Vor

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