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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Augen gesehen hatte. Das war schon tausendfach und überall passiert und geschah noch immer. Die Nationalgarde hatte ihre Flugzeugstaffel in Alarmbereitschaft gesetzt und wartete auf das halbe Dutzend Flugzeuge, die laut Flugplan in Seattle zu erwarten waren. Sie hatten den
Befehl bekommen, die führerlosen Maschinen abzuschießen, bevor sie die Stadtgrenzen erreichten.
    Kipper ertappte sich dabei, wie er immer wieder heftig an einem der Riemen seines Rucksacks zerrte, während er versuchte, sich vorzustellen, was geschehen war, was für eine irrwitzige Kombination von physikalischen Kräften hier gewirkt haben könnte. Er konnte sich keine Erklärung für dieses Phänomen zusammenreimen. Er war eigentlich nur Ingenieur, ein ziemlich guter, wie er meinte, aber er hatte immer noch großes Interesse an Wissensgebieten, die direkt oder indirekt mit seinem Beruf zu tun hatten. Als Junge hatte er Astronaut werden wollen - wer wollte das nicht? -, aber er war nicht dafür gemacht, eine Uniform zu tragen und Befehle entgegenzunehmen. Deshalb hatte er sich geweigert, eine Karriere in der Luftwaffe anzustreben, wie sein Vater es gewollt hatte. Er liebte es, Gebäude zu errichten und nicht, sie zu zerstören. Trotzdem hatte er seine Begeisterung für die Raumfahrt nie so ganz verloren und verbrachte eine Menge Freizeit damit, jene wissenschaftlichen Zeitschriften zu studieren, für die er vielleicht schreiben würde, wenn er wirklich einen Raumanzug angezogen hätte, statt nur davon zu träumen.
    Aber nichts, was er gelesen oder gelernt oder gesehen hatte, ob im Privatleben oder bei seiner Arbeit, konnte auch nur im Entferntesten erklären, was geschehen war, während er auf seiner heiß geliebten Wanderung in den Bergen gewesen war.
    Als die laut dröhnende C-130 sich auf das Rollfeld senkte, schüttelte Kipper diese Gedanken ab, wie ein Hund nach dem Bad die Wassertropfen. Das Flugzeug kam auf einem betonierten Abschnitt nördlich des Towers herunter, wodurch er einen guten Blick auf die Start- und Landebahnen und den Terminalkomplex hatte. Er erkannte sofort, dass hier nichts mehr normal war. Ungewöhnlich viele Flugzeuge standen herum, und keine schien starten
zu wollen. Mit einem Blick konnte er die Firmenlogos von einem halben Dutzend hier gestrandeter Maschinen ausmachen: Midwest, JetBlue, Frontier, China Airlines. Alle diese Firmen hatten Flugzeuge an Terminals geparkt, die sie normalerweise nicht benutzten. Eine Gruppe von Boeing 737 und MD-80 der Alaska Airlines standen zusammen vor der Feuerwehrstation, als wollten sie eine Wagenburg errichten, während eine Ansammlung von Jumbojets und anderen Großraumflugzeugen aus Übersee sich im südlichen Abschnitt des Flughafens zusammengefunden hatte. Als seine Maschine über das Betonrollfeld rumpelte, startete eine Maschine der United Airlines mit laut aufheulenden Turbinen durch und hob sich erneut in den Himmel. Kipper reckte sich, um erkennen zu können, was da schiefgelaufen war, aber die Soldaten der Nationalgarde lösten bereits ihre Sicherheitsgurte und drängten ihn, das Flugzeug zu verlassen.
    »Hier entlang bitte, Sir«, schrie eine Frau in einer feuerfesten Spezialuniform ihn an und schob ihn energisch in die entsprechende Richtung. »Folgen Sie mir.«
    Kipper tat, was sie verlangte, und duckte sich ohne besonderen Grund ein wenig. Vielleicht einfach nur deshalb, weil es angesichts ihres harschen Tons angebracht schien. Der Flughafen war ein einziges Durcheinander aus aufheulenden Motoren, Kerosindünsten und herumrasenden Fahrzeugen, das auf eine recht vage und chaotische Art von Hunderten herumwieselnder und schreiender Männer in Overalls kontrolliert wurde, die allesamt Kopfhörer trugen. Es waren viel mehr Personen in Uniformen anwesend als normalerweise üblich. Kipper ließ sich zu einem wartenden Ford Pick-up führen, der das Wappen der Stadt Seattle trug. Im Wagen wartete Barney Tench auf ihn, wie immer mächtig in seinen körperlichen Ausmaßen, der in Khakihosen und einem blassblauen Hemd ziemlich zerzaust aussah und sehr besorgt wirkte.

    Tench trat auf ihn zu, reichte ihm die Hand und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
    »Oh, Mann, bin ich froh, dich zu sehen«, rief er aus. »Ich dachte schon, du wärst uns irgendwo da oben abhandengekommen. Eine Menge Leute sind in dieser Gegend verlorengegangen. Ich glaube, Locke ist verschwunden und Owen auch. Niemand weiß, wo der Bürgermeister abgeblieben ist, aber Nickells hat sich nicht aus der Stadt

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