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Der Ehrengast

Der Ehrengast

Titel: Der Ehrengast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Gordimer
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ein Teil der Weißen, die noch immer in der Hauptstadt lebten, unten im Süden, in Rhodesien oder Südafrika, heimischer fühlen würden. »Wer war das?« »Weiß ich nicht – einer der Flugpassagiere – ein blonder Glatzkopf mit Akzent, hab seinen Namen nicht mitbekommen. Ist erst kürzlich hier raufgezogen.«
    »Oh, Hjalmar Wentz – muß es gewesen sein. Er hat gemeinsam mit seiner Frau im Vorjahr das Silver Rhino übernommen. Ich mag den alten Hjalmar. Er war gerade in Dänemark oder sonst irgendwo, weil seine Mutter gestorben ist. Wir gehn einmal am Abend hin und essen ein Steak – sie probieren’s jetzt mit Holzkohlengrill und was weiß ich, um es in Schwung zu bringen.«
    »Was macht McGowan?«
    »Du lieber Himmel, die sind schon seit mindestens fünf oder sechs Jahren weg. Inzwischen hatte es schon drei andere Manager. – Ist im Augenblick schwer, aus dem Lokal was zu machen; schaut jetzt wie ein Pub für Bergleute aus, was es früher einmal auch war, aber für die neuen Regierungsbüros ist es sehr praktisch, nicht zu anspruchsvoll, weshalb auch viele Schwarze reinkommen. Feine Pinkel, ganz hingerissen von ihrer eigenen Würde, ganz auf Lebemann und so, kannst dir ja vorstellen, wiesich die weißen Großmäuler zwischen all den weißen Hemdkragen um die schwarzen Hälse in der Bar vorkommen. Hjalmar ist sanft wie ein Lamm und muß irgendwie aufpassen, daß alles friedlich bleibt. Aber ich werd dir sagen, wer noch immer hier ist – Barry Forsyth. Ja, und Geld macht er auch. Forsyth Construction. Überall stolpert man über sein Firmenschild. Ich hab gehört, daß er den Vertrag für die ganze Urbarmachung im Gebiet um den Isoza-Fluß gekriegt hat – stellt Ingenieure aus Polen und Italien ein.«
    Die Moskitos trieben sie ins Haus. Hinter den Bildern kamen die Spinnen hervor und drückten sich platt wie Seesterne an die Wand. Im Wohnzimmer nicht die Spur von Luft, dafür der Gestank von heißem Fett. Während sie auf das Abendessen warteten, wurde ihre Unterhaltung immer wieder, wenn Diener aus und ein gingen, von höchst geselligen Hintergrundgeräuschen begleitet – Brutzeln, Kratzen und hitzige Reden –, die aus der Küche hereindrangen. Ein weiteres üppiges Mahl folgte, und zwischen Dando und seinem Koch brach wegen einer Flasche Weißweins eine Meinungsverschiedenheit aus.
    »Natürlich ich nicht machen falsche Flasche auf. Ich wissen, wann ist Hühner essen, ich wissen, wann ist Rindfleisch essen.«
    »Gut, es ist aber der falsche, denn ich hab dir heute morgen gesagt, ich möchte, daß die runde flache Flasche in den Eisschrank kommt.«
    »Sie sagen, ich kochen Huhn, richtig? Ich schauen, ich sehen runde Flasche, ist Rotwein drin …«
    »Rosa. Er ist rosa. Ich hab absichtlich nichts über die Farbe gesagt, weil ich nicht wollte, daß du’s durcheinanderbringst. Ich weiß, was du für ein Dickschädel bist, Festus …«
    Selbstgerecht wie zwei ältere unverheiratete Schwestern stritten sie miteinander. Man konnte hören, wie Festus, seiner Sache sicher, den Streit in der Küche haarklein wiedergab; Dando, seinerseits nicht minder davon überzeugt, im Recht zu sein, redete weiter, als wäre er nie unterbrochen worden. »… Man übertreibt keineswegs, wenn man behauptet, daß ihre einzige Aufgabe darinbesteht, anstelle der patriarchalischen Disziplin ein sogenanntes sozialdemokratisches System einzuführen. Dadurch, daß man einen Bezirksrichter einsetzt, hat man den Bezirkskommissar noch nicht ersetzt. Bloß eine seiner Funktionen hat man ersetzt. Zuerst einmal muß man die Landbevölkerung dazu bringen, daß sie begreift, daß diese Funktionen jetzt auf verschiedene Ämter aufgeteilt wurden: Es ist sinnlos, zum Friedensrichter zu rennen, wenn man einen Krankenwagen braucht, der jemand, zum Beispiel, in die nächste Stadt bringen soll – und trotzdem, genau das ist es doch, was die Leute früher getan hätten, oder?«
    »In den Posten im Busch hat es nichts gegeben, wofür wir nicht verantwortlich gewesen wären.«
    »Stimmt. Jetzt aber müssen die Leute lernen, daß es ein Gesundheitsministerium gibt, an das sie sich zu wenden haben.«
    »Gute Sache! Eine gute Einrichtung für alle! Was war das doch hoffnungslos – für den Bezirkskommissar und die Leute. Abhängigkeit und Ressentiment zugleich. Wie die schwarzen Friedensrichter auch sein mögen, wie die Verwaltung auch sein mag – so wie
das
werden sie jedenfalls nicht sein.«
    »Die Friedensrichter sind schon in Ordnung, darüber

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