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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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arbeitete sich zielstrebig durch den dichten Verkehr. Nachdem sie die verstopfte Hauptverkehrsader hinter sich gelassen hatten, zog sie eine Handvoll Papiertücher aus einer Schachtel auf der Ablage zwischen den Sitzen und reichte sie Monique.
    »Ich habe deine Freunde nicht getötet«, sagte sie ruhig, aber bestimmt. »Ich habe nicht auf sie gezielt. Aber ich habe die Mistkerle umgenietet, die es getan haben. Sie sind gerächt worden, würde ich sagen.«
    »Sinnlos, das ist doch alles sinnlos!«, rief Monique aus, während ihr Tränen in die Augen traten.
    »Mag sein.« Caitlin zuckte mit den Schultern und warf einen prüfenden Blick in den Rückspiegel, während sie das Tempo zurücknahm, um sich unauffällig in den Verkehrsfluss einzufügen. Nun musste sie herausfinden, wohin es gehen sollte. Monique wollte sie in diesem Moment
nicht um Rat bitten. Die Straße verengte sich und war jetzt nur noch einspurig in jede Richtung. Kahle Bäume säumten den Bürgersteig, auf dem sich die Menschenmassen nach Feierabend drängten, die einen gingen nach Hause, die anderen in ein Lokal zum Abendessen, in ein Bistro oder eine Brasserie, um am Tresen einen Aperitif zu trinken. Warmes Licht strömte aus den Fenstern der Restaurants, in denen sich schon zahlreiche Gruppen an Tischen zusammengefunden hatten, oder aus den Türen der Bars, in denen Männer mit Biergläsern in der Hand gestikulierten. Alles ging seinen gewohnten Gang, alles sah so aus wie immer. Caitlin kam es so vor, als hätte sie genau diese Szenerie schon einmal erlebt, aber heute war das Hauptgesprächsthema zweifellos die Katastrophe, die sich in Amerika ereignet hatte. Von ihrem Platz hinter dem Steuer des Renaults konnte sie das nur ahnen.
    Neben ihr versuchte Monique, ihr unkontrolliertes Schluchzen in den Griff zu bekommen. Inzwischen hatte sie schon gut ein Drittel der Papiertücher verbraucht. Sie suchte in ihren Taschen nach einem Handy, klappte es auf und tippte ein paar Nummern. Caitlin schlug ihr den Apparat aus der Hand.
    »Was, zum Teufel, tust du denn da? Denk mal an die Verschwörungstheorien, die du und deinesgleichen in die Welt setzen. Mit so einem Ding kann man ganz leicht geortet werden. Und außerdem …«
    Roh fasste sie Monique zwischen die Beine, um nach dem Handy zu greifen.
    »Ich will doch nur Billy anrufen!«, protestierte Monique. »Er kann mich abholen. Ich will nicht bei dir bleiben oder in deiner Nähe oder irgendwo, wo du bist …«
    Sie stieß einen erstickten Schrei aus, als Caitlin das Mobiltelefon aus dem Fenster warf.
    »Billy würde bestimmt nicht kommen, Herzchen, das kannst du mir glauben. Stattdessen würden uns noch mehr
von diesen Kerlen in Anzügen und Krawatten und mit Kanonen in der Hand auf die Pelle rücken.«
    »Du Miststück! Das war mein Telefon!«, schrie Monique, die nun ernsthaft beleidigt war.
    »Nein, das war ein Gerät, mit dem man unsere Position aufspüren kann«, sagte Caitlin. »Vergiss deinen Freund. Sein Telefon wird sowieso abgehört.«
    Caitlin schaute auf die Uhr. Sie waren jetzt seit fünfzehn Minuten unterwegs, das genügte, um eine Beschreibung des Wagens inklusive Nummernschild an die Polizei weiterzuleiten und in den Fahndungscomputer einzugeben.
    »Wir müssen den Wagen wechseln«, stellte sie fest. »Da vorn werde ich anhalten, und dann steigen wir aus. Ich möchte, dass du mit mir kommst, aber ich werde dich nicht zwingen.«
    Sie schaute ihre Begleiterin ruhig und abschätzend an. Moniques Augen waren geschwollen, Tränen hatten Spuren im Make-up hinterlassen. Es war ziemlich gut aufgetragen gewesen, so gut, dass Caitlin gar nicht gemerkt hatte, dass sie überhaupt welches hatte. Sie war aufgeregt, natürlich, aber sie war auch wütend. Sehr wütend.
    »Warum sollte ich mit dir kommen? Ich gehe besser direkt zur Polizei und zeige dich an.«
    »Das könntest du tun«, sagte Caitlin, während sie den Wagen in eine schmale Seitenstraße lenkte. »Aber was ist mit den Männern, die ich getötet habe? Die Männer, die Maggie einen Kopfschuss verpasst haben? Das waren Leute von eurem Geheimdienst. Wenn du zur Polizei gehst und denen erzählst, was passiert ist, werden in weniger als einer Stunde deren Kollegen kommen und dich abholen. Die Polizisten werden sie nicht aufhalten. Sie werden nur verhindern, dass du dich davonmachst.«
    »Aber warum? Das ist doch lächerlich.«
    Caitlin fuhr an den Straßenrand und ließ die Vorderräder des Renaults über den Bordstein rollen. Sie war froh,
dass

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