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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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protestierte Jules. »Wollen wir eine Mannschaft zusammenstellen oder eine Therapiegruppe für Ex-Alkoholiker und Sex-Maniacs?«
    »Ja«, stimmte Mr. Lee ihr zu. »German Willy trinkt viel, hat zu viel Schwanz. Die anderen sind ebenfalls verrückt. Ohne Schuhe. Ganz schlecht, Mr. Pete, ganz schlecht.«
    »Okay«, lenkte Pete ein. »Ich nehme das zur Kenntnis. Aber Lee hat Recht, wenn er meint, dass wir eine Crew brauchen. Sonst müssen wir die Jacht gleich im nächsten Hafen verkaufen.«
    Jules lächelte säuerlich und räkelte sich auf dem tiefroten Polster der Bank unterhalb der hinteren Kabinenwand. »Pete, ich dachte, du wolltest den Kahn dem Großen Weißen Hai zurückgeben.«
    Pete lächelte traurig und schüttelte den Kopf. »Der Große Weiße Hai ist hinüber, Baby.« Er warf einen Blick auf die Stellen auf dem rutschfesten Boden, wo Mr. Lee zwei weitere Überreste von Menschen aufgewischt hatte, nachdem er die Kleider entsorgt hatte. Ihm schien es nichts auszumachen.
    »Fast alle Menschen nördlich von uns sind verschwunden«, fuhr er fort. »Ihr habt die Nachrichten gesehen.
Wenn wir Glück haben, ist das eine Invasion von irgendwelchen verrückten Affen aus dem Weltraum, denn dann wird wenigstens jemand da sein, der für Ordnung sorgt.«
    »Wie im ›Planet der Affen‹«, sagte Fifi ernsthaft.
    »Genau, Liebling, wenn du so willst. Aber ich glaube eher, dass das Universum oder Allah oder der Große Kürbis oder was auch immer die guten alten Vereinigten Staaten weggepustet hat. Mag ja sein, dass viele das für einen großen Segen halten, aber ich fürchte, wir sind gerade mal drei Tage entfernt von einem Hobbes’schen Zusammenbruch.«
    Fifis leerer Gesichtsausdruck sagte alles über die Grundschulbildung, die sie gerade mal bis zum dreizehnten Lebensjahr genossen hatte.
    »Thomas Hobbes, Herzchen«, erklärte Jules. »Ein Brite. Er hat die Idee des totalen Zusammenbruchs entwickelt, nach dem jeder jeden bekämpft. So wie in einem Film von Jackie Chan. Oder so was wie Ringershowkämpfe im Fernsehen, bei denen alle mitmachen. Du weißt schon, was ich meine.«
    »Genau«, stimmte Pete zu und deutete mit der Hand Richtung Energiewelle. »Die meisten Leute werden es noch nicht bemerkt haben, aber das Ding da draußen hat uns in einen Naturzustand zurückgeworfen, wo jeder gegen jeden Krieg führt. Und ich frage mich, ob es nicht am sichersten wäre, die nächsten paar Jahre im südlichen Pazifik zu verbringen, von einer Insel zur nächsten zu fahren und ein bisschen Handel zu treiben. Dem Chaos immer einen Schritt voraus, denn es wird kommen, das könnt ihr mir glauben.«
    »Es ist schon da«, sagte Lee.
    »Wie bitte?«, fragte Pete und wirbelte mit seinem Drehstuhl herum.
    Lee stand einen Meter neben ihm und schaute abwechselnd auf den Radarschirm und durch ein Zeiss-Fernglas,
das auf einer drehbaren Halterung saß und durch das er den Horizont beobachtet hatte. Er spähte durchs Fernglas, warf einen Blick auf den Monitor, blickte wieder durchs Fernglas und brummte schließlich zustimmend vor sich hin.
    »Zwölf Meilen Süd-Südost, Mr. Peter. Drei Schnellboote. Über sechzig Knoten schnell.«
    »In welche Richtung?«, fragte Jules schon, bevor Pete den Mund aufgemacht hatte.
    »Direkt auf uns zu, jede Wette«, sagte Pete mit fatalistischem Unterton.
    Mr. Lee nickte. »Direkt auf uns.«
    »Sind sie bewaffnet?«, fragte Fifi, sprang auf und griff nach ihrem Gewehr. »Soll ich den Wurm holen?«
    »Zu weit entfernt. Kann nicht sehen«, sagte Mr. Lee.
    »Sie sind bewaffnet«, seufzte Pete. »Also los«, sagte er und stemmte sich aus dem Sessel. »Es geht los. Ja, klar, Fifi. Hol den Wurm raus und deine Kanone auch.«
    »Na großartig.«

10

Krankenhaus Pitié-Salpêtrière, Paris
    »Nein!« Der Schrei der Französin klang roh, animalisch. In ihm schwangen Schmerz mit, Verletzung, Schrecken und Wut. Ihr Gesicht drückte primitivste Gefühle aus, die sich gegen Caitlin wandten, die ganz ruhig mit ihrer Pistole auf sie zielte. Die Killerin hatte schon längst aufgehört, die Frauen und Männer zu zählen, deren letzte Sekunden sie durch das Fadenkreuz und über Pistolen- oder Gewehrläufe hinweg im Visier gehabt hatte. Aus jahrelanger Erfahrung wusste sie, dass Moniques Schrei kein Betteln um Leben war, sondern ein Protest dagegen, dass ihr etwas geraubt worden war, an das sie fest geglaubt hatte. Vertrauen und Intimität, ja die ganze Welt, in der jene Cathy, die Monique gekannt hatte, eine Freundin gewesen war

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